Taufkirchner Maibaumwache:"Wenn das noch mal vorkommt, dann machen wir den Laden zu"

Lesezeit: 2 min

Beim Taufkirchner Burschenverein wird gerne kräftig gefeiert, wie schon bei der Abba-Night vor einigen Jahren. (Foto: Claus Schunk)

Gekreische, Gegröle, Geschrei: Anwohner der Taufkirchner Burschenhütte sind froh, dass die Partys jetzt zu Ende sind. Bürgermeister Ullrich Sander räumt ein, dass "weit über die Stränge geschlagen" wurde.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Viele Taufkirchner können es gar nicht erwarten, dass am Samstag der Maibaum aufgestellt wird. Die Gründe für Ungeduld sind allerdings sehr unterschiedlich. Für den Burschenverein und etliche andere Gemeindebürger sind die Festivitäten am Wochenende gelebtes Brauchtum und eine willkommene Gelegenheit, nach zwei Pandemiejahren wieder Geselligkeit zu erleben. Nicht wenige Nachbarinnen und Nachbarn der Burschenhütte neben dem Wolfschneiderhof jedoch werden vor allem aufatmen, dass mit dem Aufstellen des Baums die Zeit der Maibaumwache und ihrer Partys endet.

"Seit mehr als fünf Wochen haben wir hier massive Ruhestörungen bis in die Morgenstunden", klagte ein Bewohner aus der Münchner Straße in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Er berichtete von "Gekreische, Gegröle, Geschrei und Autos, die mit immensem Lärm wegfahren". Dazu kämen "öffentliches Urinieren und kotzende, pöbelnde Männlein und Weiblein", überdies "Flaschenberge, Müllberge und ein Verkehrschaos in der einzigen gefährlichen Kurve, die wir in Taufkirchen haben".

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Insgesamt war gut ein Dutzend Anwohnerinnen und Anwohner in der Sitzung erschienen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) zeigte dafür Verständnis: "Was dort an Feiern stattgefunden hat, ist meilenweit über das hinausgegangen, was die Genehmigungen erlauben", stellte er klar. Es sei "weit über die Stränge geschlagen worden - trotz mehrfachen Bittens, leiser zu treten".

Tagsüber wirkt alles ganz ruhig an der Wachhütte des Burschenvereins. Nachts aber beklagen sich die Anwohner über massive Ruhestörung. (Foto: Claus Schunk)

Sander räumte offen ein: "Da hätte man vielleicht vorher die Genehmigungen enger schnallen müssen." Zwischenzeitlich habe man jedoch "einiges an Maßnahmen ergriffen, und es gibt auch Kontrollen", etwa die Dauer und Teilnehmerzahl der Veranstaltungen betreffend. "Es ist die klare Aussage gewesen: Wenn das noch mal vorkommt, dann machen wir den Laden zu", betonte Sander. Zudem kündigte Fabian Sass, der neue Ordnungsamtsleiter im Rathaus, an: "Wir werden die Mai-Feierlichkeiten mit den Burschen nachbesprechen. Da werden wir klare Worte finden."

Einige der Nachbarn, die in den vergangenen Wochen ein Lärmprotokoll geführt und dieses dem Rathaus übermittelt hatten, hätten sich ein früheres Einschreiten der Gemeinde gewünscht, sagte der Anwohner - sowie Sanktionen bei Verstößen gegen die Genehmigungen. "Wir haben absolut nichts gegen die Institution Burschenverein und schätzen die Traditions- und Brauchtumspflege, die hier geleistet wird", sagte er. Allerdings hätte der Gemeinderat bei der Genehmigung der vor zwei Jahren eröffneten Burschenhütte wissen müssen, dass deren Situierung in einem Wohngebiet zu Konfrontationen führen werde.

Der Vorsitzende des Burschenvereins, Julius Ammereller, sagte: "Ich verstehe voll und ganz, dass das eine anstrengende Zeit ist." Die konkreten Vorwürfe lässt er unkommentiert, "weil ich in der Debatte kein Öl ins Feuer gießen will". Ihm sei es wichtig, "dass wir auch künftig mit den Anwohnern im Gespräch bleiben. Es bringt niemandem etwas, wenn wir einen Nachbarschaftsstreit führen."

Ohnehin dürfte es von diesem Wochenende an deutlich ruhiger werden. In der Nachbarschaft hätten jedoch viele die Sorge, dass der Ärger andauern könnte, sagt der Anwohner. "Es finden dort ja weiter Veranstaltungen statt: ein Dorffest, ein Weinfest, After-Partys nach dem Oktoberfest, dazu Vereinsabende und Geburtstage. Und auch aufgrund unserer Erfahrungen in der Vergangenheit ist zu befürchten, dass die Probleme weitergehen werden."

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