Fußball:Die Marke Unterhaching ist zurück

Lesezeit: 3 min

So sehen Sieger aus: In Unterhaching sind Spieler wie Fans nach dem zweiten Sieg in der Relegation aus dem Häuschen. (Foto: IMAGO/Sven Leifer/IMAGO/foto2press)

Nach ihrem Drittliga-Aufstieg will die Spielvereinigung noch stärker auf die eigene Nachwuchsförderung setzen. Und der geplante Kauf des Stadions hat mehr Priorität denn je.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Spät ist es geworden am Sonntagabend. Oder besser gesagt früh. Denn als Manfred Schwabl die Vereinsgaststätte höchstpersönlich zusperrte, war der Montag schon ein paar Stunden alt. Der Präsident der Spielvereinigung Unterhaching hatte sich nach dem 2:0-Sieg über Energie Cottbus im heimischen Stadion als wahres Feierbiest erwiesen, die letzten Stunden bei der Aufstiegsparty im Sportpark lief nur noch die Playlist mit seinen persönlichen Lieblingsliedern. Womit sich der Präsident sozusagen selbst belohnte für all die Mühen, finanziellen Aufwendungen und Risiken, die er in diese Rückkehr des Vereins in den Profifußball gesteckt hatte.

Doch schon am Tag nach dem großen Triumph war der Blick des Klubbosses wieder nach vorne gerichtet. "Ich habe zuletzt immer mit einer Hirnhälfte für die Regionalliga und mit der anderen für die dritte Liga geplant." Jetzt könne er endlich ins Detail gehen, sagte Schwabl zur SZ. Aus sportlichen Gründen sei schon mal gut, dass es durch den Aufstieg nun zwei Wochen später losgehe. Priorität habe, den Kader zusammenzustellen. Einige Verträge hätten sich durch den Aufstieg automatisch verlängert. "Wir werden aber nicht mit einer Mannschaft, die im Schnitt 30 Jahre alt ist, in der dritten Liga weitermachen. Die Routine war wichtig für den Aufstieg, aber das ist nicht der Hachinger Weg", so Schwabl.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Vielmehr gelte es nun, mehr eigene Talente einzubauen, um einerseits potenziell lukrative Verkäufe zu ermöglichen und andererseits vom Nachwuchsfördertopf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu profitieren. Darin liegen knapp drei Millionen Euro, den die Vereine der dritten Liga unter sich aufteilen, und zwar analog zu den Spielzeiten deutscher U21-Talente. Motto: Wer mehr auf die Jugend setzt, räumt mehr Geld ab.

Hier hofft Schwabl auf einen satten Batzen für seinen Verein, denn der neue Cheftrainer ist Marc Unterberger, 34. Der Nachfolger von Sandro Wagner, der den Verein mit unbekanntem Ziel verlässt, war bislang Cheftrainer im Nachwuchsleistungszentrum des Klubs. Und Unterberger geht den Weg, auf die Jugend zu setzen, voll mit. "Wir kalkulieren mit 2,5 Millionen Euro als Jahresbudget, das ist natürlich mehr als in der Regionalliga, aber deutlich weniger als bei vielen anderen Drittligisten." Zum Vergleich: Der TSV 1860 München hatte in der abgelaufenen Saison einen Etat von 6,3 Millionen Euro angegeben.

Eigengewächs: Nationalspieler Karim Adeyemi (rechts), der mittlerweile für Borussia Dortmund spielt, feiert mit Hachings Präsident Manfred Schwabl den Aufstieg der SpVgg in die dritte Liga. (Foto: Sven Leifer/IMAGO/foto2press)

In Haching will man dagegen weiterhin das Image des sympathischen Dorfvereins pflegen, bei dessen Heimspielen Familien mit Kindern willkommen sind und wo die Fangruppen nach dem Spiel gemütlich im Biergarten beieinandersitzen. Dass es beim entscheidenden 2:0-Erfolg im Relegationsspiel am Sonntag gegen Energie Cottbus ein bisschen anders war, sei der speziellen Situation im Kampf um den Aufstieg geschuldet gewesen, betont der Präsident.

Im mit 12 500 Zuschauern ausverkauften Stadion war es wegen Sachbeschädigungen, Becherwürfen und einem versuchten Platzsturm durch Cottbus-Fans in der zweiten Halbzeit zu einer etwa 20-minütigen Spielunterbrechung und einem Polizeieinsatz gekommen. Die Anhänger wurden durch den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray aufgehalten, wie die Polizei an Montag zusammenfasste, dabei seien 24 Anhänger durch Pfefferspray verletzt und vor Ort medizinisch versorgt worden. Auch der Platzsturm von Haching-Fans nach Spielende inklusive gezündeter Pyrotechnik wird von der Münchner Kriminalpolizei untersucht; bislang seien über 15 Tatverdächtige bekannt.

Begeistert wie lange nicht: Die Anhänger der Spielvereinigung Unterhaching haben sich zur Feier des Tages für das Aufstiegsspiel gegen Cottbus nach einem Aufruf des Klubs alle weiß angezogen. (Foto: Jasmin Walter/Getty Images for DFB)

Für die Gemeinde Unterhaching sind die Vorfälle vom Sonntag kein Grund zur Panik, wie Rathaussprecher Simon Hötzl sagt: "Die Spielvereinigung und die Gemeinde können auch höhere Ligen, das haben wir schon bewiesen." Auch Hötzl ordnet die Ausschreitungen der enormen Bedeutung der Partie zu: "Nicht bei jedem Spiel ist die Atmosphäre so aufgeheizt, aber wir machen mit unseren Partnern von Polizei und Feuerwehr vor jeder Partie eine Risikoeinschätzung." Das werde selbstverständlich auch kommende Saison etwa vor Spielen gegen die Münchner Löwen, Dynamo Dresden oder Rot-Weiss Essen, die im Normalfall mit zahlreichen Fans anreisen, so sein.

"Die Spielvereinigung war schon immer ein Aushängeschild", sagt Gemeindesprecher Hötzl

Über den Aufstieg der Fußballer freue man sich in der Kommune sehr, sagt Hötzl. "Die Spielvereinigung war schon immer ein Aushängeschild und hat uns deutschlandweit bekannt gemacht." Jedenfalls bringe der Aufstieg der Fußballer vermutlich höhere Einnahmen für Gastronomen und Hoteliers und stärke den "Markenkern von Unterhaching als sportliche Gemeinde".

Die jüngsten Unstimmigkeiten über den geplatzten Verkauf des Stadions an den Verein sind laut Hötzl kein Thema mehr. Man versuche nun, über die neu gegründete Kommission mit den Fraktionschefs der Gemeinderatsfraktionen, Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) und Experten aus der Verwaltung neue Rahmenbedingungen zu erarbeiten. Aus dem Umfeld der Vereins heißt es, der Kauf des Sportparks habe weiterhin eine hohe Priorität, angeblich will man das Thema möglichst bis zum Jahreswechsel erfolgreich abschließen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBadeunfälle
:Die Hightech-Retter aus der Bretterbude

Die Unterhachinger Wasserwacht ist hochmodern ausgerüstet. Sie arbeitet mit Unterwasserdrohnen und gilt als wichtiges Ausbildungszentrum für Bayern. Von der Gemeinde fühlt sie sich kaum unterstützt, obwohl sie ihren Stützpunkt im Freibad hat.

Von Iris Hilberth (Text), Sebastian Gabriel (Fotos und Videos)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: