Neuried:Radweg durch den Bannwald

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Nach langen Vorbereitungen beginnt der Bau der 4,6 Kilometer langen Verbindung zwischen Gauting und Neuried. Sie soll Pendler ganzjährig dazu animieren, das Auto stehen zu lassen.

Von Annette Jäger, Neuried

"Ich rechne mit einhundert Radfahrern am Tag", sagte Harald Zipfel, Bürgermeister von Neuried (SPD). So viele Radler werden künftig den neuen Radweg zwischen Gauting und Neuried nutzen, vermutet er, "ich glaub's einfach". Am Mittwoch erfolgte der Spatenstich für die 4,6 Kilometer lange Verbindung entlang der Kreisstraße M4.

Endlich, muss man sagen. Denn das Projekt beschäftigt die Gemeinden Neuried und Gauting seit rund zehn Jahren. Zu dem symbolhaften Schaufelakt erschienen unter anderem die Bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU), Regierungspräsidentin Maria Els und die Landräte der Landkreise München und Starnberg, Christoph Göbel (CSU) und Stefan Frey (CSU).

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Rund 18 000 Quadratmeter Bannwald wurden für den 2,50 Meter breiten Weg gefällt. Bäume fällen für einen Radweg? Das fragen sich viele. Im Wald gibt es doch genug Wege, lautet dann das Argument. Doch das zieht nicht. "Das wird kein Freizeitradweg", erklärte Zipfel, "sondern ein Alltagsradweg." Der Weg wird asphaltiert, im Winter geräumt und gesalzen. Er verbindet die beiden Landkreise und soll Pendler und Ausflügler ganzjährig dazu animieren, das Auto stehen zu lassen und sogar bis nach München zu gelangen.

Der Radweg geht in Neuried über in die Gautinger Straße und führt durch die Ortsmitte. Von dort kann man entweder über die Münchner Straße entlang der Autobahn zum Luise-Kiesselbach-Platz gelangen oder alternativ den Radweg nach Großhadern in Richtung U-Bahn einschlagen. Mit dem Radweg werden auch zwei neue Bushaltestellen an der Kreisstraße M4 errichtet, direkt im Kreuzungsbereich der M4 und der Abzweigung nach Buchendorf.

Hier stoppt künftig der Schnellbus X910 zur U-Bahn nach Großhadern sowie der 965er-Bus von und nach Buchendorf. "Das ist die Ergänzung schlechthin", sagt Zipfel, der die Haltestellen angeregt hat. Die Haltestellen sind für Pendler, die in Gauting und Buchendorf wohnen, interessant, aber auch für "Freizeitreisende", wie Landrat Christoph Göbel (CSU) sie nannte. Den Radweg haben sich die Bürger der umliegenden Gemeinden dringend gewünscht, daran erinnerte Göbel.

Die Baumfällungen dienten "einer guten Sache", denn das Radeln entlang der Kreisstraße sei sehr gefährlich. Rund 3,5 Millionen Euro kostet der Radweg, inklusive aller Planungskosten und des Grunderwerbs, der mit rund einer Million Euro zu Buche schlägt. Der Waldstreifen entlang der M4 gehörte größtenteils der Heiliggeistspital-Stiftung, mit der nur ein Tauschgeschäft möglich war: Der Landkreis musste Waldflächen im Forstenrieder Park erwerben, um sie gegen den Waldstreifen zu tauschen.

"Das war der mühsamste Akt", sagte der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU). Die langwierigen Verhandlungen bleiben an den Bürgermeistern der Gemeinden Neuried und Gauting hängen. Das gerodete Waldstück, das als Bannwald ausgewiesen ist, muss zudem ausgeglichen werden und zwar in einem höheren Maße, als gerodet wurde. Insgesamt muss der Landkreis 27 000 Quadratmeter wiederaufforsten.

Den größten Anteil der Kosten trägt der Landkreis München mit 87 Prozent, der Landkreis Starnberg trägt 13 Prozent. Allerdings fließen Fördermittel des Bundes in Höhe von 80 Prozent an die beiden Landkreise, insgesamt 2,55 Millionen Euro. Göbel freute sich über den üppigen Zuschuss, damit sei etwas "wirklich Gutes getan." Mit dem Geld soll der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad gefördert werden, betonte Kerstin Schreyer (CSU), die den Förderbescheid an die Landräte übergab. "Der Verkehrsumstieg ist nötig und wir wollen ihn." Der Weg ist Teil des Projekts, bis 2030 rund 30 Prozent der insgesamt 109 Kilometer langen Kreisstraßen im Landkreis mit Radwegen auszustatten. Im November 2021 soll der neue Radweg befahrbar sein.

© SZ vom 01.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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