Planegg:212 Millionen Euro für 980 Meter U-Bahn

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Teure Buddelei: Der erste Bauabschnitt für die U6-Verlängerung läuft, die Kosten für das Projekt sind immens. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Kosten für die Verlängerung der U6 nach Martinsried steigen immer mehr, die finanzielle Belastung für die Gemeinde in den kommenden Jahren wird enorm.

Von Rainer Rutz, Planegg

Die Kosten für die 980 Meter umfassende Verlängerung der U-Bahnlinie 6 vom Klinikum Großhadern bis zum Universitätscampus Martinsried steigen in immer höhere Sphären: Neben den reinen Baukosten, die von ursprünglich kalkulierten 70 Millionen Mark vor 25 Jahren auf mittlerweile 212 Millionen Euro angewachsen sind, schießt auch die Berechnung der oberirdischen Bauten, U-Bahnhof und Busbahnhof mit entsprechender Infrastruktur, gewaltig in die Höhe. Der Bau des Busbahnhofs war im vergangenen Jahr noch mit sechs Millionen Euro angesetzt, zwölf Monate später sind es bereits sieben Millionen Euro - erfahrungsgemäß dürfte das nicht das Ende der Fahnenstange sein. Im Bauausschuss des Planegger Gemeinderats löste diese Zahl am Donnerstagabend allerdings keine Reaktionen mehr aus, offenbar hat man sich an die Preisspirale für die U-Bahn gewöhnt.

Die Belastung für den Etat der Gemeinde Planegg in den kommenden fünf Jahren ist jedenfalls enorm: Den Busbahnhof, der direkt im Anschluss an den U-Bahnhof entstehen wird, muss die Kommune alleine bezahlen; ob es dafür Zuschüsse vom Staat gibt, ist fraglich. In der Sitzung am Donnerstag stellten Planer und Architekten die in den vergangenen Monaten erarbeiteten Modelle vor. Sie werden voraussichtlich so übernommen, es läuft allerdings noch eine Machbarkeitsstudie.

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"Busbahnhof und U-Bahnhof werden eine funktionale Einheit", sagte Architekt Bernhard Popp. Geplant sei "ein Ort, der gut funktioniert, der mehr als nur ein Dach" bieten solle. Den auf die U-Bahn Wartenden solle größtmögliche Bequemlichkeit und Funktionalität geboten werden - mit vielen Sitzplätzen und Warteinseln, die sich rund um ein großes Blumenbeet gruppieren. Es wird eine öffentliche Toilette und einen Aufzug geben. Das gewaltige, die gesamte Wartefläche überspannende Dach soll mit Solarzellen bestückt werden, "die so viel Strom produzieren können, wie 3000 E-Autos pro Jahr brauchen". Zwei Fahrradhäuser für etwa 310 Zweiräder soll es geben, dazu einige Stellplätze für Lastenräder.

Der Bahnhof soll weitgehend autofrei bleiben, es gibt nur "Kiss-and-go-Parkplätze"

Sechs Gelenkbusse können gleichzeitig an- und abfahren können, damit seien "aber keine zusätzlichen Linien gemeint", stellte Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig klar. Es wird "Kiss-and-go-Parkplätze" geben, also nur zum kurzzeitigen Anhalten und Aussteigen, Autos hätten ansonsten am Bahnhof nichts zu suchen. Um den Verkehr zu entzerren, soll die Lena-Christ-Straße zum größten Teil eine Einbahnstraße werden, kündigte Planer Jens Böhm an. Der Projektstand, hieß es, sei mittlerweile weit fortgeschritten, mit den naheliegenden Max-Planck-Instituten und der Universität bestehe Einigkeit. Sollten keine gravierenden Änderungen mehr nötig werden, würden die Planungen noch diesen Herbst abgeschlossen.

Einzig Fritz Haugg (FDP) übte Kritik an den Planungen. Ihm gefällt nicht, "dass es keine Anbindung von Osten her gibt". Als Behindertenbeauftragter der Gemeinde findet er auch die Wege zur U-Bahn für Rollstuhlfahrer zu lang. Letztendlich stimmte er gegen die Planungen. Stefan Schaudig vom Rathaus stellte klar: "Eine Anbindung von Osten her bleibt technisch möglich. Der Freistaat will allerdings keine Busfahrten durch Wissenschaftsgelände."

Die Strecke für Rollstuhlfahrer zur Rampe oder zum Fahrstuhl ist laut Schaudig kerzengerade und könne leicht bewältigt werden. Philipp Pollems (PPM) kritisierte, dass ein einziger Aufzug von der Oberfläche zu den Gleisen zu wenig sei. Schaudig erklärte ihm, dass der Staat bestenfalls einen Aufzug fördere: "So ist das überall in München und auch bei der S-Bahn." In Martinsried gelte im übrigen grundsätzlich "das Prinzip der kurzen Wege".

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