Coronavirus:Eltern halten sich mit Impfung ihrer Kinder zurück

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Auch kindgerechte Werbung, wie hier am Impfzentrum in Oberhaching, führt nicht zu einem Ansturm von Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren. (Foto: Claus Schunk)

Von den 26 000 Fünf- bis Elfjährigen im Landkreis haben bisher nur 4500 eine erste Dosis erhalten. Landrat Göbel prophezeit deshalb für Ende Januar ein Chaos an den Schulen.

Von Iris Hilberth, Landkreis München

Die Corona-Impfungen von Kindern kommen im Landkreis München nur schleppend voran. "Es könnte besser laufen", gab Landrat Christoph Göbel (CSU) am Mittwoch in einem Pressegespräch zu. Die Zahlen, die das Landratsamt ihm zu diesem Thema vorgelegt hat, stimmten ihn wenig zuversichtlich, was den Schulbeginn im neuen Jahr betrifft. Von den etwa 26 000 Fünf- bis Elfjährigen im Landkreis haben bislang 4534 eine Erstimpfung erhalten, knapp die Hälfte davon in den Impfzentren. Seit Mitte Dezember ist es möglich, diese Altersgruppe zu immunisieren. "Wir haben noch 12 000 Impfdosen für Kinder vorrätig, daran soll es nicht scheitern", sagte Göbel.

Der Landrat geht davon aus, dass viele Familien in den Ferien verreist sind oder Tagesausflüge machen. Da passt ein Impftermin gerade nicht hinein. "Impfen stört in den Ferien", vermutet Göbel. Natürlich gebe es auch diejenigen, die bereits eine Infektion durchgemacht hätten und drei Monate abwarten müssen, bis sie sich impfen lassen dürfen. Die könnten das im Januar und Februar tun. Die andern sollten aber jetzt kommen. "Es sind Impftermine für Kinder frei", wirbt Göbel für die Immunisierung der jüngeren Schüler. Die älteren können sich schon bald ihren Booster abholen. Das Landratsamt wurde am Mittwoch vom Gesundheitsministerium informiert, dass Jugendliche unter 18 Jahre nun auch eine dritte Impfung erhalten können. Bisher gab es die nur für Volljährige.

Es ist wie im Sommer: Auch da seien Impfungen wie "Sauerbier" angeboten worden

Unterdessen ist die Virusvariante Omikron auch im Landkreis weiter auf dem Vormarsch. Die Verdachtsfälle haben sich inzwischen auf 153 erhöht - nach 54 in der Vorwoche und sechs vor 14 Tagen. Mittlerweile sind 20 Prozent der Neuinfektionen im Landkreis auf Omikron zurückzuführen. Von den 526 neuen Fällen innerhalb der vergangenen sieben Tage besteht bei 100 der Verdacht auf die neue Variante aus Südafrika. Obwohl noch kein Ergebnis einer Vollgenomsequenzierung vorliegt und die Behörden daher weiterhin von Verdachtsfällen sprechen, ist laut Gesundheitsamtschef Gerhard Schmid damit zu rechnen, dass es sich sehr wahrscheinlich um Omikron-Fälle handelt. Diesen eindeutigen Hinweis gebe es bereits durch sogenannte V-PCR-Tests. Die Vollgenomsequenzierung als tatsächlicher Nachweis dauere sehr lange, da sie besonders aufwendig sei. So liegt von der Untersuchung des ersten Omikron-Verdachtsfalls am Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching, der bald drei Wochen her ist, noch immer kein Ergebnis vor.

Das große Problem nach den Ferien sieht Göbel darin, dass viele ungeimpfte Kinder dann mit Omikron in Berührung kommen könnten und bei dieser Variante derzeit sehr restriktiv mit Kontaktpersonen umgegangen wird. "Da müssen wir immer die ganze Klasse 14 Tage in Quarantäne schicken", sagte er und kritisiert abermals das "reaktive Verhalten" der Politik: "Omikron ist im Durchmarsch und wir rennen den Dingen hinterher." Bis Ende Januar, so schätzt Göbel, würden die Bestimmungen so bleiben, wie sie aktuell sind. Daher rechnet der Landrat damit, dass es nach den Ferien wieder viele Schulen treffen wird und ganze Klassen oder gar ganze Schulen geschlossen werden. "Das wird ein totales Chaos", befürchtet er. Vielleicht werde dann auch entschieden, dass die Geimpften nicht in Quarantäne müssen.

Auch die Reaktion kann er sich schon ausmalen. "Dann heißt es: Kinder schnell impfen." Im Sommer habe es eine ähnliche Situation gegeben. "Damals haben wir Impfungen wie Sauerbier angeboten, mit Würschtel dazu oder Eis", erinnert Göbel an die schleppenden Impffortschritte. Als dann im Winter wieder mehr Leute bereit waren, sich das Vakzin verabreichen zu lassen, schimpften alle über die Kälte beim Anstehen an den Impfbussen. "Ich hoffe, dass wir dazulernen und sich das Coronavirus im kommenden Jahr zu einem normalen Virus entwickelt, das den Wirt nicht mehr so gefährdet", sagte Göbel.

Genügend Impfstoff hat der Landkreis jedenfalls auf Lager, um die Impfwilligen zu versorgen. Zusätzlich zu dem Kinderimpfstoff von Biontech gibt es für die unter 30-Jährigen und Schwangeren vom gleichen Hersteller 10 000 Impfdosen, für die Älteren von Moderna weitere 50 000.

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