Sportradler:Plaketten für rasende Biker

Sportradler: Die Beschwerden über rücksichtslose Radler häufen sich: Vor allem auf der Strecke an der Kugleralm vorbei sind manche in hohem Tempo, ohne abzubremsen unterwegs.

Die Beschwerden über rücksichtslose Radler häufen sich: Vor allem auf der Strecke an der Kugleralm vorbei sind manche in hohem Tempo, ohne abzubremsen unterwegs.

(Foto: Claus Schunk)

Oberhaching will sich dafür einsetzen, dass rücksichtslose Biker künftig leichter identifiziert und belangt werden können. Die Polizei und der Fahrradklub unterstützen das, wenngleich es schwer umzusetzen ist.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Radfahren hat in Oberhaching einen hohen Stellenwert. Die Gemeinde ist sogar zertifizierte radlfreundliche Kommune und schneidet bei Befragungen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) immer besser ab als alle anderen im Landkreis. Nur für eine bestimmte Spezies von Radfahrer hat man im Rathaus kein Verständnis: die Raser. Bei Rennradlern, die etwa auf der Linienstraße an der Kugleralm vorbeizischen, ohne ein Abbremsen überhaupt in Betracht zu ziehen, steigt Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) die Zornesröte ins Gesicht. "Das Fahrrad ist kein rechtsfreier und hirnfreier Raum", schimpft er. Oberhaching macht sich jetzt für eine Kennzeichnungspflicht für Sportradler stark.

Den Schnellfahrern einfach eine Plakette ans Bike kleben, um sie gegebenenfalls zu identifizieren und rechtlich zu belangen, kann die Gemeinde natürlich nicht. Für solche Entscheidungen sind andere Ebenen der Politik zuständig. Aber fordern kann man das ja mal, dachten sich die Verwaltung und der Bürgermeister, bei denen sich die Beschwerden über die rücksichtslose Radler häufen, die aufs Tempo drücken statt auf die Fußgänger zu achten, die ohne Abstand überholen und dabei die gemütlichen Radler erschrecken, und die noch nicht einmal eine Klingel haben.

Denn Amtsleiter Alexander Maierhöfer hat festgestellt: "Es ist zum einen müßig, bei diesen Personen auf Erkenntnis und Einsicht zu setzen. " Zum anderen beschädigten diese äußerst eigensinnigen und lautstarken "Spezialisten" den Ruf der Radlerinnen und Radler insgesamt und stellten die mit bester Absicht und voller Überzeugung getroffenen Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs in Frage. "Das ist grotesk", findet Maierhöfer.

Die Verwaltung hat festgestellt, dass es mittlerweile zu viele Einzelfälle sind, um augenzwinkernd oder schulterzuckend über die Ärgernisse bis hin zu gefährlichem Verhalten einfach hinwegzugehen. Auf ihrer Seite sieht sie den Landkreisbeauftragten des ADFC, Hartmut Schüler, der eine Anpassung der Straßenverkehrsordnung anregt, um uneinsichtige und rücksichtslose Rennradfahrer bei grobem Fehlverhalten besser oder überhaupt belangen zu können. Außer der Kennzeichnungspflicht fordert er Geschwindigkeitsmessungen, Punkte in Flensburg und eine zeitgemäße Definition eines Rennrads, beispielsweise Gewicht oder Übersetzungsverhältnis. Denn dass auch das Hollandrad zum Einkaufen oder Kinderfahrräder gekennzeichnet werden sollen, will keiner.

"Gescheit" wäre so eine Kennzeichnungspflicht schon, findet der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Unterhaching, Detlef Hüttner. Er weiß, wie schwierig es ist, Verkehrssünder auf dem Fahrrad anzuhalten. So etwas sei andernorts schon mal in eine Schlägerei ausgeartet, weil die Beamten den Radler am Gepäckträger festhalten wollten. "Aber hierzu wären schon einige Hürden zu durchlaufen", sagte Hüttner am Dienstagabend im Oberhachinger Umwelt- und Verkehrsausschuss.

Das Gremium war sich daher auch nicht ganz einig in der Frage, ob eine solche Forderung überhaupt etwas bringt. "Das ist ein Schuh, der uns nicht passt", findet Johannes Ertl von den Freien Wählern, der sich lieber mal um die Schüler kümmern würde, die ohne Licht herumfahren. Auch Valentina Eckel von den Grünen ist der Ansicht, das sei ein "langer Weg und kostet sehr viel Geld". Es gebe immer einen Prozentsatz von Leuten, "die sich bescheuert benehmen", sagte sie. "Ja, es gehe nur um die Spitze des Eisberges", entgegnete Karin Göbel von der CSU, die darauf hinwies, dass jedes Pferd eine Kennzeichnungspflicht habe, Radfahrer aber nicht.

Am Ende waren sechs Ausschussmitglieder dafür und drei dagegen, im Gemeindetag für das Thema zu werben. Eine Forderung soll es nicht gleich sein, aber eine Unterstützung einer Identifizierungsmöglichkeit von Sportradlern. "Es geht nur um die Botschaft", sagte Bürgermeister Schelle, "wir wollen das anregen."

Anmerkung der Redaktion: Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) legt Wert darauf, dass die von einem Mitglied geäußerte Meinung zu einer Plakettenpflicht für Räder nicht die offizielle Haltung des ADFC widerspiegelt. Auf der Homepage des ADFC München ist eine Stellungnahme zu finden.

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