Garching:Gepflegtes Streiten

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Melissa Correns aus Rosenheim versucht darzulegen, warum aus ihrer Sicht Wasser nicht rationiert werden sollte. (Foto: Robert Haas)

Beim Regionalfinale Oberbayern-Ost von "Jugend debattiert" geht es am Werner-Heisenberg-Gymnasium um gute Argumente und auch darum, den anderen ausreden zu lassen.

Von Tilmann Wensky, Garching

Ein gepflegter Austausch trotz inhaltlicher Differenzen ist ein Grundpfeiler der Demokratie. Wie es wäre, wenn alle das leben würden? Marlene Wolkstein aus Haar hat sich zur Vorbereitung auf die Teilnahme an "Jugend debattiert" im Internet die Profis angeschaut und war wenig angetan: "Teilweise haben die Debatten in der Schulklasse ein höheres Niveau als im Bundestag." Die Schülerin des Ernst-Mach-Gymnasiums nahm am Mittwoch in Garching beim Regionalfinale Oberbayern-Ost von "Jugend debattiert" an der Endrunde teil. Zur Vorbereitung auf diesen Schulwettbewerb wird den Schülerinnen und Schülern im Unterricht alles Nötige beigebracht: die Recherche, die Ausarbeitung und Artikulation von Argumenten oder das Entkräften der Gegenposition.

Die ans Werner Heisenberg-Gymnasium angereisten Siegerinnen und Sieger aus zwölf teilnehmenden Schulen des Regierungsbezirks hatten eine Woche Zeit, sich selbständig auf die bekannt gegebenen Streitthemen vorzubereiten. Sie haben die dritte Stufe des Wettbewerbs erreicht, der sich über fünf Stufen von der klasseninternen Debatte bis zum Bundesfinale in Berlin zuspitzt. Während der Qualifikationsrunden debattierten sie noch in kleineren Klassenzimmern. Nun sitzen die Finalteilnehmer mit Mikrofonen verkabelt erhöht auf einer Bühne vor dem Publikum. An die 100 Schüler und Lehrer sind dabei und fiebern mit.

Der Fanclub von Charlotte Hörning aus Dorfen: Das Publikum fiebert mit. (Foto: Robert Haas)

Es wird in zwei unterschiedlichen Altersstufen debattiert: Die Klassen acht bis zehn bilden die erste, die Oberstufe von Klasse elf bis 13 die zweite Sekundarstufe. Aus den beiden Stufen werden in der Vorrunde durch eine Jury jeweils die vier überzeugendsten Schülerinnen und Schüler bestimmt, die eine Finaldebatte austragen. Die Schüler der ersten Altersstufe setzen sich damit auseinander, ob eine Obergrenze für den täglichen Wasserverbrauch pro Person eingeführt werden sollte.

Sie debattieren leidenschaftlich und überzeugen mit Fachwissen. Konrad Köhler befürwortet den Vorschlag energisch. Er hat das Debattieren durch den Unterricht für sich entdeckt: "Mir macht es am meisten Spaß, die entgegengesetzte Position zu entkräften", sagt er am Rande der Veranstaltung. Unterbrochen werden die Redner nur vom leise klingelnden Glöckchen, welches das Ende ihrer Redezeit anzeigt. Nach Ende der 24-minütigen Debatte verlässt die Jury die Turnhalle, um sich zu beraten. Währenddessen bleiben die Schüler aufgeregt auf ihren Plätzen auf der Bühne. Eine interaktive Abstimmung über die Streitfrage per QR-Code bietet dem Publikum willkommene Abwechslung.

Die Finalisten der zweiten Sekundarstufe müssen darlegen, ob ihrer Meinung nach in Neubaugebieten nur noch Mehrfamilienhäuser gebaut werden sollen. Dazu gehört auch, manchmal dem Gegenüber Raum zu gewähren. Sie verwenden ausgewählte Formulierungen, reden von "sozialen Gräben" und zitieren das Grundgesetz.

In der ersten Sekundarstufe wird Melissa Correns aus Rosenheim Erste, gefolgt von Konrad Köhler aus Vaterstetten. In der zweiten Sekundarstufe gewinnt Konrad Thees aus Erding, gefolgt von Iris Woryna aus Markt Schwaben. Marlene Wolkstein belegt den dritten Platz. Als nächsten Schritt erwartet die jeweils zwei Bestplatzierten das Landesfinale im Maximilianeum in München.

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