Mobilität:Zurück auf dem Boden der Tatsachen

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Der Expressbus von München über Unterföhring bis Poing war schon lange vom Tisch. Nun wird es aber nicht mal einen Regionalbus geben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Angesichts knapperer Kassen verabschiedet sich der Landkreis von manchen Projekten wie einer Seilbahn im Würmtal und einer Brücke für Radler über die Isar.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Der Landkreis München hat in den vergangenen Jahren viel Geld und Arbeitsaufwand investiert, um die Mobilitätsplanung und damit die Verkehrswende voranzutreiben. Manch einer sah sich schon auf dem Weg in die Arbeit in der Gondel per Seilbahn über das Würm-, Isar- und Hachinger Tal hinwegschweben. Doch nun hat der Mobilitätsausschuss des Kreistags die Reißleine gezogen und zahlreiche Vorhaben gestoppt, deren Realisierung in weiter Ferne ist. Landrat Christoph Göbel (CSU) sprach am Mittwochnachmittag in der Debatte vorsichtig davon, dass von kommendem Jahr an "die finanziellen Spielräume des Landkreises nicht größer" würden. Zudem müsse angesichts der Fülle an Vorhaben, die in den Schubladen des Landratsamtes liegen, auch die immer weiter steigende Arbeitsbelastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt werden.

Von einer "Streichliste" wollte der CSU-Fraktionssprecher und Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle aber nicht sprechen. Es müsse vielmehr darum gehen, sich bei der Mobilitätsplanung auf Projekte zu konzentrieren, die kurzfristig umzusetzen seien und nicht zu viel personelle und finanzielle Ressourcen binden. "Priorisierung heißt ja nicht, dass alles Unsinn ist", sagte Schelle.

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Nicht rütteln will der Kreistag an Projekten, die sich bereits in Umsetzung befinden oder deren Planungen weit vorangeschritten sind - und die für die verkehrliche Infrastruktur des Landkreises langfristig von erheblicher Bedeutung sind. Dazu gehört die Verlängerung der U5 von Neuperlach-Süd über Neubiberg bis Ottobrunn und Taufkirchen, aber auch die Verlängerung der Tram von Berg am Laim bis nach Haar. Ebenso das Wasserstoff-Projekt HyBayern - kommende Woche gehen erste mit grünem Wasserstoff betriebene Busse zwischen Brunnthal und Taufkirchen in Betrieb. Auch das MVG-Mietradsystem, der Flexbus im südöstlichen Landkreis und nicht zuletzt Toiletten für das MVV-Fahrpersonal an Endhaltestellen gelten als nicht verhandelbar.

Auch die U3 bis Neuried und eine Tram über Pasing hinaus fällt der Streichliste zum Opfer

Ein Projekt allerdings, dass sich großer Beleibtheit erfreut, hat nur noch wenig Aussicht auf eine erfolgreiche Realisierung: die Rad- und Fußwegbrücke über die Isar zwischen Grünwald und Pullach. Diesem Vorhaben, so Landrat Göbel, stünden erhebliche naturschutzrechtliche Bedenken gegenüber. Es gebe an dieser Stelle, "einer der sensibelsten an der Isar", keinen Korridor, der überwindbare Raumwiderstände aufweise. Sowohl Kreisrat Markus Büchler (Grüne) als auch sein SPD-Kollege Florian Schardt pochten dennoch darauf, das Projekt nicht fallen zu lassen und zumindest die Ergebnisse einer noch in Ausarbeitung befindlichen Machbarkeitsstudie abzuwarten. Eine Seilbahn dagegen, so Schardt, ergebe an dieser Stelle keinen Sinn. Der Ausschuss einigte sich darauf, das Projekt bis zur Vorstellung der Studie zurückzustellen.

Eine Seilbahn aber wird es auch nicht im Würmtal geben, ebenso wenig eine Straßenbahn als mögliche tangentiale Verbindung von Pasing über Gräfelfing, Neuried bis Fürstenried-West. Eine solche bräuchte es eigentlich zur Entlastung der Straßen, angesichts der dichten Bebauung im Münchner Westen aber seien beide Varianten nicht umzusetzen, so Göbel. Und so wurde munter weiter zusammengestrichen: eine Verlängerung der U3 nach Neuried, eine Einseil-Umlaufbahn im Würmtal, aber auch zahlreiche Beteiligungen an Forschungsprojekten. Ebenso vom Radschnellweg von München über den Landkreis bis nach Starnberg verabschiedete sich der Ausschuss - der Landkreis Starnberg war schon vor Wochen aus dem Projekt ausgestiegen. Von der Streichliste wieder runter schafften es indes die geplanten Busbeschleunigungen.

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