Klimaschutz:Abschied vom Gold-Standard

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In dem modernen Erweiterungsbau der Berufsschule München-Land in Riem sollen Unterrichtsräume, eine Sporthalle und Wohnungen für Auszubildende entstehen. Das Bild zeigt eine Simulation. (Foto: Köhler Architekten)

Eine Mehrheit im Bauausschuss des Kreistags will bei der Erweiterung der Berufsschule München-Land an der Energieeffizienz sparen. Nur die Grünen und der Landrat stimmen dagegen.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Der Landkreis München hat sich bei den Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz schon vor Jahren Großes vorgenommen. Bei landkreiseigenen Gebäuden - egal ob Neubauten, Erweiterungen oder Sanierungen - sollten nur noch die höchsten Energiestandards gelten. Doch nun droht der Landkreis bei der Erweiterung der Berufsschule München-Land in Riem hinter die eigenen Ansprüche zurückzufallen. Grund dafür sind Bedenken in weiten Teilen des Münchner Kreistags, die Anforderungen des angepeilten Energiestandards "Gold" nach dem Bewertungssystem "Nachhaltiges Bauen" des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen könnten zu hohe Kosten verursachen.

In seiner Sitzung am Mittwochnachmittag hätte der Ausschuss für Bauen und Schulen des Kreistags eigentlich die dringend benötigte Erweiterung der landkreiseigenen Berufsschule in München-Riem auf den Weg bringen sollen. Auf dem Areal westlich des S-Bahnhofs soll neben dem in die Jahre gekommenen Bestandsgebäude ein Neubau mit Fach- und Unterrichtsräumen, eine Sporthalle sowie ein Abschnitt mit Wohnungen für Auszubildende entstehen. Neuesten Kostenschätzungen der Planer des Architekturbüros Köhler aus Gauting zufolge belaufen sich die Kosten für die Erweiterung auf etwas mehr als 84 Millionen Euro.

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Die Erweiterung der Berufsschule, in der derzeit etwas mehr als 500 Schüler etwa in den Bereichen Landwirtschaft, Pferdewirtschaft und Kinderpflege ausgebildet werden, stellt im Kreistag keine Fraktion infrage. Diese sei absolut notwendig, sagte etwa der Brunnthaler Bürgermeister und CSU-Kreisrat Stefan Kern. Kritik übte er allerdings an dem aus seiner Sicht sehr aufwendigen und kostspieligen Verfahren, mit dem die Energieeffizienz auf dem Weg zum Standard "Gold" nachgewiesen werden muss. Zudem verwies Kern auf die unklare Datenlage, welche Investitionen im Rahmen der Energieeffizienz durch den Bund gefördert werden könnten. Auch Otto Bußjäger von den Freien Wählern forderte "mehr Fakten", um entscheiden zu können. "Wir wissen nicht, was es kostet und was es bringt. So träumen wir nur den Traum vom goldenen Schild an der Tür der Schule."

"Wir haben uns als Landkreis dazu verpflichtet", sagt Grünen Kreisrätin Christina Risinger

Die Grünen im Ausschuss und auch Landrat Christoph Göbel (CSU) hingegen sprachen sich dafür aus, zwingend am höchsten Energiestandard für die Berufsschule festzuhalten, der etwa eine Regenwasseranlage sowie eine moderne Lüftungsanlage beinhalten muss, und nicht auf einen niedrigeren Standard zurückzufallen. "Wir haben uns als Landkreis dazu verpflichtet. Wenn wir das jetzt noch einmal infrage stellen, haben wir einen enormen Zeitverlust und ein schlechteres Gebäude", sagte Grünen Kreisrätin Christina Risinger. Landrat Göbel wies darauf hin, dass ein niedriger Energiestandard beim Bau zwar günstiger sein könne, die Betriebskosten nach Inbetriebnahme aber deutlich teurer würden. "Und es würde uns Geld und Zeit kosten", so Göbel.

Dennoch einigte sich der Ausschuss für Bauen und Schulen gegen die Stimmen der Grünen und des Landrats darauf, die Planer prüfen zu lassen, welche Ersparnisse ein Bau nach dem Standard "EH40" mit sich bringen würde. Dies ist der gesetzlich vorgeschriebene Mindeststandard bei Schulbauten. Der Unterhachinger Bürgermeister und SPD-Kreisrat Wolfgang Panzer begründete diesen Schritt auch mit der angespannten Haushaltslage des Landkreises München. "Wir alle wollen die Schule, aber wir müssen die Haushaltsthemen berücksichtigen. Und keiner will irgendeine Baracke bauen, aber es muss vielleicht nicht immer der höchste Standard sein."

Zustimmung fanden hingegen die Pläne, einen zusätzlichen Anbau an das neue Schulgebäude zu errichten, um dort etwa 20 Wohneinheiten für Auszubildende zu schaffen. Ursprünglich hätten die Wohnungen in einem abgekoppelten Gebäude entstehen sollen, dies aber hatte die Lokalbaukommission der Landeshauptstadt mit Verweis auf die beengten Verhältnisse auf dem Gelände abgelehnt.

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