Verkehrspolitik:Freizeitbus fährt den nächsten Umweg

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Der Deininger Weiher ist eines der Ziele, das die Buslinie anfahren soll. Doch die CSU scheut die hohen Kosten und fürchtet eine Überlastung des dortigen Biotops. (Foto: Claus Schunk)

Auch im Kreisausschuss können sich die Kreisräte nicht zu einer Entscheidung über die umstrittene Linie zu Ausflugszielen im Süden des Landkreises durchringen. Nun ist wieder der Mobilitätsausschuss am Zug.

Von Stefan Galler, Landkreis München

Der umstrittene Freizeitbus dreht eine weitere Extrarunde durch die Kreisgremien. Nachdem sich der Mobilitätsausschuss nicht zu einem Beschluss durchringen hatte können, wollte auch der Kreisausschuss nicht über die Einführung der neuen Linie befinden, die von April bis Oktober an den Wochenenden im Stundentakt die attraktivsten Ausflugsziele im südlichen Landkreis München verbinden soll. Die Kreisräte diskutierten zwar munter, delegierten das Thema aber schließlich wieder zurück an den Mobilitätsausschuss.

Der hatte vor etwa einem Monat die Landkreisverwaltung gebeten aufzuzeigen, welche Vorzüge nur auf Abruf fahrende Flex-Busse auf dieser Linie bieten könnten und wie das zu realisieren wäre. Die gemeinsame Antwort von Landratsamt und MVV fiel ziemlich eindeutig aus: Die Flex-Busse, die seit einem halben Jahr im südöstlichen Landkreis in einem Pilotprojekt eingesetzt werden, dürften für die zu erwartende Nachfrage nicht groß genug sein. Im aktuell noch bis Jahresende laufenden Test sind maximal sieben Sitzplätze pro Bus oder fünf Sitzplätze und ein Rollstuhlplatz im barrierefreien Fahrzeug buchbar. Dazu kommt, dass es derzeit keine Möglichkeiten gibt, Fahrräder im Flex-Bus zu transportieren. Und auch die Überlegung, dass es leichter sein könnte, Fahrer für diese kleineren Vehikel zu finden, wurde von den Experten verworfen, weil man ja mehr Fahrzeuge auf die Reise schicken müsse, um den Bedarf zu decken.

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Die Grünen beharrten im Laufe der Debatte darauf, dass eine solche Linie, die vom S-Bahnhof Höllriegelskreuth in Pullach über Groß- und Kleindingharting, den Deininger Weiher, den S-Bahnhof Sauerlach bis zur Haltestelle in Aying und weiter über Rauchenberg bis zum Bergtierpark Blindham führen soll, unbedingt realisiert werden soll. Schließlich seien solche Freizeitbuslinien Teil des Nahverkehrsplans, der 2020 in seiner jetzigen Form verabschiedet worden sei, betonte der Fraktionsvorsitzende Christoph Nadler. Ausdrücklich als Kompromiss schlug Nadler vor, die Dauer des ausgeschriebenen Zeitraums von viereinhalb auf dreieinhalb Jahre zu verkürzen oder auch die Häufigkeit der Fahrten zu reduzieren.

Für die CSU-Fraktion ist die etwa eine halbe Million Euro teure Freizeitlinie auch mit derlei Abschwächungen nicht tragfähig. In der vorliegenden Fassung könnten die Christsozialen das Konzept "nicht mittragen", sagte deren Fraktionschef Stefan Schelle. Alleine schon, weil man für den Sommer befürchte, dass das Biotop im Badegebiet am Deininger Weiher durch noch mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln herbeigeschaffte Gäste einer "Übernutzung" ausgesetzt werde. Bei schlechtem Wetter wäre dagegen mit "Leerlauf" der Busse zu rechnen.

Die nächste Runde ist am 12. Juni

Überhaupt gebe es im Jahresverlauf zu viele Unterschiede bei der Attraktivität: "Im Frühjahr ist der Bergtierpark voll und am Deininger Weiher wenig los, im Sommer ist es genau umgekehrt", sagte Schelle, der ein bedarfsorientierteres Konzept forderte "in Richtung einer Kosten-Nutzen-Relation, die wir vertreten können". Der Grünen-Kreisrat und Landtagsabgeordnete Markus Büchler verwies darauf, dass dies die erste Linie aus dem Nahverkehrsplan wäre, die nicht umgesetzt würde und sagte: "So generieren wir unnötige Verkehre, weil es keine Alternative zum Auto gibt."

SPD-Fraktionschef Florian Schardt würde es einerseits bedauern, wenn die Linie nicht kommt. Er räumte aber ein, Schelle habe mit seinen Bedenken "nicht unrecht". Er äußerte die Hoffnung, dass der Fachausschuss wegen seiner Kompetenz vielleicht noch fähig sein könnte, "ein Experiment zu starten und eine Lösung zu finden, die es leichter macht, zuzustimmen".

Landrat Christoph Göbel (CSU) stimmte zu und wollte die Entscheidung deshalb noch nicht endgültig treffen. Einstimmig beschloss der Kreisausschuss, das Thema wieder an den Mobilitätsausschuss weiterzureichen, dieser tagt das nächste Mal am 12. Juni.

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