Energiewende:Schulterschluss für die Windkraft

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In den Wadlhauser Gräben in Berg im Landkreis Starnberg drehen sich bereits Rotoren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Sechs Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Landkreis München unterschreiben eine Petition für einen schnelleren Ausbau - darunter sind auch zwei von der CSU.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Die Hoffnung ist groß, dass sich in zwei Jahren die ersten Windräder über den Baumwipfeln des Hofoldinger und auch des Höhenkirchner Forstes drehen werden. Und wer nur diese kurze Zeitspanne als Maßstab nimmt, könnte glauben, die Energiewende schreite im Freistaat bei der Windkraft schnell voran. Allerdings kämpfen etwa die Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Egmating und Oberpframmern seit fünfeinhalb Jahren intensiv um die Errichtung von drei Windkraftanlagen im Höhenkirchner Forst.

"Unser Beispiel zeigt exemplarisch, dass es viel zu lange dauert und die Verfahren für Windräder besser, einfacher und vor allem schneller werden müssen", sagt Höhenkirchen-Siegertsbrunns Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD). Daher hat sie gemeinsam mit sechs weiteren Rathauschefs aus dem Landkreis München eine Petition unterschrieben, in der ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energieanlagen in Bayern gefordert wird.

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Insgesamt haben sich bayernweit bereits mehr als 430 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister dem Appell angeschlossen, der von der Staatsregierung energischeres Handeln und eine bessere Unterstützung der Kommunen bei der Energiewende verlangt - und zwar quer durch alle politischen Parteien. Aus dem Landkreis München haben die Petition neben Konwitschny auch die Bürgermeister Peter Wagner (CSU) aus Aying, Christoph Böck (SPD) aus Unterschleißheim, Patrick Ott (ÜWG) aus Baierbrunn, Susanna Tausendfreund (Grüne) aus Pullach, Christian Fürst (CSU) Schäftlarn und Edwin Klostermeier (SPD) aus Putzbrunn unterschrieben, außerdem Robert Ertl von den Freien Wählern, der als Zweiter Bürgermeister aktuell die Geschäfte im Aschheimer Rathaus führt.

Schäftlarns Bürgermeister Fürst weiß um die Komplexität eines Windkraft-Vorhabens, er hat gewissermaßen die Windräder des Bürgerparks der Gemeinde Berg direkt vor der Haustür. Seine eigene Gemeinde ist Mitglied der Arge Forstenrieder Park, die bis zu sechs Rotoren errichten will. "Und ich merke in allen Gesprächen, wie langwierig und schwierig es ist", sagt Fürst, die Vorschriften seien einfach zu starr. "Es muss möglich sein, dass man in Deutschland und auch in Bayern schneller vorankommt, auch deshalb habe ich die Petition gerne unterschrieben", sagt der CSU-Kommunalpolitiker.

"Auch als CSUler darf man die Staatsregierung schon mal kritisieren. Die hält das schon aus"

Wie seine SPD-Kollegin aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn beobachtet Fürst, dass die Akzeptanz der Menschen für mehr Klimaschutz und auch die Windkraft deutlich gestiegen ist. "Die Bevölkerung ist gelassener und sieht mittlerweile auch, dass Windkraft in Oberbayern Sinn ergeben kann", sagt er. Konwitschny betont, dass der Wille zum Wandel bei den Menschen vorhanden sei. "Und auch politisch wandelt sich etwas in Bayern", sagt sie.

Dass die Petition auch von zahlreichen CSU-Bürgermeistern unterschrieben worden ist, überrascht sie ebenfalls nicht. "Die arbeiten an der Basis, sind Pragmatiker und sehen die Notwendigkeit zu handeln", sagt die SPD-Rathauschefin. "Und ohne die Windenergie wird es nicht gehen. Da können wir auf jedes Dach eine Solaranlage packen, das wird nicht reichen."

Fürst sieht das ähnlich und sagt, er sei in erster Linie Bürgermeister für Schäftlarn. "Und auch als CSUler darf man die Staatsregierung schon mal kritisieren. Die hält das schon aus." Bis sich nahe seiner Gemeinde die ersten Rotoren drehen, dürfte es aber ohnehin noch etwas länger dauern als im Hofoldinger und Höhenkirchner Forst.

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