Coronavirus im Landkreis München:Immunisierung mit Hindernissen

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Weil im Landkreis München so viele Senioren leben, werden bisher vor allem Bewohner und Personal von Altenheimen geimpft. Wer noch alleine wohnt, muss sich gedulden.

Von Iris Hilberth

Die drei Impfzentren im Landkreis München stehen bereits seit Mitte Dezember bereit, direkt nach Weihnachten sind die Teams von dort ausgerückt, um die ersten Dosen in Alten- und Pflegeheimen zu verabreichen. Insgesamt aber geht das Impfen in dem einwohnerstarken Landkreis nur langsam voran. 23 000 von etwa 350 000 Einwohnern sind hier über 80 Jahre alt und gehören damit zur ersten Gruppe, die eine Immunisierung erhalten kann. 3700 dieser Senioren leben in Pflegeeinrichtungen. Diejenigen, die zu Hause wohnen, müssen noch warten - noch wurde in den Impfzentren selbst keine einzige Spritze gesetzt und noch kein Termin dafür vergeben. Warum das so ist, wie lange es noch dauert, wer zuerst drankommt und wie man informiert wird, wird hier erklärt.

Wie viele Menschen wurden bereits im Landkreis geimpft?

Laut Landratsamt haben bisher 2376 Personen die erste Impfdosis erhalten. Dies entspreche allen Impfschutzdosen, die der Landkreis-Behörde bis Montag zugegangen sind.

Wer war bisher dabei?

Bislang wurden im Landkreis München sowohl Bewohnerinnen und Bewohner als auch Personal von Pflegeheimen geimpft. Auch ein Teil des im Landkreis eingesetzten Klinikpersonals hat erste Dosen erhalten. Zudem gab es vereinzelte Impfungen an Personal in den Impfzentren sowie bei Polizei und Rettungsdienst.

Wie groß ist bisher die Bereitschaft, sich impfen zu lassen?

Das Landratsamt bezeichnet die Impfbereitschaft der Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen als sehr gut. Etwa zwei Drittel möchte sich demnach impfen lassen. Bei einigen Personen sprechen jedoch gesundheitliche Gründe gegen eine Impfung. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Einrichtungen soll der Wunsch nach einer Impfung unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Wo wurde bereits geimpft?

Insgesamt haben bereits in 15 Alten- und Pflegeeinrichtungen und im Isar-Amper-Klinikum Haar Impfungen stattgefunden. Allerdings müssen auch für die Erstimpfung meist mehrere Termine angesetzt werden. Dies liegt zum einen am Zeitaufwand, zum anderen am jeweiligen Gesundheitszustand der Bewohner.

Wie viele Teams sind im Einsatz?

An jedes Impfzentrum sind mehrere Impfteams angebunden, derzeit pro Impfzentrum etwa drei bis vier. Je nach Größe der Einrichtung rücken unterschiedlich viele Personen aus. Anzahl und Größe der Impfteams richten sich nach mehreren Faktoren, unter anderem der Größe der Einrichtung und der Anzahl der impfwilligen Bewohner. In der Minimalbesetzung besteht ein Impfteam aus drei Personen, einem Arzt, einem Medizinischen Fachangestellten und einer Verwaltungskraft. Aktuell bestehen die Impfteams jedoch meist aus mehr Personen.

Wie läuft die Impfung im Pflegeheim ab?

Zunächst muss der Patient durch den Arzt aufgeklärt werden und in die Impfung einwilligen. Dies nimmt vor allem in den Pflegeeinrichtungen viel Zeit in Anspruch, insbesondere wenn Bewohner aus verschiedenen Gründen auf einen Betreuer angewiesen sind. Neben der Aufklärung werden mögliche Kontraindikationen abgefragt und die aktuelle Impftauglichkeit ermittelt, etwa ob eine Infektion vorliegt. Gleichzeitig werden alle wichtigen Daten digital erfasst und im Impfpass dokumentiert. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, kann der Patient geimpft werden. Im Anschluss erfolgt eine Nachbeobachtungsphase auf mögliche Reaktionen von bis zu 30 Minuten. Abschließend werden noch einmal alle Dokumente kontrolliert: Ist der Impfpass korrekt ausgefüllt? Wurde der zweite Termin festgelegt?

Wie gut wird der Impfstoff vertragen?

Laut Landratsamt waren bisher keine gravierenden Impfreaktionen zu verzeichnen. Nebenwirkungen sollen spätestens bei der Zweitimpfung abgefragt werden.

Wer ist als nächstes dran?

Aktuell werden weiterhin nur Bewohner und Personal in Pflegeeinrichtungen sowie bestimmtes Klinikpersonal geimpft. Sobald mehr Impfstoff verfügbar ist, wird auch die Terminvereinbarung für die restlichen Berechtigten der ersten Kategorie freigeschaltet.

Warum kann man als 80-Jähriger, der zu Hause wohnt, im Landkreis München noch keine Termine vereinbaren, obwohl das in Nachbarkreisen bereits geht?

Aktuell liegen dem Landratsamt nach eigenen Angaben keine verlässlichen Zahlen zu Impfstofflieferungen vor, anhand derer die Behörde langfristig planen und Individual-Termine vergeben könnte. Sobald sich das ändert, will die Behörde nach eigenen Angaben Zeitfenster für Individual-Termine freischalten.

Wann ist das voraussichtlich möglich?

Die Mitarbeiter im Landratsamt gehen aktuell davon aus, dass erste Termine von Mitte Januar an buchbar sein werden.

Wie erfahren Impfwillige, wie und wann sie Termine buchen können?

Die Betroffenen werden schriftlich vom Landratsamt über den Ablauf informiert. Zusätzlich erhalten sie Post von der Staatsregierung mit allgemeinen Informationen.

Wo kann man sich dann impfen lassen?

Bislang gibt es drei Impfzentren. Termine kann man online unter https://landkreis-muenchen.impfzentrum.bayern vereinbaren oder direkt im Impfzentrum Haar (Telefon 089/248 80 66 60, E-Mail corona-impfzentrum.haar@malteser.org), in Oberhaching (089/248 86 19 60, termin.oberhaching@johanniter.de) oder Unterschleißheim (089/31 2 03 44 22, impfzentrum@brk-muenchen.de). Die Impfzentren haben täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

© SZ vom 05.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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