Schulende:Abifeiern mit Corona-Bremse

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Auch Abifeiern unter freiem Himmel wie 2017 am Gymnasium in Gauting hält Landrat Christoph Göbel in der bislang üblichen Form mit vielen Gästen noch für zu gefährlich. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auch wenn wieder größere Ansammlungen von Menschen erlaubt sind, appelliert Landrat Göbel an die Vernunft und plädiert für kleinere Festivitäten an den Schulen. Entkeimungssysteme in Bussen sind denkbar.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Die letzten Wochen vor den Sommerferien sind in den Schulen immer auch die Zeit der feierlichen Zeugnisvergaben und Abschlussfeste. Doch rauschende Abi-Bälle und rührende Dankesreden vor großem Publikum müssen in Zeiten von Corona wie so viele Veranstaltungen ausfallen. Ein bisschen Hoffnung auf Feierlichkeiten keimt in den Schulfamilien mit den jüngsten Lockerungs-Verkündungen der Staatsregierung diese Woche auf. Feste mit 50 Personen in geschlossenen Räumen und doppelt so vielen außerhalb sind von kommender Woche an wieder erlaubt. Warum also nicht einfach die Abifeier unter freiem Himmel veranstalten? In manchen Schulen werden offenbar solche Überlegungen angestellt. Landrat Christoph Göbel (CSU) rät allerdings dringend davon ab.

Wie Göbel am Donnerstag in einem Video-Pressegespräch berichtete, haben ihn bereits einige Anfragen erreicht, ob derartige Veranstaltungen nun nach den neuesten Vorgaben möglich wären. "Es wird munter diskutiert, was alles erlaubt wird", so der Landrat. Doch selbst wenn eine Abschlussfeier formell draußen angekündigt werde, halte er das für sehr schwierig, denn er befürchte ein erhöhtes Infektionsrisiko. Zumal man allein mit dem Abiturjahrgang an den Schulen auf mehr als 100 Personen käme. "Dass die Absagen der Abschlussveranstaltungen Härten darstellen, ist mir bewusst", sagt Göbel. Trotz aller Lockerungen dürfe man aber nicht in allzu große Leichtsinnigkeit verfallen. Er habe jetzt den schwierigen Part, an die Vernunft zu appellieren. Nun müssten die Zeugnisse nicht unbedingt per Post zugestellt werden. Die Vergabe in kleinerem, aber dennoch würdigen Rahmen hält er für machbar, etwa nur mit Schulleitung und Schülern, allerdings ohne Eltern. "Ich bedauere das sehr, denn ich weiß, dass dies für viele ein besonderer Moment ist", gibt er zu. Es sei aber ein falsches Signal, jetzt so zu tun, als sei alles gut. "Wir haben weiterhin schwierige Verhältnisse", sagte der Landrat. "Ruck, zuck vervielfacht sich so ein Virus", befürchtet er.

Die derzeit sehr niedrigen Infektionszahlen im Landkreis bezeichnet Göbel zwar als "erfreulich"; am Mittwoch galten nur noch insgesamt zehn Personen als infiziert, nur eine neue Erkrankung war dazugekommen, die Zahl der Genesenen hingegen stieg um zwei, sodass die akut Infizierten weiterhin weniger werden. Noch ist eine Pflegeeinrichtung im Landkreis mit einem Bewohner betroffen, auch unter den Asylbewerbern gibt es nur noch einen Infizierten in Haar. 13 Kontaktpersonen befinden sich noch in der dafür aufgebauten Einrichtung in Unterhaching in Quarantäne.

Koordinierungsstab im Landratsamt bleibt bestehen

Obwohl der Katastrophenfall im Freistaat seit Dienstag aufgehoben ist, will Göbel seinen Koordinierungsstab im Landratsamt weiterhin mit der kompletten Mannschaftsstärke erhalten. Auch ein Teil der Testzentren in den Gemeinden soll bestehen bleiben, damit seine Behörde im Falle eines erneuten Anstiegs der Infektionszahlen schnell reagieren kann.

"Wir suchen derzeit nach Wegen, wie wir die Infrastrukturen weiterführen können, die durch die Aufhebung des Katastrophenfalls eigentlich automatisch beendet sind", so der Landrat. So könne man wenn nötig alles schnell reaktivieren und würde vermeiden, dass etwa Infizierte doch wieder mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln ins Landratsamt kämen und sich dort aufhielten. "Das wollen wir nicht", machte Göbel deutlich.

Zudem wird im Landratsamt auch ein möglicher Einbau von sogenannten UV-C-Anlagen in Erwägung gezogen. Derzeit bekomme er verschiedene Angebote von Anbietern solcher Entkeimungssysteme und lasse vom Immobilienmanagement seiner Behörde prüfen, wie sinnvoll ein Einsatz sei. Insbesondere im Herbst, wenn das Wetter wieder schlechter werde, könne er sich vorstellen, in Sitzungssälen oder Büros mit Parteienverkehr mit solchen Geräten zu arbeiten. Auch den Einsatz im ÖPNV zieht der Landrat in Erwägung. "Wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir die Fahrer schützen", so Göbel, der daher die Ausrüstung der Busse mit solchen Systemen für denkbar hält.

© SZ vom 19.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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