Konzert:Abend der Komponistinnen

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Die Munich Classical Players und Dirigent Maximilian Leinekugel bei einem Auftritt in Baldham. (Foto: Christian Endt)

Die Munich Classical Players präsentieren im Kleinen Theater Haar ein spannendes und ungewöhnliches Programm. Alle Werke, die erklingen werden, sind von Frauen geschrieben, zwei werden uraufgeführt.

Von Udo Watter, Haar

Die eine setzt auf Klangflächenkomposition: atmosphärisch schwebende Akkord-Cluster, mit minimalen, sehr nuancierten Veränderungen. Die andere hat ein Stück komponiert, das aktionsreich ist, eine aggressive, "fast brutale" Musiksprache entfaltet, die auch ungewöhnliche Spieltechniken erfordert. "Es sind zwei total spannende Werke, und zugleich sehr gegensätzlich", gerät Maximilian Leinekugel ins Schwärmen, wenn er die Werke der jungen Komponistinnen Franziska Wilhelm und Elisabeth Fußeder beschreibt - zwei Werke, die er mit den Munich Classical Players am Freitag im Kleinen Theater Haar aufführen wird. Uraufführen.

Die beiden aus der Region München stammenden Komponistinnen Fußeder und Wilhelm sind 2019 und 2021 beim Kompositionswettbewerb "Jugend komponiert Bayern" mit dem Sonderpreis Orchester ausgezeichnet worden und haben in Folge ihrer Auszeichnungen zwei Auftragswerke für die von Leinekugel gegründeten Munich Classical Players komponiert. Wilhelm, die aus Schondorf am Ammersee kommt, und Fußeder, die in Freising aufgewachsen ist, werden am Freitag in Haar anwesend sein und zur Einführung ein paar Worte über ihre Stücke "Von Weitem" respektive "toh" (Palindrom für "hot") sagen.

Das dritte Stück, das an diesem "Abend der Komponistinnen" erklingen wird, stammt aus dem 19. Jahrhundert: Die selten gespielte dritte Sinfonie der Komponistin und Klaviervirtuosin Louise Farrenc. Die 1804 in Paris geborenen Französin wurde 1842 die erste Professorin am Pariser Konservatorium, später folgten Auszeichnungen für ihr kompositorisches Schaffen. Ihre Sinfonie Nr. 3 in g-Moll war bei der Uraufführung 1849 ein großer Erfolg und muss sich auch heute keineswegs hinter den Orchesterwerken ihrer Zeitgenossen verstecken, wie Leinekugel betont: "Sie ist zu Unrecht vergessen. Es ist ein Sinfonie voller Charakter, mit dramatischen Ecksätzen, einem wunderbar ruhigem Satz und toll zu spielen." Und natürlich auch ein Kontrast zu den beiden zeitgenössischen Werken. Farrencs Musiksprache ist dem 19. Jahrhundert verpflichtet und atmet den Geist Beethovens und Schuberts.

Das Publikum kehrt nur zögerlich zurück

Sowohl für den in Vaterstetten aufgewachsenen Leinekugel als Dirigenten wie auch für das Orchester - das sich im Wesentlichen aus angehenden Profimusikern bayerischer und österreichischer Musikhochschulen rekrutiert (wobei einige inzwischen schon abgeschlossen haben) - wird das ein anspruchsvoller Abend werden. "Es ist sehr herausfordernd auf verschiedenen Ebenen", urteilt Leinekugel. Der gebürtige Münchner, der 2018 mit einem Tassilo-Kulturpreis der SZ ausgezeichnet wurde, freut sich, dass es nach einem langen Winter langsam wieder los geht mit der Konzerttätigkeit - am 30. April wird das Programm noch mal im Schafhof in Freising aufgeführt. Für ihn als jungen Dirigenten waren die beiden vergangenen Jahre der Pandemie nicht immer ganz einfach. Dass das Publikum auch jetzt teilweise nur sehr zögerlich in die Konzertsäle zurückkehrt, macht das Leben selbstständiger Musiker nicht leichter.

Das Programm, das die Munich Classical Players auf vertrauter Bühne im Kleinen Theater Haar spielen, ist natürlich nominell auch nicht dazu angetan, die Massen anzulocken. Dieses Konzert ist aber definitiv etwas für neugierige Ohren. Eine gewisse Offenheit gegenüber experimentellen, eventuell sogar irritierenden Klängen und intensiven Klangfarbenspielereien dürfte hilfreich sein. Wer es aber wagt, macht nicht zuletzt ein paar akustische Erfahrungen jenseits von Bach oder Mozart, die zuvor öffentlich noch nie zu erleben waren. Man ist als Zuhörer also nicht nur emanzipatorisch auf der richtigen Seite, sondern darf sich quasi zur Avantgarde zählen.

Osterkonzert im Kleinen Theater Haar, 22. April, Beginn 19 Uhr, Karten gibt es über https://kleinestheaterhaar.de respektive Reservix. Ein weiteres Konzert findet am 30. April im Schafhof, Freising, statt (20 Uhr).

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