Kirchheim hat gewählt:Keck und die SPD haben wenig Zeit zum Feiern

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So sieht ein Sieger aus: Kirchheims neuer Bürgermeister Stephan Keck bei der Wahlparty der SPD am Sonntagabend. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem überzeugenden Wahlsieg vom Sonntag tritt Kirchheims neuer Bürgermeister bereits am Dienstag offiziell sein Amt an und macht gleich deutlich, was er sich für die Arbeit im Gemeinderat wünscht - und wen er nicht als seinen Stellvertreter will.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Im Restaurant an der Sportanlage in Kirchheim bieten sich am Sonntagabend Bilder, die man nicht mehr gewohnt ist von einer Wahlparty der SPD: glückliche, lachende Gesichter, wohin man blickt, die gute Laune ist spürbar. Dass ein Sozialdemokrat eine Wahl mit mehr als 80 Prozent gewinnt, ist eher unüblich in diesen Zeiten. Stephan Keck ist das gelungen. Mit 83,6 Prozent entschied er die Bürgermeisterwahl für sich, die nötig geworden war, nachdem der bisherige Rathauschef Maximilian Böltl (CSU) im Oktober in den Landtag gewählt worden war. Auch wenn Keck eigenen Worten zufolge mit einem relativ hohen Vorsprung gegenüber seinem Kontrahenten Christian Zenner von den Grünen gerechnet hatte, wirkt er am Abend doch erleichtert. Der 59-Jährige eilt auf der Wahlparty von Tisch zu Tisch, schüttelt Hände, nimmt Gratulationen entgegen.

Viele scheinen es kaum glauben zu können. Eine deutliche Mehrheit habe man zwar erwartet, sagt Rolf Siegel, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. Auf über 70 Prozent habe man spekuliert, mehr habe man jedoch kaum zu hoffen gewagt. Auch Florian Schardt, Fraktionschef der SPD im Kreistag, ist nach Kirchheim gekommen, um mit seinem Parteikollegen zu feiern. Schardt war nach eigenen Worten ebenfalls von Kecks Sieg überzeugt. "Aber über 80 Prozent - wann hat es das schon mal gegeben, bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent?"

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Schardt freut sich sichtlich über den Erfolg seines Parteifreunds: "Keiner hat es so sehr verdient." Keck setze sich schon seit Jahrzehnten für die Gemeinde ein und habe auch bittere Niederlagen erlebt - zuletzt 2014 gegen Böltl. Sein Sieg sei daher auch ein menschlicher Erfolg, den Schardt freilich auch aus der Sicht eines Genossen genießt: "Die kommunale SPD ist eine Sieger-SPD. Wir können noch gewinnen und werden auch wieder gewinnen", sagt der ehemalige Kreisvorsitzende.

Die stellvertretende Landrätin und SPD-Kreisrätin Annette Ganssmüller-Maluche sieht es ähnlich. "Es ist schön, in der SPD mal wieder richtig was feiern zu können", sagt die Ismaningerin. Mit Keck sei der Richtige gewählt worden. Auf kommunaler Ebene komme es weniger auf die Partei an als auf den Menschen, und die SPD habe eben besonders gute Politiker. Auch die CSU, die Keck auf Empfehlung Böltls unterstützt hatte, gratuliert am Montag zum "überzeugenden Wahlergebnis", wie es in einem Statement des Ortsverbands heißt. "Der breite Zuspruch in der Bevölkerung bestätigt die CSU darin, Kontinuität zu wahren und weiter konstruktiv zusammenzuarbeiten, um alle laufenden Projekte erfolgreich abzuschließen."

Glückwünsche von den Parteifreunden: Florian Schardt, der SPD-Fraktionschef im Kreistag, und die SPD-Kreisvorsitzende Christine Himmelberg gratulieren Wahlsieger Stephan Keck. (Foto: Claus Schunk)

Zu lange feiern kann Keck allerdings nicht: Am Montagvormittag stehen schon Termine in seiner Rolle als - noch interimsmäßiger - Rathauschef an. Im Laufe des Tages wird das Wahlergebnis bestätigt, bereits am Dienstag ist Keck dann offiziell als Erster Bürgermeister der Gemeinde Kirchheim im Amt. Eine Vereidigung braucht es nicht mehr, denn die gab es bereits nach seiner Wahl zum Zweiten Bürgermeister durch den Gemeinderat im Jahr 2020 und gilt weiter.

Seinen beruflichen Wechsel von einer Firma für Landschaftsgartenbau in Feldkirchen, wo er Bau- und Projektleiter war, hat Keck bereits in den vergangenen Monaten vorbereitet, in denen er die Amtsgeschäfte im Rathaus vorübergehend leitete. Mit seinem bisherigen Chef habe er am Montag schon gesprochen, sagt Keck. Man habe eine gute Regelung zur Vertragsaufhebung gefunden, die allerdings noch von der Rathausverwaltung überprüft und vom Gemeinderat abgesegnet werden müsse. Sie würde Keck eigenen Worten zufolge erlauben, in nächster Zeit noch hin und wieder an Wochenenden in geringem Umfang bei Projekten seines bisherigen Arbeitgebers zu helfen.

Über Kecks Nachfolger im Gemeinderat will die SPD bis zum 5. März entscheiden

Auch im Gemeinderat stehen Veränderungen an. Die SPD-Fraktion braucht einen Nachrücker für Keck. Wer das wird, muss laut dem SPD-Ortsvorsitzenden Siegel noch geklärt werden. Als erste Anwärterin ist Lieselotte Gnasmüller an der Reihe; sie hatte bei der Kommunalwahl 2020 von allen SPD-Kandidaten, die den Einzug in den Gemeinderat verpassten, die meisten Stimmen. Sie wird laut Siegel gefragt, ob sie das Mandat annehmen wolle. Die Kommunalwahl sei schließlich schon beinahe vier Jahre her. In der Zwischenzeit könne sich die persönliche Situation geändert haben. Ziel ist laut Siegel aber, bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 5. März einen Nachrücker festgelegt zu haben, der dann vereidigt werden kann.

Auf Abstand: Stephan Keck - hier am Wahlabend mit seinem Konkurrenten Christian Zenner - macht am Montag deutlich, dass er den Grünen-Gemeinderat nicht als seinen Stellvertreter wünscht. (Foto: Claus Schunk)

Eine Entscheidung wird es in dieser Sitzung auch darüber geben, wer nach Kecks Wahlsieg dessen bisherigen Posten als Zweiter Bürgermeister übernimmt. Denkbar ist, dass die bisher Dritte Bürgermeisterin Marianne Hausladen (CSU) vom Gremium gewählt wird. Doch auch der am Sonntag bei der Wahl unterlegene Grünen-Kandidat Christian Zenner erklärt seine Kandidatur. "Die Frage ist aber, ob der Gemeinderat bei 16 Prozent zustimmt", sagt der 37-Jährige mit Verweis auf sein Wahlergebnis. Er selbst rechnet nicht damit. Auch Keck sieht den Kontrahenten nicht als seinen künftigen Stellvertreter. Dieser habe sich im Wahlkampf negativ über die Rathausverwaltung geäußert, das sei für das Amt kontraproduktiv.

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Keck warb schon am Wahlabend für ein besseres Verhältnis im Gemeinderat. Eines seiner ersten Vorhaben ist daher eine Klausurtagung aller Fraktionen. Dort sollen Themen priorisiert und über die Gemeindefinanzen gesprochen werden. Die ersten Wochen seiner Amtszeit will der frisch gewählte Bürgermeister eigenen Worten zufolge unter dem Aspekt der Konsolidierung und der Neuordnung führen. Große Projekte gebe es momentan genug in Kirchheim, "wir brauchen nicht noch mehr".

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