Kirchheim:Stephan Keck triumphiert bei Bürgermeisterwahl

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Der Vorgänger gratuliert seinem Nachfolger: Maximilian Böltl (links) und Stephan Keck in inniger Umarmung am Wahlabend. (Foto: Claus Schunk)

Mit mehr als 80 Prozent der Wählerstimmen im Rücken zieht der SPD-Kandidat ins Rathaus ein. Sein unterlegener Kontrahent Christian Zenner von den Grünen sieht in seiner Kandidatur einen "Dienst für die Demokratie".

Von Martin Mühlfenzl und Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Stephan Keck (SPD) ist neuer Bürgermeister der Gemeinde Kirchheim. Der interimsmäßige Rathauschef feierte bei der Wahl am Sonntag einen überwältigenden Sieg gegen seinen Kontrahenten Christian Zenner von den Grünen. Keck kam nach Auszählung aller Wahllokale laut Schnellmeldung auf 83,5 Prozent, der Stimmen, Zenner erhielt 16,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei etwas mehr als 51 Prozent.

Die Wahl in Kirchheim war notwendig geworden, weil der damals amtierende Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) bei der Landtagswahl am 8. Oktober vergangenen Jahres das Direktmandat im Stimmkreis München-Land Nord erobert hatte und seitdem dem bayerischen Landtag angehört.

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In einer ersten Reaktion gegen 19 Uhr in seinem neuen Büro im Kirchheimer Rathaus zeigte sich Keck wenig überrascht, aber doch erfreut: "Ich habe eine relativ hohe Eindeutigkeit erwartet." Seit Wochen habe er den Zuspruch der Bürger gespürt und daher mit dem Sieg gerechnet. Dass er in Zenner überhaupt einen Konkurrenten hatte, bewertete er im Rückblick als positiv - wobei er dem jungen Grünen-Gemeinderat eine Aufgabe für die künftige Zusammenarbeit mitgab: "Ich habe mich gefreut, dass der Wahlkampf fair geblieben ist. Jetzt würde ich mir wünschen, dass das Verhältnis im Gemeinderat besser wird."

Gute Miene, auch wenn's schwerfällt: Wahlverlierer Christian Zenner von den Grünen. (Foto: Claus Schunk)

Zenner selbst hatte im Vorfeld angekündigt, bei einem Ergebnis unter 30 Prozent enttäuscht zu reagieren. Im Rathaus zeigte er sich nach Bekanntgabe des Ergebnisses dennoch nicht verärgert: "Wir haben einen tollen Verdienst für die Demokratie geschafft. Wenn es nicht sein soll und die Leute ein Weiter so wollen, dann ist es so."

Dass die Wahlbeteiligung seinen Worten zufolge höher ausfiel als erwartet, sieht Zenner als seinen Verdienst. "Wir haben die Leute dazu gebracht, wieder über ihre Themen zu sprechen." Zenner erinnerte aber auch daran, dass der neue Bürgermeister im Gemeinderat keine eigene Mehrheit hat, wünschte ihm aber ein "glückliches Händchen" dabei, Mehrheiten in dem Gremium zu finden.

Bürger durften zur Verkündung des Ergebnisses zwar nicht ins Kirchheimer Rathaus, einige Unterstützer der Kandidaten waren allerdings anwesend, darunter Kirchheims Dritte Bürgermeisterin Marianne Hausladen und Kreisrätin Gerlinde Koch-Dörringer (beide CSU), Wolfgang Heinz-Fischer (VFW) sowie Kecks Frau Angela. Auch der ehemalige Rathauschef Böltl war gekommen, um seinem Wunschkandidaten zu seinem "grandiosen Ergebnis" zu gratulieren. "Ich freue mich, dass aus meinem Vorschlag eine Kandidatur und daraus ein Wahlsieg geworden ist."

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Zudem zeigte sich Böltl erfreut, dass aus seiner Sicht mit seinem Nachfolger im Gemeinderat mit "Kontinuität und im Konsens" weitergearbeitet werden könne. Böltl dankte aber auch Zenner für seine "Bereitschaft" zur Kandidatur, dies sei ein wichtiger Teil in der Demokratie und diene ebenso zum Vorbild, wie der aus Bölts Sicht faire Umgang der Kandidaten im Wahlkampf untereinander. "Das war in Kirchheim-Heimstetten nicht immer der Fall."

Gefragt, ob er die Bürgermeisterwahl mit der in zwei Jahren stattfindenden Kommunalwahl in Bayern wieder zusammenführen wird, antwortete der neue Rathauschef klar: "Nein." Keck sagte, zum Zeitpunkt der Kommunalwahl werde er 61 Jahre alt sein. "Das kann keiner verlangen", so Keck - kurz vor der Rente und arbeitslos. Zudem argumentierte der Bürgermeister, dass er sich für die volle Amtszeit von sechs Jahren Themen vorgenommen habe und diese auch abarbeiten wolle.

Die Kirchheimer hatten die Wahl zwischen zwei Kandidaten, die im Ort aufgewachsen und stark verwurzelt sind. Der 36-jährige Zenner ist im Ortsteil Heimstetten groß geworden, hat Veterinärmedizin studiert und arbeitet als Wissenschaftler an der Technischen Universität München in Weihenstephan. Er hat zwei Töchter. Seine Bewerbung wurde auch von der Vereinigten freien Wählergemeinschaft (VFW) unterstützt.

Stephan Keck ist ebenfalls Vater zweier - mittlerweile erwachsener - Töchter und hat vier Enkelkinder. Der 59-Jährige arbeitet bisher als Bau- und Projektleiter bei einer Firma für Landschaftsgartenbau in Feldkirchen. Auch für ihn selbst überraschend hatte ihn sein Vorgänger Böltl ins Rennen geschickt, indem er ihn nach seiner Wahl in den Landtag öffentlich als seinen Nachfolger empfahl. Die Kirchheimer CSU unterstützte die Bewerbung nach internen Beratungen ebenfalls. Allerdings hatte die Junge Union zunächst gefordert, dass Keck in zwei Jahren noch einmal zur Wahl antreten sollte - eine aktive Unterstützung Kecks im Wahlkampf durch den CSU-Nachwuchs gab es nicht.

Dennoch hat es für einen klaren Erfolg des SPD-Bewerbers gereicht. Nun tauscht Keck bereits an diesem Dienstag, 27. Februar, seinen Job ihn Feldkirchen ganz offiziell gegen das Büro im Kirchheimer Rathaus. Und wird dieses als frisch gewählter Bürgermeister beziehen und nach seinen Vorstellungen einrichten.

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