Zwischen 30 und 60 Prozent sei alles möglich, hatte Bürgermeisterkandidat Christian Zenner (Grüne) vor der Kirchheimer Wahl am Sonntag gesagt. Bei einem niedrigeren Ergebnis wäre er enttäuscht. Nun sind es gerade einmal 16,5 Prozent geworden, Zenners Kontrahent Stephan Keck (SPD) siegte deutlich. Am Tag nach der Wahl herrscht bei dem Grünen entsprechend Katerstimmung, wie er einräumt.
Könnte die derzeitige allgemeine Unbeliebtheit der Grünen den Sieg des Kandidaten verhindert haben? Zenner kann sich das nicht vorstellen. "Ich glaube nicht, dass es etwas mit der Bundespolitik zu tun hat." Aus seiner Sicht hätte dann auch SPD-Mann Keck unter den niedrigen Zustimmungswerten seiner Partei leiden müssen, stattdessen siegte dieser mit mehr als 83 Prozent der Stimmen; er wurde allerdings auch von der CSU unterstützt. Die Bürger könnten durchaus differenzieren zwischen Bundespolitik und Kommunalebene, sagt Zenner.
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Auch das oftmals harsche Auftreten des Grünen-Wortführers im Gemeinderat, Rüdiger Zwarg, mag Zenner nicht für seine Niederlage verantwortlich machen. Er habe das Gefühl, dass Zwargs mitunter polemisierende Kolumnen im Ortsblatt und seine kontroverse Art im Gemeinderat in der Kirchheimer Öffentlichkeit nicht allzu stark wahrgenommen würden.
Eine Begründung für das Ergebnis sieht Zenner eher in der unterschiedlichen Biografie der beiden Kandidaten: "Ich habe nicht den Bekanntheitsgrad wie Stephan Keck." Der SPD-Kandidat sei immerhin seit rund 20 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv, Zenner selbst zog erst 2020 in den Gemeinderat ein. Zudem glaubt der 37-Jährige, dass die Kirchheimer sich Kontinuität wünschen - was er bedauert: "Es ist schade, dass der Funke nicht übergesprungen ist und die Bürger zum Nachdenken gebracht hat."
Sich unterkriegen lassen will Zenner allerdings nicht: "Ich bin trotzdem noch motiviert." Er kündigt zudem an, die Gemeinderatsarbeit der Grünen umstrukturieren zu wollen. Man werde intern darüber diskutieren, den Fraktionsvorsitz zu wechseln: von Zwarg zu Zenner. "Ich selbst habe eine andere Art zu kommunizieren", sagt Zenner. Er will eigener Aussage nach sachlichere Diskussionen und weniger kontroverse Streits, wie sie bislang oft vorgekommen sind. "Man muss nicht immer alles an die große Glocke hängen. Wir sollten an einem Strang ziehen."