Kinderbetreuung:Der ganze Ort wird zum Bildungscampus

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Das neue Konzept soll es Eltern erleichtern, Instrumentalunterricht oder Sportkurse ihrer Kinder mit dem Besuch einer Betreuungseinrichtung zu vereinbaren. (Foto: Christian Endt/)

Höhenkirchen-Siegertsbrunn testet ein neues Modell für die Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern. Dafür arbeiten Horte und Mittagsbetreuungen mit externen Anbietern von Sport- und Musikkursen zusammen.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn will bei der Ganztagsbetreuung für Grundschüler neue Wege gehen - den ersten vorsichtigen Schritt unternimmt die Kommune nach den Pfingstferien. Dann startet nämlich die Pilotphase für den Bildungscampus, der nach den Plänen des Rathauses von 2026 an im gesamten Ort angeboten werden soll. Anlass für die umfassende Reform ist der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter, der dann schrittweise eingeführt wird.

"Die Idee ist, dass wir die Einrichtungen und Vereine aus der Gemeinde mit ins Boot holen und dadurch ein breiteres und flexibleres Angebot schaffen", erläutert Patricia Lang-Kniesner. Sie ist im Rathaus für den Bereich Kinder und Jugend zuständig und hat das Konzept für den Bildungscampus vor zwei Jahren entworfen. In der Folge wurden die Pläne gemeinsam mit den Trägern der Betreuungseinrichtungen, den Schulen, dem Gemeinderat und dem Arbeitskreis Kind und Familie der Zukunftswerkstatt Höhenkirchen-Siegertsbrunn weiterentwickelt, wobei man sich auch über die Ortsgrenzen hinweg in der Projektgruppe Bildungscampus austauschte - mit den Rathäusern in Pullach, Taufkirchen, Hohenbrunn und Unterhaching. "Wir waren an dem Punkt, an dem wir gesagt haben: Jetzt müssen wir's mal ausprobieren", sagt Patricia Lang-Kniesner. "Und in unserer Gemeinde waren die Voraussetzungen gegeben, um eine Pilotphase zu starten."

Diese dauert von den Pfingst- bis zu den Sommerferien und adressiert alle Kinder der dritten und vierten Klasse in der Gemeinde, die einen Hort oder die Mittagsbetreuung besuchen. Sie können nun - bislang nur montags - verschiedene externe und teils kostenpflichtige Angebote besuchen, beispielsweise Sport- oder Musikkurse. "Dafür war bislang oft keine Zeit, wenn die Kinder zum Beispiel fest bis 17 Uhr im Hort waren", sagt Lang-Kniesner. Nun sollen sich die Schülerinnen und Schüler selbständig auf den Weg von ihrer Einrichtung zu dem jeweiligen Angebot machen. "Die Kinder werden dadurch lernen, eigenständig im Ort unterwegs zu sein", sagt die Pädagogin im Rathaus. "Außerdem ermöglicht es der Bildungscampus, dass sich Freunde aus verschiedenen Einrichtungen treffen und gemeinsam Angebote wahrnehmen."

Auch andere Gemeinden könnten von den Erkenntnissen aus der Pilotphase profitieren

In der Pilotphase - eine Anmeldung ist über die Website des gemeindlichen Ferienprogramms möglich - wird das Konzept also im kleinen Rahmen ausprobiert. Im Anschluss sollen die Erkenntnisse sowie die Rückmeldungen von Eltern und Einrichtungen in die Weiterentwicklung des Programms fließen. Überdies wolle man die Ergebnisse auch den übrigen Gemeinden in der Projektgruppe zur Verfügung stellen, kündigt Patricia Lang-Kniesner an. Ob es im Anschluss noch einen weiteren Probelauf geben wird, ist offen. Fest steht aber das übergeordnete Ziel: Im September 2026 soll der Bildungscampus in Höhenkirchen-Siegertsbrunn für alle Grundschülerinnen und Grundschüler im Ort eingeführt werden.

"Das neue Konzept soll gewährleisten, dass die Kinder am Nachmittag ihren jeweiligen Interessen nachgehen können und nicht davon abhängig sind, was in ihrer Einrichtung gerade angeboten wird", sagt Patricia Lang-Kniesner. Gleichzeitig wolle man den Eltern mehr Flexibilität bei den Buchungszeiten ermöglichen und es vereinfachen, beispielsweise einen Sport- oder Musikkurs in den Alltag der Kinder zu integrieren. Den Betreuungseinrichtungen wiederum werde es durch die Zusammenarbeit erleichtert, die vom Gesetzgeber geforderte maximale Schließzeit von vier Wochen im Jahr einzuhalten. "Ich denke, das ist ein Konzept", sagt Patricia Lang-Kniesner, "von dem alle Seiten profitieren können."

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