Radwegverbindung über die Isar:Warten auf den Brückenschlag

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(Foto: Claus Schunk)

Bei einer Online-Diskussion der FDP begrüßen alle Teilnehmer die Idee eines Steges zwischen Pullach und Grünwald. Kritik gibt es an der zögerlichen Haltung der Grünwalder CSU.

Von Michael Morosow, Grünwald

Ein Brückenschlag über die Isar zwischen Grünwald und Pullach, davon träumen an beiden Ufern schon seit Jahren vor allem die vielen Radfahrer, die sich bis heute mühsam die steilen Serpentinen auf beiden Seiten der Grünwalder Brücke hinaufquälen müssen. Bei einer vom Ortsverband der Grünwalder FDP veranstalteten Online-Diskussion am Montagabend zeigte sich wie bereits zuletzt bei der Grünwalder Bürgerversammlung, dass das Interesse an einer solchen Querungsmöglichkeit für Fußgänger und Radfahrer groß ist. So wartet denn auch gegen Ende der zweistündigen Veranstaltung der Moderator und Grünwalder FDP-Ortsvorsitzende Michael Lehmann-Horn mit der augenzwinkernd vorgetragenen Feststellung auf, er sei enttäuscht, dass sich keine Kritiker gemeldet hätten.

Das freilich ist nur zum Teil richtig. Zweifel am Sinn und an der Notwendigkeit einer Fuß-und Radfahrer-Brücke wurden an diesem Abend tatsächlich nicht laut, dafür umso mehr an der Haltung von Bürgermeister Jan Neusiedl und seiner CSU, die im Grünwalder Rathaus die Mehrheit hat. Hartmut Schüler, Landkreisbeauftragter des ADFC München, brachte das Problem auf den Punkt: "Im Landkreis passiert viel, leider zu wenig im Grünwalder Umfeld." Und diese Steilvorlage verwertete denn auch gleich FDP-Gemeinderat Michael Ritz zu einer umfänglichen Abrechnung mit Neusiedl im Zusammenhang mit den Brückenplänen: "Es passiert einfach nichts, weil sie es nicht wollen", sagte Ritz. Anträge anderer Fraktionen würden bereits in den Ausschüssen abgeschmettert, man fühle sich "wie Stimmvieh".

Was endlich passieren soll, das ist die Vorstellung des Ergebnisses einer Bedarfsanalyse, die die Gemeinde Grünwald in Auftrag gegeben hat und auf deren Basis der Grünwalder Gemeinderat eine Entscheidung für oder gegen eine Brücke treffen will. Tobias Dietz, Hauptamtsleiter im Grünwalder Rathaus, sagte am Dienstag zur SZ, es werde bis Ende Dezember oder gar Januar dauern, bis das Ergebnis der Befragung von Fußgängern und Radfahrern vorliegt. Gleichzeitig stellte er klar, dass selbst ein positives Ergebnis kein Startschuss für den Brückenbau wäre, der in einem FFH-Gebiet vonstatten ginge. Es stehe noch eine naturschutzfachliche Standortprüfung aus, "wenn dort Zauneidechsen gesichtet werden, wird gar nichts gebaut", sagte Dietz.

Bauingenieur Claus Goralksi von der in Pullach ansässigen HB + P Ingenieure GmbH, stellte den circa 60 Teilnehmern den Stand der Technik im Brückenbau und auch das Ergebnis einer Konzeptstudie vor, die der Student Drilon Gubetini 2019 als Masterarbeit für die TU München verfasst hatte. Darin kommt dieser zu dem Ergebnis, dass eine barrierefreie Fuß- und Radwegbrücke grundsätzlich möglich, eine 413 Meter lange aufgeständerte Bogenbrücke das geeignetste Tragsystem wäre und eine Situierung zwischen der Dr.-Engelsperger-Straße auf Grünwalder Seite und dem Pullacher Kriegerdenkmal auf der anderen Seite am besten wäre. Ein wesentlicher Grund dieser Präferenz ist dabei wohl auch die Feststellung von Geologen, dass in diesem Bereich keine Hangrutsche zu erwarten sind.

"Der Standort ist super", sagte auch Hans Eschler von der Pullacher Agenda. Dem stimmte auch Michael Reich von der Pullacher FDP zu, weil eine Verbindung nach Höllriegelskreuth seiner Meinung nach nicht das Ziel einer Belebung beider Ortszentren dienen würde. "Die Großhesseloher Brücke steht auch im Nichts, hat aber viele Nutzer", chattete daraufhin ein Teilnehmer. Barbara Ludwig aus Grünwald erinnerte dann noch daran, dass es in Grünwald praktisch keine Fahrradwege gebe.

Mehrere Wortmeldungen drehten sich um eine weitere Möglichkeit, beide Gemeinden über den Luftweg zu verbinden, mittels einer Seilbahn, wozu der Landkreis München kürzlich eine Studie in Auftrag gegeben hat. "Wir müssen nicht über entweder oder sprechen, eine Seilbahn erfüllt auch andere Zwecke", sagte Moderator Lehmann-Horn. Bei den Teilnehmern kam dazu dennoch keine Begeisterung auf: Die Grünwalderin Silke Ladewig etwa sagte, sie würde sich nachts alleine auf einer Brücke deutlich sicherer fühlen als alleine mit anderen in einer Seilbahnkabine. Er sehe die Seilbahn auch skeptisch, zumal dafür viel Personal nötig sei, sagte Teilnehmer "Grünwalder 2000", SPD-Gemeinderat Achim Zeppenfeld sprach von "vier Leuten in zwei Schichten."

In einer früheren Version dieses Artikels war die Wortmeldung von Michael Reich falsch wiedergegeben.

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