Politische Kriminalität:Wer zündet eine Geothermie-Leitung an?

Lesezeit: 2 min

Im vergangenen Juni brannte in Waldtrudering ein 30 Meter hoher Mobilfunkmast, der von Unbekannten angezündet worden war. (Foto: Berufsfeuerwehr München)

Nach dem Brandanschlag in Grünwald rätselt man bei der Erdwärme Grünwald und der Polizei über die Motive der Täter. Auffällig ist, dass sich Attacken auf Baustellen und Infrastruktureinrichtungen zuletzt gehäuft haben.

Von Lisa Marie Wimmer, Grünwald

Wieso hat jemand Interesse daran, eine Erdwärme-Leitung anzuzünden? Das ist die große Frage, die sich in den Tagen nach dem Brandanschlag auf eine Geothermie-Baustelle in Grünwald stellt. Unbekannte hatten vergangenen Sonntagabend auf einer Baustelle in Grünwald drei Feuer an einer freigelegten Leitung der Erdwärme Grünwald GmbH gelegt und damit einen Schaden von 500 000 Euro angerichtet.

Dabei ist der Vorfall in Grünwald nicht der erste dieser Art. Gehäuft wurden dieses Jahr in Deutschland und auch in Stadt und Landkreis München Brandanschläge auf Infrastruktur-Einrichtungen verübt. Erst Anfang Oktober wurde Feuer auf dem Gelände der künftigen Geothermieanlage in Polling und an der Bahnstrecke Tüßling-Mühldorf gelegt.

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Von Fällen wie diesen hat auch der Grünwalder Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) schon gehört. "Dass diese nun so nah an uns rankommen, ist besorgniserregend", sagt er. Was ihn besonders fassungslos macht: "Es handelt sich um einen Anschlag auf CO₂-freie, regenerative Energie. Das ist schon verwerflich." Er ist sich sicher: "Den Tätern geht es nur um die Zerstörung um der Zerstörung willen."

Ähnliches mutmaßt auch der Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald (EWG), Andreas Lederle, der am Mittwoch erneut an der Brandstätte in Grünwald war - erstmals bei Tageslicht. "Der Schaden ist massiv", sagt er: "Da waren Leute unterwegs, die wussten, wie man da Feuer legt." Erst im Frühjahr sei an genau der selben Baustelle in Grünwald schon mal eine Forstmaschine beschädigt worden, erzählt der EWG-Geschäftsführer.

Lederle lässt sich von den Anschlägen trotzdem nicht einschüchtern. Seine Botschaft ist klar: "Wir werden auch weiter mit Hochdruck an der Entwicklung unseres neuen Bohrplatzes "Laufzorn II" arbeiten, um die Versorgungssicherheit mit klimafreundlicher Geothermie-Wärme über Generationen sicherzustellen."

Brandanschläge auf Infrastruktur häufen sich

Bei der Münchner Kriminalpolizei ermittelt inzwischen der Staatsschutz. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Auch werden dort mögliche Zusammenhänge zwischen diesem und weiteren Fällen dieser Art aus diesem Jahr geprüft, heißt es von Seiten der Polizei. Zudem werde ermittelt, ob die Tat politisch motiviert gewesen sei.

Besonders gravierend war beispielsweise die mutmaßliche Brandstiftung im Juli bei Unterföhring. Unter der Herzog-Heinrich-Brücke standen mitten in der Nacht auf einer Baustelle Stromkabel und ein Bagger in Flammen. Weil an der Brücke mögliche statische Schäden nicht auszuschließen waren, blieb der Föhringer Ring für einige Tage für den Schwerlastverkehr gesperrt.

Ebenfalls im Juli brannten im Perlacher Forst ein Caddy sowie kurz darauf eine Forstmaschine. An der U-Bahn-Baustelle in Martinsried brannten im selben Monat gleich mehrere Baumaschinen. Im August meldete die Polizei eine brennende Baumaschine auf einer Baustelle der Stadtwerke München auf dem Mitteldamm der Isar zwischen Pullach und Höllriegelskreuth.

In der Stadt München gab es gehäuft Auto-Brände, im Mai standen - ebenfalls auf einer Baustelle - in der Bozzarisstraße mehrere Glasfaserkabeltrommeln in Flammen. Und mehrere Hunderttausend Euro Schaden entstanden im Juni in Waldtrudering, als ein 30 Meter hoher Mobilfunkmast vollständig zerstört wurde. Einen Monat später brannte ein Mobilfunkmast in Pullach.

2021 gab es in München schon einmal eine ähnliche Serie von Brandanschlägen auf die Infrastruktur. Die Ermittlungen wurden damals allerdings eingestellt, nachdem keine Täter ermittelt werden konnten. Die Polizei ordnete die Taten damals allerdings linksgerichteten Straftätern zu.

Bei den aktuellsten Brandereignissen möchte sich die Polizei noch nicht näher zu möglichen Tätergruppen äußern, bestätigte aber: "Tatzusammenhänge zum linken Spektrum werden natürlich auch überprüft."

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