Geothermie:Grasbrunn will ans Netz

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In Sauerlach wird bereits Fernwärme aus der Erde geholt, in Vaterstetten soll nun ebenfalls ein Kraftwerk entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde plant den Anschluss an das geplante Kraftwerk in Vaterstetten. Eine Hürde beim Ausbau stellt aber die Bahnstrecke dar.

Von Laura Geigenberger, Grasbrunn

Eine finale Zusage ist es noch immer nicht, doch viel trennt die Gemeinde Grasbrunn nicht mehr von einer Beteiligung an dem geplanten Geothermie-Kraftwerk in Vaterstetten. "Es ist bei uns der ausgeprägte politische Wille - fraktionsübergreifend -, dass wir mitwirken und auch die Gespräche sowohl von Verwaltungsseite als auch zwischen den Bürgermeistern weiterführen", sagt Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Am Dienstag hat sich der Gemeinderat einstimmig dafür ausgesprochen, einer interkommunalen Bohrgesellschaft zur Thermalwasserförderung beizutreten, die heuer noch gegründet werden soll.

"Damit werden wir im jetzigen Herbst die Grundlage für die konkrete Planung und die Umsetzung des Projektes haben", sagt Georg Kast, Fachmann für das Geothermie-Projekt im Vaterstettener Rathaus. Im Jahr 2024 sollen alle vorbereitenden Arbeiten für das Millionen-Vorhaben abgeschlossen sein; Anfang 2025 könne mit ersten Bohrungen begonnen werden.

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Aufgabe der künftigen Fördergesellschaft wird sein, die Geothermie-Wärme zu produzieren und sie an definierten Verteilerstellen in die Wärmenetze der kooperierenden Gemeinden einzuspeisen. Im Fall von Grasbrunn könnte diese Übergabe laut Kast beispielsweise zwischen dem Technopark und dem Bahnhof Vaterstetten erfolgen. "Wir werden das in den nächsten Monaten technisch beleuchten - da muss dann ja auch ein kleines Bauwerk entstehen", sagt er.

Mit der Entscheidung für den Beitritt seien die Grasbrunner Vaterstetten formal nun sogar um einen Schritt vorausgeeilt - dort muss dem noch zugestimmt werden. Im September soll dem Vaterstettener Gemeinderat zudem ein ersten Vertragsentwurf vorliegen, in dem auch die Gemeinde Grasbrunn mit einem Anteil berücksichtigt ist. Ob oder zu welchem Zeitpunkt andere Gemeinden, etwa Haar oder Zorneding, folgen, sei weiterhin offen.

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Ebenfalls noch unklar ist dem Fachmann zufolge, wann Grasbrunn an das Netz angeschlossen werden könnte, denn zwischen den beiden Gemeinden läge eine "Riesenhürde": die Bahnstrecke. "Die aktuelle Leitung ist ausreichend groß, um Grasbrunn beziehungsweise den Ortsteil Neukeferloh anzuhängen, aber wir müssen unter der Bahn durch und Kreuzungsthemen dort sind sehr kritisch", sagt Kast. Er hoffe darauf, das Problem möglichst innerhalb eines Jahres mit dem Eisenbahn-Bundesamt klären zu können.

Auch die Gemeinde Haar könnte dem Verbund beitreten

In Grasbrunn befindet sich derweil eine Machbarkeitsstudie zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit in den letzten Zügen. Der Plan der Gemeinde sieht vor, bestehende Nahwärmenetze im Technopark Neukeferloh und in der Siedlung Winklergründe für eine Geothermie-Versorgung auszubauen. Die Schule samt Bürgerzentrum, Sporthalle und katholischer Kindergarten könnten ebenfalls angebunden werden. Die "hoffentlich positiven" Ergebnisse der Studie erwartet Bürgermeister Klaus Korneder im September. Im nächsten Schritt könne ein Vertrag mit der Gemeinde Vaterstetten "endverhandelt" werden. Korneder sagt, er wisse, dass ein großer finanzieller Aufwand auf seine Gemeinde zukomme. Doch die Vorteile überwiegen: "Wir sind wirtschaftlich gesund und uns wird dadurch dauerhaft die Möglichkeit eröffnet, klimaneutral zu heizen".

Mit Zorneding könnte sich außerdem bald eine dritte Gemeinde der geplanten Fördergemeinschaft anschließen, glaubt der Vaterstettener Experte Kast. Ihm zufolge soll dort in den nächsten Wochen eine mögliche Verteilerstelle zur Wärmeübergabe diskutiert werden. Allerdings sei dort die Abnehmerstruktur noch nicht ganz so definiert wie in Grasbrunn - dazu laufe gerade noch eine Studie.

Der Haarer Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) bekundet ebenfalls weiterhin Interesse an dem gemeinsamen Geothermie-Projekt. Man sei "in stetem Austausch mit dem Rathaus in Vaterstetten", zumal im Gemeindegebiet bereits zwei größere Netzstrukturen existieren. Beide seien allerdings in privatwirtschaftlichem Besitz. "Deshalb befinden wir uns derzeit in Gesprächen mit den jeweiligen Unternehmen, wie ein Modell der Wärmeversorgung in Haar durch Erdwärme aus der Geothermie-Anlage in Vaterstetten gestaltet werden könnte.

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