Nach mittlerweile drei Jahren Stillstand soll der Forschungsreaktor München (FRM) II in Garching frühestens in einem Jahr wieder hochgefahren werden. Wie die Technische Universität (TU) München als Betreiberin der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz am Dienstagnachmittag mitteilte, laufen derzeit die Vorbereitungen für das Wiederanfahren. So werde am FRM II darauf hingearbeitet, einen neuen Zentralkanal einzubauen. "Die Arbeiten schreiten voran und es ist geplant, ab der zweiten Hälfte des Jahres 2024 wieder Neutronen für Forschung und Innovation zur Verfügung zu stellen", so eine Sprecherin.
Laut TU muss der Zentralkanal "nach einer kleinen Tropfleckage", die bei Wartungsarbeiten festgestellt wurde, ausgetauscht werden. Der Austausch sei ohnehin planmäßig erforderlich, das Ersatzteil habe zunächst von derselben Firma aus Frankreich gefertigt werden sollen, die bereits das Originalteil 1999 hergestellt hat. Weil sich die Firma jedoch zu wichtigen Fertigungsschritten nicht mehr in der Lage sehe, hätten die "diffizilen Arbeiten" an eine neue Firma vergeben werden müssen.
Wissenschaft im Landkreis München:"Ziel muss sein, lange Spitzenforschung zu ermöglichen"
In einem offenen Brief fordern Neutronenforscher vom Bundesforschungsministerium, in den stillstehenden Garchinger Reaktor zu investieren. Warum der Standort für die deutsche Wissenschaft so wichtig ist, erklären die Professoren Mirijam Zobel und Holger Kohlmann.
Diese wurde der TU zufolge in Österreich gefunden und wird - unter Aufsicht der ursprünglichen und zertifizierten Firma - "mit einem gestrafften Zeitplan den Zentralkanal bis Ende 2023 fertigen". "Wir verfolgen diesen Plan mit Nachdruck", wird der Technische Direktor des FRM II, Axel Pichlmaier, in einer Pressemitteilung der TU zitiert. Demnach werde es nach Einbau und zahlreichen notwendigen Prüfungen im Reaktorbecken noch etwa ein halbes Jahr dauern, bis der FRM II wieder anfahren könne. "Wir planen, ab August 2024 wieder Neutronen für Gastforscherinnen und -forscher sowie unsere Industriekunden zur Verfügung zu stellen", so Pichlmaier.
Der Reaktor war nach einer Panne im Jahr 2020 abgeschaltet worden. Gegner des Reaktors fordern schon lange dessen endgültige Stilllegung. Stattdessen soll er zumindest mit weniger angereichertem Uran weiterbetrieben werden.