NS-Euthanasie:Der unerwünschte Aufklärer

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Im Kinderhaus der Pflegeanstalt Eglfing-Haar wurden Patienten mit Medikamenten getötet. Darunter auch der kleine Lorenz aus Grafing. (Foto: KBO-Isar-Klinikum/oh)

Der unbelastete Klinikdirektor Gerhard Schmidt versuchte nach 1945, die Patientenmorde in der Anstalt Eglfing-Haar aufzuarbeiten, wurde aber bereits nach kurzer Zeit Opfer brauner Seilschaften. Jetzt erfährt der Mediziner späte Anerkennung.

Von Bernhard Lohr, Haar

Das Unrecht endete nicht im Mai 1945. Ganze 77 Jahre hat es gedauert, bis Gerhard Schmidt posthum Anerkennung dafür zuteil wird, als Erster nach Kriegsende die Patientenmorde an der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar dokumentiert und offen als Verbrechen angeprangert zu haben. Er tat dies als von der US-Militärregierung eingesetzter Klinikdirektor von Juni 1945 bis in den Sommer 1946. Mehr Zeit blieb ihm nicht. Denn alte Seilschaften an der Klinik und in den bayerischen Gesundheitsbehörden diffamierten ihn und beförderten ihn aus dem Amt. Der wegen seiner Position als Oberarzt während der NS-Zeit belastete Anton Edler von Braunmühl, der kommissarisch vor Schmidt kurz das Haus geführt hatte, kehrte zurück. Damit war die Aufklärung der "Euthanasie"-Verbrechen für Jahrzehnte beendet.

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