Dass es zu Beginn der Impfkampagne "ruckeln" würde, haben Jens Spahn und Markus Söder zwar nicht gerade im Voraus angekündigt, aber inzwischen mehrfach eingestanden. Insofern werden sie für Pannen wie diese Woche in Haar, wo ein 81-Jähriger trotz offiziell bestätigtem Termin fortgeschickt wurde, und Schwierigkeiten bei der Anmeldung im Würmtal Verständnis haben. Dass aber ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie ein Gesundheitsamt, wie jenes im Landratsamt München, wochenlang keine verlässlichen Zahlen über Infizierte und Neuansteckungen melden kann, dürften der Bundesgesundheitsminister und der Ministerpräsident kaum entschuldigen.
Auch dass das Landratsamt von 1700 Verfahren wegen Verstößen gegen Corona-Regeln bisher nur die 400 harmlosesten abgearbeitet hat, kann nicht im Sinne von Söder und Co. sein. Abschreckung funktioniert so kaum. Dass außerdem noch kein einziger alter Mensch den schon lange angekündigten Brief des Landrats mit Informationen zur Impfung erhalten hat, lässt nur den Schluss zu, dass da eine Behörde offenkundig überfordert ist. Und das nicht zum ersten Mal: Schon im Frühjahr meldete das Landratsamt wochenlang falsche Todeszahlen.
Es stellen sich mithin Fragen: Was läuft da am Mariahilfplatz falsch? Wer ist an den Pannen schuld? Und wer trägt dafür die Verantwortung? Glaubt man den dortigen Amtsträgern, ist wahlweise der Bund schuld, dass es ruckelt und holpert, weil dieser etwa eine Umstellung der Meldesoftware verlangte. Oder es liegt an einer zu geringen Personalausstattung oder einfach auch mal an menschlichen Fehlern. Letztere kommen vor, keine Frage. Ersteres ist schon erklärungsbedürftig, denn andernorts klappt es mit der Software ja auch. Und was die Personalstärke betrifft: Die Belegschaft des Landratsamts wächst seit Jahren - auf mittlerweile mehr als 1300 Beschäftigte. Eine Antwort jedenfalls ist unstrittig: Die Verantwortung liegt beim Landrat.