Coronavirus im Landkreis München:Impfzentren bleiben zu

Lesezeit: 2 min

Als einziges von ehemals vier im Landkreis München noch in Betrieb: das Impfzentrum der Malteser in Haar. (Foto: Claus Schunk)

Solange weder vom Bund noch vom Freistaat eine Anordnung erfolgt, werden die drei Einrichtungen in Oberhaching, Planegg und Unterschleißheim nicht wieder in Betrieb gehen.

Martin Mühlfenzl, Haar/Unterschleißheim

Eine Wiederöffnung der Impfzentren in Unterschleißheim, Oberhaching und Planegg ist zumindest kurzfristig nicht zu erwarten. "Wir werden keinesfalls von uns aus auf eigene Kosten die drei geschlossenen Impfzentren wieder reaktivieren", so Landrat Christoph Göbel (CSU) zu Forderungen des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) nach einer Reaktivierung der Impfzentren. Spahn will damit die sogenannten Booster-Impfungen voranbringen, also Auffrischungen mit einer dritten Corona-Impfung. Der Minister wiederholte seine Meinung am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Lothar Wieler, dem Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), in Berlin. Zu viele Impfwillige fänden derzeit keinen Arzt, der sie impft. Die Länder hätten sich verpflichtet, Impfzentren im Stand-by-Modus zu lassen und sollten diese nun reaktivieren, so Spahn.

Bis Ende Oktober gab es im Landkreis München vier Impfzentren: neben dem Zentrum in Haar, das als einziges noch in Betrieb ist, Stationen in Oberhaching, Unterschleißheim und Planegg. Dass die drei aufgelösten Zentren wieder in Betrieb gehen, schließt Landrat Göbel aus, solange keine Aufforderung durch den Bund oder Freistaat erfolge. Das Impfzentrum in Haar reiche vollkommen aus, zudem könne die Kapazität dort "binnen weniger Tage" von derzeit etwa 350 Impfungen am Tag auf 2000 Immunisierungen hochgefahren werden. "Die Pläne dafür liegen in der Schublade", so Göbel. Derzeit ist geplant, dass Haarer Impfzentrum mindestens bis April offen zu halten.

Lieber den Ärzten zehn Euro mehr geben, findet ein Arzt

Laut Gerhard Bieber von den Johannitern, die bis Oktober das Oberhachinger Impfzentrum betrieben haben, ist die Hilfsorganisation in der Lage, schnell wieder einzuspringen, falls zusätzliche Kapazitäten gebraucht würden. "Wir haben die Technik und das Wissen", sagt Bieber. Wenn erneut ein Impfzentrum aus dem Boden gestampft werden müsse, wäre nach den Worten des Pressesprechers die Herausforderung, schnell Personal zu finden. "Kurzfristig könnten wir aber auch mit Ehrenamtlichen und eigenen Mitarbeitern in Betrieb gehen", so der Johanniter-Sprecher. Derzeit sei aber seitens des Landkreises kein entsprechendes Interesse festzustellen. Mobile Impfteams können die Johanniter laut Bieber ebenfalls schnell auf die Beine stellen, wie sie es schon während der gesamten Impfkampagne getan hatten. "Wenn wir gebraucht werden, sind wir bereit", versichert der Johanniter.

Der Unterschleißheimer Hausarzt Friedrich Kiener, der in dem Impfzentrum der Stadt tätig war, kritisiert den "Aktionismus" von Jens Spahn. "Aus der Debatte muss die Hektik rausgenommen werden", so Kiener. "Das Impfen, auch das Boostern ist eine Aufgabe, die von den Hausärzten gestemmt werden kann." Die Kosten der Impfungen in den Impfzentren lägen wegen der benötigten Infrastruktur und des Personals "400 bis 500 Prozent" über denen in den Praxen. Besser den niedergelassenen Ärzten werde ein kleiner finanzieller Anreiz gegeben, das Tempo beim Impfen zu beschleunigen: "Zehn Euro mehr für jeden Arzt pro Impfung könnten noch mehr Ärzte dazu bewegen, wieder zu impfen."

Aus Sicht des Mediziners sollte der Empfehlung der Ständigen Impfkommission gefolgt werden, zunächst ausschließlich Menschen über 70 Jahre und besonders vulnerable Gruppen ein drittes Mal gegen das Coronavirus zu immunisieren. Spahn hatte angeregt, das Boostern "grundsätzlich allen Personen" anzubieten. "Solche Forderungen machen die Menschen doch nur nervös", warnt Kiener.

© SZ vom 04.11.2021 / müh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

"Wie Masern und Pocken"
:Landrat fordert Impfpflicht

Im Angesicht der vierten Corona-Welle spricht sich Münchens Landrat für eine bundesweite Pflicht zur Impfung aus. Auch schärfere Schutzmaßnahmen schließt Christoph Göbel nicht aus - in Abstimmung mit der Landeshauptstadt.

Von Martin Mühlfenzl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: