2-G-Kontrollen:"Leichter wird das Leben für die Kollegen draußen sicher nicht"

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Gaststätten dürfen nur noch Geimpfte einlassen - und die Polizei muss kontrollieren, dass sie sich auch daran halten. (Foto: Florian Peljak)

Polizei und Landratsamt bereiten sich darauf vor, die strengeren Corona-Regeln durchzusetzen. Dass dabei zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden wird, erhöht das Konfliktpotenzial.

Von Iris Hilberth und Wolfgang Krause, Landkreis München

Samstagmittag in einer Ausflugsgaststätte in Straßlach-Dingharting. Ein mittelaltes Paar betritt die Stube, mit gezückten Smartphones gehen die zwei auf die Bedienung zu. Doch der Mann sagt gleich: "Wir haben zwar Impfnachweise, aber jetzt keine Ausweise dabei." Bis vor Kurzem wären die beiden damit wahrscheinlich überall durchgekommen, doch in diesem Fall bleibt die Kellnerin hart. Man brauche einen Ausweis oder zumindest einen Führerschein, es könnte ja sein, dass die Polizei die Gäste kontrolliert. Ohne große Diskussion ziehen die abgewiesenen Gäste wieder ab.

Dass es immer noch nicht alle so genau nehmen, zeigt sich wenig später im selben Lokal. Eine größere Familie wird von einem anderen Kellner in Empfang genommen. Er lässt sich die Impfzertifikate zeigen und fragt dann in die Runde: "Ausweise haben Sie ja dabei?" Sehen will er die Dokumente ausdrücklich nicht. "Das passt schon. Es ist nur wichtig, falls die Polizei kommt."

Und das soll nun häufiger geschehen. Denn von diesem Mittwoch an gelten verschärfte Regeln. Aus 3 G wird dann 2 G, aus 2 G wird 2 G plus. So hat es Ministerpräsident Markus Söder vergangene Woche verkündet. Ungeimpfte müssen draußen bleiben, und wer sich bislang der Spritze gegen das Virus verweigert hat, darf sich auch nur noch mit fünf weiteren nicht geimpften Personen treffen. Streng kontrolliert werde das, hat Söder betont. Für das Landratsamt und die Polizei bedeutet das mehr Arbeit und noch größeres "Fingerspitzengefühl", wie Armin Ganserer weiß. "Leichter wird das Leben für die Kollegen draußen sicher nicht", sagt der Leiter der Polizeiinspektion in Ottobrunn.

Nun ist der Auftrag, die Einhaltung aktuell geltenden Corona-Auflagen zu kontrollieren, nichts Neues für die Polizeibeamten. Seit bald zwei Jahren sind Corona-Streifen im Einsatz. Sie haben in den ersten Wellen prüfen müssen, wie viele Menschen sich treffen, ob Alkohol getrunken wird, ob die Wirte sich an die Sperrstunden halten. Neu ist in der vierten Welle nun, dass sie zwischen Geimpften und Ungeimpften unterscheiden müssen. Und das macht die Sache nicht einfacher.

"Überwiegend fahren wir aktuell Gastwirtschaften an", sagt Siegfried Graf, der als Leiter der Polizeiinspektion in Unterhaching für das gesamten Hachinger Tal zuständig ist. Die meisten Leute hätten viel Verständnis dafür, dass sie kontrolliert werden, sagt er. Privatleute würden dann kontaktiert, wenn etwa ein Nachbar sich meldet, weil nebenan eine Party stattfindet. Aber das sei nicht anders als vor einem Jahr, sagt Graf. Immerhin: Zur jetzigen Jahreszeit sei es doch etwas ruhiger als noch im Sommer, als seine Leute häufiger etwa in den Landschaftspark oder die Kollegen an die Isar ausrücken mussten, weil dort Party war. Vorrangig sei die Kontrolle aber Aufgabe der Kreisverwaltung, sagt Graf. Bei schwierigen Fällen begleiten die Polizeibeamten daher schon mal die Mitarbeiter des Landratsamts.

Die können anlasslos auftauchen oder auch, weil sie einen Hinweis bekommen haben. "Für die Organisation und Durchführung zusätzlicher anlassloser Kontrollen in größerem Umfang, wie von der Staatsregierung angekündigt, steht das Landratsamt bereits in engem Austausch mit den zuständigen Polizeikräften, die diese Kontrollen in aller Regel begleiten, sowie hausintern mit den Kolleginnen und Kollegen des gesundheitsrechtlichen Vollzugs", teilt die Behörde mit. Darüber hinaus sei zusätzliches Personal sowohl durch interne Abordnung wie auch durch entsprechende Anfragen, etwa beim Freistaat angefordert worden.

Die meisten Kontrollierten zeigen sich sehr einsichtig

Man müsse sehen, wie es dann läuft, sagt der Leiter der Oberschleißheimer Polizeiinspektion, Stefan Schraut. Er bleibt aber recht gelassen, denn die Erfahrungen der vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass die meisten Leute die Überprüfungen begrüßten. "Die sagen: Gott sei Dank kontrolliert das jemand, es ist gut, dass ihr da seid." Das kann aber dann auch mal zur Folge haben, dass man nach Hause geschickt wird. Schraut berichtet von einem Fall, bei dem der Gast dem Polizeibeamten sein Impfzertifikat zeigen wollte und dann offenbar der Akku leer war. Der sei aber dann sehr einsichtig gewesen.

Natürlich gebe es immer auch ein paar Wirte, die sehr gleichgültig mit den geltenden Regeln umgingen. "Denen ist das wurscht und diejenigen, die sich an alles halten, sind dann die Doofen", sagt Schraut. Den Uneinsichtigen statte die Polizei regelmäßig Besuch ab und notfalls gebe dann auch eine Gewerbeuntersagung. Mehr Leute bekämen sie in der Inspektion für die Kontrollen zwar nicht, doch notfalls, wenn wirklich mal etwas Größeres anliege, würden sie von den Münchner Kollegen unterstützt, sagt Schraut.

Armin Ganserer hat in seinem Einsatzgebiet gute Erfahrungen damit gemacht, zwei Tage vor Inkrafttreten neuer Regeln die Gastwirte auf ihre Pflichten hinzuweisen. "Wir hatten dabei immer ein positives Echo, und bis auf ein paar wenige, die immer alles sehr ausreizen, halten sich alle daran." Bei einfachen Verstößen könne die Polizei mittlerweile eine Verwarnung aussprechen, 55 Euro kostet das dann den Regelbrecher. "Aber wir sind auch immer darauf bedacht, die Verhältnismäßigkeit zu wahren", sagt Ganserer.

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