Putzbrunn:Nach der Wahl ist vor der Wahl

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Hat bei der Bürgermeisterwahl in Putzbrunn mehr als einen Achtungserfolg errungen: CSU-Kandidat Tobias Stokloßa. (Foto: Claus Schunk)

Angesichts des knappen Sieges von Bürgermeister Edwin Klostermeier hat CSU-Herausforderer Tobias Stokloßa gute Chancen auf seine Nachfolge in zwei Jahren. Aber auch die Grünen bringen sich in Stellung.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Eine rauschende Party gibt es am Sonntagabend nicht. Schon gegen 21 Uhr hat sich die Gesellschaft im Foyer des Putzbrunner Rathauses weitgehend aufgelöst. Dabei kann man das Ergebnis der Bürgermeisterwahl durchaus als Erfolg für alle Beteiligten werten: SPD-Amtsinhaber Edwin Klostermeier kann für zwei weitere Jahre die Geschicke der Gemeinde leiten und sich dann, mit 70 Jahren, in den Ruhestand verabschieden - pünktlich zur Kommunalwahl. Wodurch die Termine von Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl nach 20 Jahren wieder harmonisiert werden.

Doch auch der Herausforderer darf das Resultat als beachtlichen Teilerfolg betrachten, immerhin schaffte er es, den Abend spannender zu gestalten, als zu erwarten war. Schließlich ist der Christsoziale Tobias Stokloßa erst 24 Jahre alt, verfügt gerade mal über die kommunalpolitische Erfahrung von vier Jahren Gemeinderat und war zum Auftakt des Wahlkampfs vermutlich den meisten Bürgern weitgehend unbekannt. Als am Sonntag gegen 18.20 Uhr die ersten Auszählungsergebnisse aus den Wahllokalen eintrudelten, machten einige der Anwesenden im Rathaus große Augen: Nach zwei von sechs Bezirken lag der CSU-Mann mit 53,3 Prozent ein ganzes Stück vor dem Platzhirsch, was seine Anhänger mit lautem Jubel quittierten.

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Am Ende freuten sich doch die SPD-Vertreter: Sowohl Co-Kreisvorsitzender Korbinian Rüger als auch Florian Schardt, Vorsitzender der Kreistagsfraktion, zeigten sich erleichtert. "Wir stellen neun Bürgermeister im Landkreis, das ist fast ein Drittel", frohlockte Rüger, der nach dem Sieg von Stephan Keck in Kirchheim den zweiten Wahlerfolg der Sozialdemokraten innerhalb von acht Tagen feierte.

Letztlich lagen lediglich 149 Stimmen zwischen dem Herausforderer und dem amtierenden Rathauschef, der sich mit 52,8 Prozent durchsetzte. Klostermeier konnte sich offenbar auf seine Stammwähler verlassen: Er verbuchte vor allem im Ortsteil Waldkolonie wie bei vergangenen Wahlen klare Mehrheiten. "Das war ein demokratisches Spektakel", sagte der Wahlsieger in einer ersten Reaktion, nachdem er wohl eine Achterbahn der Gefühle hatte durchleiden müssen. Er räumte später ein, dass ihm der Wahlkampf auch körperlich zugesetzt habe: "Ich habe seit drei Tagen Rückenprobleme."

Edwin Klostermeier hat sein Ziel erreicht und feiert mit seinen Parteifreunden. (Foto: Claus Schunk/)

Vielleicht rührten diese auch von seinen Befürchtungen her, die Putzbrunner hätten den Sinn seiner Ankündigung, vorzeitig zurückzutreten, "nicht verstanden". Deshalb habe er auch ein enges Rennen erwartet, zumal sein Gegner im Wahlkampf auf viel Unterstützung zählen konnte, zuletzt etwa vom CSU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Klaus Holetschek.

Tobias Stokloßa hat sich mit diesem Ergebnis in Position gebracht, um 2026 doch noch ins Amt zu kommen, auch wenn er am Wahlabend zunächst defensiv blieb und keine klare Aussage dazu machte. "Wir haben unsere Themen gut und richtig gesetzt und ein perfektes Fundament gelegt." Wofür genau sagte Stokloßa, der beruflich als Kämmerer der Gemeinde Poing tätig ist, nicht. Er hatte während seiner Kampagne 3400 Haushalte besucht, "das waren 150 Stunden Haustürwahlkampf", erzählte Stokloßa. Damit beeindruckte er auch andere Christsoziale. Der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Gemeinderat, Eduard Boger, der 2012 und 2018 Klostermeier als Bürgermeisterkandidat unterlegen war, zeigte sich jedenfalls "absolut stolz" auf den Nachwuchsmann und teilte ordentlich gegen den Amtsinhaber aus: "Wenn er so tolle Arbeit gemacht hätte, wie er immer sagt, wäre das Ergebnis wohl anders ausgefallen. Ich hoffe, Tobi ist dann in zwei Jahren bereit, uns zu vertreten."

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:"An seiner Stelle würde ich auch nicht anders handeln"

Die Bürgermeisterwahl in Putzbrunn ist ein Duell Alt gegen Jung: Während Amtsinhaber Edwin Klostermeier von der SPD mit 68 Jahren nur noch bis zur allgemeinen Kommunalwahl weitermachen möchte, will sein 24-jähriger CSU-Herausforderer Tobias Stokloßa bereits jetzt den Wechsel einleiten. Dabei zeigt sich im SZ-Gespräch, dass die beiden inhaltlich gar nicht so weit auseinanderliegen.

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Der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn, selbst in Putzbrunn aufgewachsen und bis zu seinem Umzug nach Ottobrunn dort ansässig sowie 2006 Wahlverlierer gegen Klostermeier, trauerte der verpassten Chance hinterher: "Hätte der Wahlkampf noch zwei Wochen länger gedauert, hätte es für Tobi gereicht", sagte er. Dennoch sei es Stokloßa hoch anzurechnen, dass er "den Schneid" gehabt habe, gegen den Routinier Klostermeier anzutreten. "Und das verschafft ihm nun einen unschätzbaren Vorteil für die nächste Wahl."

Die Grünen richten schon mal Erwartungen an die SPD

Das sehen womöglich auch die Vertreter der anderen Gemeinderatsfraktionen so, deren Mienen sich angesichts des Ergebnisses für den Außenseiter am Sonntag zunehmend eintrübten. Walter Hois und Robert Böck von der Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) räumten ein, dass Stokloßa nun gegenüber jedem neuen Kandidaten, der 2026 antreten wird, einen Vorsprung habe. Wie ihre konkreten Pläne aussehen, verrieten die beiden Gemeinderäte indes nicht.

Deutlicher wurden die Putzbrunner Grünen. Co-Vorsitzende Sybille Martinschledde kündigte an, dass ihre Partei 2026 einen Kandidaten oder eine Kandidatin ins Rennen schicken werde. Für die Unterstützung, die man Edwin Klostermeier diesmal gewährt habe, erwarte man eine Gegenleistung der Sozialdemokraten, sollten diese nicht zur Wahl antreten. "Ohne uns hätte es Herr Klostermeier diesmal nicht geschafft, eine Hand wäscht die andere", sagte sie und quittierte das Resultat mit Genugtuung: "Mit der CSU hätten wir nur Stillstand bekommen."

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