Abfallwirtschaft:Elektroschrott wird für den Landkreis München zum Problem

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Nach der Kündigung des Vertragspartners und dem Brand auf der Recycling-Anlage in Hochbrück muss der Landkreis die Sammlung und Verwertung neu ordnen.

Von Martin Mühlfenzl, Garching

Der Landkreis München wird sein System zur Verwertung von Elektronikschrott neu ordnen müssen. Am 19. Juni dieses Jahres endet der Vertrag mit dem Garchinger Unternehmen RM-Recycling (vormals AR-Recycling), das bisher das Einsammeln und Abholen von ausrangierten Elektronikgeräten sowie die anschließende Trennung und Aufbereitung wiederverwertbarer Stoffe verantwortet. Künftig sollen nach dem Willen des Umweltausschusses des Kreistags Kommunen enger zusammenarbeiten, um einerseits Kosten zu sparen und andererseits "die bewährte E-Schrottsammlung weiterhin bürgerfreundlich zu gewährleisten", wie es aus dem Landratsamt heißt.

Mit Inkrafttreten des sogenannten Elektro- und Elektronikgerätegesetz im Jahr 2006 wurde die Elektroschrottentsorgung im Landkreis München neu geordnet - und zwar im Rahmen der Selbstentsorgung. Das Garchinger Unternehmen AR-Recyclig machte dem Landkreis damals das Angebot, den Elektroschrott zu übernehmen, stellte an den Wertstoffhöfen der einzelnen Städte und Gemeinden Behälter mit einem Fassungsvermögen von jeweils 38 Kubikmeter auf, verpflichtete sich diese auch wieder abzutransportieren und die Geräte zu recyceln. Laut Landratsamt verlief diese Zusammenarbeit auch reibungslos, da sie auch die Kommunen und die Mitarbeiter an den Wertstoffhöfen entlastete.

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Bis zum Dezember vergangenen Jahres war das so. K urz vor Weihnachten brannte dann aber auf dem Firmengelände von RM-Recycling im Garchinger Stadtteil Hochbrück eine große Lagerhalle vollkommen nieder, Elektroschrott war der mutmaßliche Brandauslöser, wie es von Firmenseite heißt, Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Seitdem aber stockt der Betrieb des in Garching nicht unumstrittenen Unternehmens, gegen das es vor allem aufgrund der beklagten Lärm- und Geruchsbelästigung immer wieder Proteste gibt, etwa vom Aktionsbündnis Lohhof Süd.

Dennoch sei die Elektroschrottentsorgung durch RM-Recycling im Landkreis bis zum Auslaufen des Vertrags im Juli gesichert, sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) im Umweltausschuss. Das Unternehmen habe versichert, allen Verpflichtungen weiter nachzukommen. Den Vertrag mit dem Landkreis aber hat RM-Recycling Angaben des Landratsamtes zufolge bereits wenige Tage vor dem Brand gekündigt, da die Zusammenarbeit für das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich sei, wie es seitens RM hieß. Nach dem Feuer stand dann zwischenzeitlich sogar eine fristlose Kündigung durch das Unternehmen im Raum, die das Landratsamt in Verhandlungen allerdings abwenden konnte.

Wie die Lagerung, Abholung und das Recycling von Elektroschrott in den Kommunen über den Juni hinaus ausgestaltet werden kann, wird nun gemeinsam vom Landratsamt sowie den Verwaltungen in den Rathäusern erarbeitet. Denn, so machte Göbel deutlich, wenn die Aufgaben in die Verantwortung der Kommunen übergingen, sei mit höheren Kosten wegen der Bereitstellung von Containern, des Transports sowie der Sortierung zu rechnen. Diese müssten dann auf die Endverbraucher umgelegt werden.

Zudem, erklärte die Verwaltung im Landratsamt, müsste der Elektroschrott auf den Wertstoffhöfen in sechs einzelnen Gruppen erfasst werden. Soll heißen: Dafür reichen künftig nicht mehr wie bisher ein oder zwei Container aus, wie sie RM-Recycling in den vergangenen Jahren zur Verfügung gestellt hat, sondern es müssten sechs unterschiedliche Behälter aufgestellt werden. Dafür fehlt aber auf vielen kleineren Wertstoffhöfen schlichtweg der Platz.

Das Landratsamt arbeitet zusammen mit den Städten und Gemeinden an interkommunalen Lösungen, Kommunen sollen sich zusammentun, um so die nach neuer Gesetzeslage vorgeschriebene Erfassung von Elektroschrott zu gewährleisten und für die Bürger eine möglichst "komfortable Sammelpraxis" aufrecht zu erhalten - kostengünstig und ohne weite Wege. Die Abholung des Elektroschrotts soll weiterhin über einen Dienstleister abgewickelt werden, hierfür wird eine offizielle Ausschreibung erfolgen. Grünen-Kreisrat Oliver Seth hätte hierfür gerne einen regionalen Anbieter mit ökologischem Anstrich bevorzugt, Landrat Göbel aber machte deutlich, dass - wie rechtlich vorgesehen - der günstigste Bewerber zu bevorzugen sei.

Wie wichtig die fachgerechte Abwicklung von Elektroschrott ist, stellt der Abfall-Zweckverband München-Südost heraus, der die Abfallentsorgung in acht Kommunen im Landkreis verantwortet. Aus 14 Tonnen Elektroaltgeräten würde durchschnittlich etwa eine Tonne Kupfer gewonnen, heißt es. Um die gleiche Menge des Metalls im Bergbau gewinnen zu können, müssten 1000 Tonnen Gestein bearbeitet werden.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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