Festival:In die Zukunft gucken

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Im israelischen Kurzfilm "To Shape and Be Shaped" erforschen der Architekt Itai Palti und die Choreografin Snir Naka das Konzept der bewussten Stadt. (Foto: Internationale Kurzfilmwoche Regensburg)

Die Kurzfilmwoche Regensburg findet hybrid statt und wagt die eigene "Transformation". Das Motto passt zum Wandel der Welt.

Von Josef Grübl

Was hat es zu bedeuten, wenn in einer sich immer schneller wandelnden Gesellschaft nicht nur die Filme, sondern auch deren Abspielstätten sich verändern? Wenn man nicht mehr nur auf der großen Leinwand oder dem Fernseher schaut, sondern auf Laptops, Handys, Armbanduhren? Darüber ließe sich trefflich diskutieren: Am besten bei einem Festival, mit Kulturmenschen, Filmemacherinnen, Zuschauern. Aber Moment, auch das geht ja nicht: Seit Beginn der Pandemie haben sich sogar die Filmfestivals verändert. Mal finden sie online statt, mal in übersichtlich besetzten Kinosälen, es gibt individualisierte Grußvideos, virtuelle Kongresse oder Outdoor-Tagungen - dem Erfindungsreichtum der Organisatoren sind keine Grenzen gesetzt.

Auch die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg erfindet sich in ihrer 28. Ausgabe neu: Nachdem das Festival im März 2020 nach wenigen Tagen abgebrochen wurde und im letzten Jahr nur online stattfand, versucht man es jetzt mit der sogenannten Hybrid-Lösung: Vom 18. bis zum 27. März werden die eingeladenen Kurzfilme vor Publikum in Regensburg gezeigt, in der Filmgalerie, im Ostentorkino und dem W1-Kulturzentrum. Gleichzeitig kann man das Filmprogramm auch online streamen - sogar etwas länger, bis 3. April. Da sich die Kurzfilmwoche seit ihrer Gründung im Jahr 1994 weit über die Regensburger Stadtgrenzen hinaus etablieren konnte, gibt es auch ein Branchenprogramm: In Online-Konferenzen wird über Kurzfilmverleihe oder Festivalstrategien gesprochen. Auf diese Weise würden auch Filmschaffende am Festival teilnehmen, die es bisher nicht nach Regensburg geschafft hätten, sagt die scheidende künstlerische Leiterin Insa Wiese.

Wer spontan ist und kreativ plant, profitiert

Die pandemiebedingt eingeführten Online-Alternativen müssen also nicht nur Notlösungen sein, sondern können sich durchaus als Bereicherung erweisen. Und wie man schon an anderen Festivals sehen konnte: Wer spontan ist und kreativ plant, profitiert. So etwa konnte das Dok-Fest München in den vergangenen beiden Jahren deutlich mehr Zuschauer erreichen als zuvor. Das wollen die Macher der Kurzfilmwoche Regensburg ebenfalls: Sie setzen auch deshalb auf die aufwendige Hybrid-Lösung, da sich sonst ihre Kosten nicht amortisieren würden. Wenn nicht mehr so viele Menschen in die Kinos dürfen, müssen eben online zusätzliche Einnahmen generiert werden. Der Wille zur Veränderung manifestiert sich sogar im diesjährigen Festivalmotto "Transformation": Die Pandemie zwingt die Gesellschaft zu Transformationsprozessen, deshalb setzt man sich in Regensburg auch inhaltlich damit auseinander.

Um Veränderungen geht es zwar mehr oder weniger in allen Filmen, egal ob kurz oder lang - hier aber hat man sie thematisch gebündelt und in Programmreihen gepackt: So werden etwa unter dem Titel "Transformation: Welt" Kurzfilme über geschichtliche, ökologische oder technologische Veränderungen gezeigt, während es bei "Transformation: Mensch" um Identitäts-, Gender- oder Altersfragen geht. Nur die Lust am Filmeschauen, am Entdecken neuer Stimmen und Storys, die verändert sich hoffentlich nie.

28. Internationale Kurzfilmwoche Regensburg, 18. bis 27. März, online bis 3. April, www.kurzfilmwoche.de

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