Was läuft in der Klassik?:Russische Runde im April

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Nicht nur in seiner russischen Heimat ist der junge Pianist Ivan Bessonov ein Star. Hier lässt er sich im Juni 2022 als Gewinner des Moskauer Rachmaninow-Wettbewerbes feiern, an seiner Seite Valery Gergiev, der ehemalige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. (Foto: Artyom Geodakyan/IMAGO/ITAR-TASS)

Der junge Moskauer Piano-Star Ivan Bessonov spielt im Prinze, im Nationaltheater dirigiert Joana Mallwitz Tschaikowski, in der Musikhochschule gibt es Strawinsky - und im November wird Teodor Currentzis in München eine Bühne bereitet.

Von Jutta Czeguhn

Der Kulturboykott gegen russische Musik, russische Musikerinnen und Musiker, denen wegen Putins Angriffskriegs auf die Ukraine westliche Bühnen versperrt bleiben: Man hat den Eindruck, je länger der Konflikt andauert, desto mehr schwindet das öffentliche Interesse an dieser Debatte. Anna Netrebko oder der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis, denen eine Nähe zum Kreml vorgehalten wird, sind längst wieder gut gebucht. Die Sopranistin wurde gerade in Salzburg bejubelt, Currentzis flog zwar bei den Wiener Festwochen aus dem Programm, er hatte aber auch nach dem Beginn der Invasion am 24. Februar 2022, an dem er just in Sankt Petersburg seinen 50. Geburtstag feierte, nie aufgehört, sein SWR Symphonieorchester oder in Salzburg zu dirigieren. In München ist er ebenfalls wieder salonfähig, am 1. November wird er in der Isarphilharmonie mit seinem "Utopia"-Orchester spielen. Doch schon jetzt, im April, kann man in Münchens Konzertsälen Russischem begegnen.

So kehrt der Moskauer Pianist Ivan Bessonov am 21. April (11 Uhr) ins Prinzregententheater zurück, wo er 2019 debütierte und im vergangenen Jahr das Publikum erneut verzückte. Der Zwei-Meter-Mann, der mit seinem lässigen Blondhaar ein wenig so aussieht wie der Jüngling Tadzio in Viscontis "Tod in Venedig", ist gerade mal 21 Jahre alt und nicht nur in seiner Heimat ein Star, seit er 2018 in Edinburgh als erster russischer Pianist den "Eurovision Young Musicians" gewonnen hat. Im Juni 2022 gewann er in Moskau den Internationalen Rachmaninow-Wettbewerb, wo Staatskünstler Valery Gergiev dirigierte. Knapp drei Monate, nachdem der Putin-Getreue, der heute das Sankt Petersburger Mariinski und das Moskauer Bolschoi Theater leitet, in München seinen Chefposten bei den Münchner Philharmonikern verlor. Ivan Bessonov gehört offensichtlich zu jenen Künstlern, die wie auch Currentzis zwischen den Welten pendeln können. Beim Konzert im Prinze mit dem Münchener Kammerorchester unter der Leitung von Yuki Kasai spielt er diesmal Mozart und Tschaikowski . Wer das verpassen sollte: Am 11. Januar 2025 kehrt er wieder.

Für Dirigentin Joana Mallwitz hat Tschaikowskis "Pathétique" Requiemcharakter. Der Komponist starb wenige Tage nach der Uraufführung seines Werkes 1893. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Tschaikowski - seine "Pathétique" - gibt's auch in den beiden Akademiekonzerten mit Star-Dirigentin Joana Mallwitz im Nationaltheater am 22. und 23. April. Wer jetzt noch keine Karten hat, muss sich sputen. Eine besondere Entdeckung, vielleicht, kann man zwei Tage zuvor, am 20. April in der Musikhochschule (19 Uhr, Arcisstraße 12) bei einem Konzert der Reihe "neo Klassik" machen. Cello-Professor Wen-Sinn Yang spielt dort zusammen mit dem Hochschulsymphonieorchester unter Leitung von Marcus Bosch die einzige Sinfonie der russischen Komponistin Leokadiya Kashperova und setzt das Werk in Dialog mit Igor Strawinskys "Feuervogel". Das Interessante: Kashperova war Ende des 19. Jahrhunderts Strawinskys Klavierlehrerin. Und es heißt, bei allen Unterschieden, dass die beiden in ihren Klavierwerken eines verbindet: Sie machen es der linken Hand berüchtigt schwer.

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