Kino:Frauenschicksale im Osten

Frauenverführer Conny (Hanns Groth) steht im Mittelpunkt des Films. Doch am Ende sind es die Frauen, die zu Heldinnen werden. (Foto: Filmmuseum München)

Das Münchner Filmmuseum bringt einen der ersten deutschen Farbfilme auf die Leinwand.

Großkariert sind seine Sakkos, großspurig ist sein Auftreten: Der Westberliner Lebemann Conny hält sich bevorzugt in Ostberliner Cafés auf. Dort gibt er den spendablen und weltgewandten Kavalier - und stürzt die von ihm angesprochenen Damen reihenweise ins Unglück. Er nimmt sie aus, schwängert sie oder verleitet sie zum Stehlen. Heute würde man solche Männer als Abzocker, Womanizer oder gar Tinder-Schwindler bezeichnen, im Berlin der Fünfzigerjahre steht der Frauenverführer Conny (Hanns Groth) für die Verderbtheit des kapitalistischen Westens.

Der aus Bulgarien stammende Defa-Regisseur Slatan Dudow ("Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?") inszenierte im Jahr 1952 einen der ersten deutschen Farbfilme, in leuchtendem Agfacolor erzählte er die Geschichte von einem zwielichtigen Mann und aufrichtigen Frauen, die mitunter die Schriften von Josef Stalin studierten. Trotzdem war Dudows Film in der DDR umstritten: Er wurde dafür kritisiert, dass er keinen Helden der Arbeit aus dem sozialistischen Osten in den Mittelpunkt stellte, sondern einen Hallodri aus dem Westen. Dabei sind es am Ende die Frauen, die trotz mancher Fehlentscheidungen zu Heldinnen werden.

Das Filmmuseum zeigt "Frauenschicksale" im Rahmen der Reihe "Open Scene", der Film ist erst kürzlich neu auf DVD aufgelegt worden. Als Vorprogramm wird der 1958 in der DDR entstandene Kurzfilm "Tageskurs 1:4" gezeigt, darin geht es um Währungsspekulationen und Schiebereien beim Umtausch von Bargeld.

Frauenschicksale, DDR 1952, Regie: Slatan Dudow, Do., 24. Feb., 19 Uhr, Filmmuseum , St.-Jakobs-Platz 1

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