Kinderbetreuung in München:Zentrale Anmeldung für Kitas kommt

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Momentan ist die Kita-Anmeldung für die Eltern sehr zeitraubend und aufwendig. (Foto: Stephan Rumpf)

Sinneswandel kurz vor der Stichwahl: Plötzlich ist auch die SPD für eine zentrale Anmeldeplattform für Kitas und fordert eine schnelle Abschaffung der zeitraubenden Bewerbungstouren. Die CSU wundert sich.

Von Melanie Staudinger

Die zentrale Anmeldung für Kinderbetreuungseinrichtungen in München könnte doch schneller kommen als ursprünglich angekündigt. Völlig überraschend beantragte die SPD-Fraktion am Mittwoch im Stadtrat, das computergestützte System schon in einem Jahr zur Verfügung zu stellen - also für die Anmeldungen zum Schuljahr 2015/16, und zwar für Kitas und die Ganztagsbetreuung von Grundschülern.

Bisher hatte die Verwaltung stets betont, dass das zu entwickelnde Programm nicht vor 2016 an den Start gehen könne. In der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses hatten sich zudem vor allem die SPD-Stadträte gegen eine zentrale Anmeldung ausgesprochen. Sie wollten auf die bisherige Praxis nicht verzichten, wonach Eltern in Einrichtungen gehen, diese besichtigen und ihre Kinder dort vormerken.

Für ihren Kurswechsel bekamen die Sozialdemokraten im Stadtrat deshalb zunächst einmal Spott von ihren politischen Gegnern ab, vor allem von der CSU. "Ich kann mich noch an diverse Debatten erinnern, in denen Sie gegen die Anmeldung waren", sagte CSU-Fraktionschef Josef Schmid, der am 30. März gegen den SPD-Kandidaten Dieter Reiter um das Amt des Oberbürgermeisters kämpft.

"Zehn Tage vor der Stichwahl verteidigen Sie jetzt das, was die CSU bereits 2007 gefordert hat", erklärte er. Er finde es interessant, dass es bisher immer geheißen habe, eine zentrale Anmeldeplattform gehe nicht, und nun funktioniere sie plötzlich doch. Trotz Kritik stimmten alle Fraktionen dem Antrag der SPD zu.

Während CSU, Grüne und die Wählergruppe Hut in den vergangenen Monaten offensiv für eine zentrale Anmeldeplattform warben, hielt sich die SPD lange zurück. Bei einer Podiumsdiskussion der Süddeutschen Zeitung elf Tage vor der Kommunalwahl sprach sich dann OB-Kandidat Reiter ebenfalls für ein solches System aus - kurz zuvor hatte sich seine Fraktion im Bildungsausschuss noch dagegen gewehrt. Vergangene Woche hatte Reiter plötzlich gesagt: "Das werden wir 2014 hinbekommen."

Eltern sollen weiterhin die Möglichkeit haben, die Kita persönlich kennenzulernen

Im Stadtrat am Mittwoch erklärte der sozialpolitische Sprecher der SPD, Christian Müller, dass Eltern zwar weiterhin die Möglichkeit haben sollten, die Kita persönlich kennenzulernen. Gleichzeitig solle es im nächsten Anmeldezyklus, also im Frühjahr 2015, eine zentrale Plattform geben. Diese könne dann auch den Abgleich freier Plätze bei städtischen Trägern und von der Stadt geförderten Einrichtungen - entweder nach der München Formel oder der Betriebsträgerschaft - erleichtern.

Eltern von Grundschülern sollen ihre Kinder nach dem SPD-Vorschlag ebenfalls nur noch einmal für die Ganztagsbetreuung anmelden müssen und zwar bei der Schuleinschreibung. Stadt und Staat würden dann gemeinsam sicherstellen, dass die entsprechenden Plätze in der Ganztagsklasse oder einem anderen Angebot wie Hort, Mittagsbetreuung und Tagesheim vorhanden seien.

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Momentan ist die Kita-Anmeldung sehr zeitraubend und aufwendig. Bis zum 2. April können Eltern ihre Kinder in den städtischen Einrichtungen vormerken lassen. Manche Kitas und Kindergärten haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen: Das bedeutet, dass Mütter und Väter sich bei einer Einrichtung einschreiben und damit auch bei bis zu sechs anderen eine Chance haben.

Danach aber dauert es weitere zwei Monate, bis die Stadt die Zu- und Absagen verschickt. Wer leer ausgeht, kann sich bei der Elternberatungsstelle melden. Wer sein Kind lieber von einer Eltern-Kind-Initiative oder von freien und sonstigen Träger betreuen lassen möchte, der muss sich extra informieren. Die Stadt hat zur Orientierung eine Broschüre herausgegeben, die 88 Seiten umfasst.

Bisher hatte die Stadt die zentrale Anmeldung mit einem Argument abgelehnt: Wenn die Eltern ihre Kinder direkt einschrieben, kämen sie frühzeitig in Kontakt mit den Erziehern und könnten sich beraten lassen, hieß es. Nun aber räumt selbst das Bildungsreferat Probleme ein. Zum einen gebe es viele unversorgte Familien, die auf Nachrücker-Plätze warteten. Zudem sei die Suche nach Angeboten bei verschiedenen Träger sehr zeitraubend. Ein Gesamtüberblick existiert derzeit nicht.

© SZ vom 20.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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