Freizeit:Glänzende Früchtchen

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Auch wenn mittlerweile das Bücken schwerfallen mag, wer kann ihnen schon widerstehen? Beim Herbstspaziergang werden Kastanien gerne aufgeklaubt - am Ende kehrt man wie in Kindertagen mit vollen Jackentaschen zurück nach Hause. (Foto: Peter Hinz-Rosin/Photographie Peter Hinz-Rosin)

Herbstzeit ist Kastanienzeit. Die braunen Handschmeichler sind nicht nur eine hübsche Tischdekoration, sie taugen als Bastelobjekte, als wärmender Snack oder in Speisen - und sogar zum Wäschewaschen. Ein kleiner Überblick.

Von SZ-Autorinnen

Zum Basteln

Spinnen mit langen Zahnstocher-Beinen, ein Elch mit einem Eichel-Kopf oder die klassischen Kastanien-Männchen: die Bastelmöglichkeiten mit Kastanien sind quasi unendlich. In München findet man sie im Oktober und November in allen Parkanlagen. Stürmische, graue Herbsttage werden zu Basteltagen mit den Kindern, die daraus ulkige Kastanientierchen zaubern. Aber auch als edler Tischschmuck machen sich die braunen Früchte gut, einfach verteilt auf dem gedeckten Tisch.

Mit Kastanien lässt sich vieles basteln - vom Kastanienmännchen bis zur stilvollen Tischdeko. (Foto: Florian Peljak)

Oder man bemalt die Kastanien mit Lackstiften und stellt sie dann dekorativ mit Mais und Kürbissen auf. Apropos Kürbis: Mit oranger Acrylfarbe oder Nagellack kann man Kastanien auch zu kleinen Mini-Kürbissen werden lassen, mit Filzstift eine gruselige Fratze aufgemalt, schon ist die Halloween-Deko fertig! Noch ein Tipp, wenn es doch die kleinen Tierchen werden sollen: Mit aufgemalten Kulleraugen sehen sie viel süßer aus. Sina-Lara Nachtrub

Zum Genießen

Wärmt an kalten Wintertagen: Eine Tüte mit heißen Maroni, wie man sie an vielen Ständen kaufen kann. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Früchte des Kastanienbaumes werden übergreifend Kastanien genannt. Im Unterschied zu den auf dem Boden herumliegenden Rosskastanien sind Esskastanien gezüchtete Sorten und schmecken schön nussig. Und dann gibt es noch die Maronen, die in der Küche in der Winterzeit oft verwendet werden. Beide kommen ursprünglich aus der Region ums Schwarze Meer. Auf dem deutschen Markt werden in der Regel Maronen und Esskastanien aus Frankreich, Italien und der Pfalz - dem größten deutschen Anbaugebiet - angeboten. Beliebt sind sie beide, die Marone hat allerdings einen süßeren, intensiveren Geschmack. Sie schmecken nicht nur gebraten, gekocht oder aus dem Ofen gut, sondern auch im Kuchen. Hier verarbeitet man die Esskastanie am besten püriert in Kombination mit Schokolade und Haselnüssen, nachdem man sie gebacken und geschält hat. Einfacher ist es mit vorgekochten Maronen aus dem Supermarkt, die man direkt pürieren kann. Vermengt man den Brei mit geschmolzener Schokolade, Zucker und Milch oder Sahne, wird daraus eine leckere Schokocreme. Sina-Lara Nachtrub

Zum Wäsche waschen

Nie ohne Säckchen in die Trommel: Waschkastanien können herkömmliche Mittel ersetzen. (Foto: privat)

Chemikalien, Mikroplastik, ungesunde Duftstoffe: Herkömmliche Waschmittel gelten nicht gerade als nachhaltig. Sogar die Öko-Waschmittel sind oft nicht so öko, wie sie es versprechen. Ein wirklich nachhaltiges und auch noch kostengünstiges Waschmittel ist hingegen die Kastanie. Die Rosskastanie gehört wie der indische Waschnussbaum zu den Seifenbaumgewächsen. Das bedeutet, dass die Wirkstoffe in der Kastanie bei Kontakt mit Wasser einen seifenartigen Effekt haben. Für die Zubereitung zum Waschmittel Kastanien sammeln, die nicht direkt an der Straße liegen, um die Schadstoffbelastung zu verringern. Danach waschen, trocknen und hacken. Für eine Waschladung legt man fünf bis acht Kastanien für bis zu acht Stunden in 300 Milliliter Wasser ein. Den entstandenen Sud sieben und wie herkömmliches Flüssigwaschmittel ins Fach geben. Beim Waschergebnis scheiden sich allerdings die Geister, was die einen als ausreichend empfinden, monieren andere als enttäuschend schwach. Außerdem hält der Sud nicht lange und muss immer wieder frisch hergestellt werden. Aber natürlich gibt es Waschkastanien auch zu kaufen. Sina-Lara Nachtrub

Zum Schmökern

Noch hängt eine grüne, stachelige Kugel am Baum - doch zieht man den Schieber nach rechts, bricht sie auf und eine dicke, runde Kastanie fällt zu Boden. (Foto: Andreas Német/Hans-Christian Schmidt/Andreas Német: Das Kastanienwunder, Fischer Sauerländer 2022)

Wenn die Blätter an den Bäumen ihre Farbe von grün zu gelb und rot wechseln und schließlich heruntersegeln, werden sie in den sich lichtenden Baumkronen sichtbar: die runden, stacheligen Kugeln, die bald aufbrechen und dicke, runde Kastanien zu Boden fallen lassen. Diese Entwicklung lässt sich in dem zauberhaften Sach- und Bilderbuch " Das Kastanienwunder", im vergangenen Herbst bei Fischer Sauerländer erschienen, im Zeitraffer erleben.

In naturalistischen Bildern und kurzen Reimen wird das Wachstum der Kastanie erzählt; Drehscheiben, Schieber und Klappen lassen Kinder ab zwei Jahren die Veränderungen in der Natur nachvollziehen: Blätter verfärben sich, Drachen steigen in die Lüfte, Igel verschwinden im Laubhaufen. Ein kleines Wunderwerk der Papierkunst von Hans-Christian Schmidt (Text) und Andreas Német (Illustration), die Kinder - und Erwachsene - bereits mit den Vorgänger-Spielbüchern "Das Apfelwunder" und "Das Schmetterlingswunder" zum Staunen brachten. Danach zieht es kleine und große Sammler garantiert nach draußen, denn wer liebt es nicht, dieses schöne Gefühl, eine glänzend glatte Kastanie als Handschmeichler in die Tasche zu stecken. Barbara Hordych

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