In München ballt sich die Hitze: Je zentraler die Lage in der Stadt, desto intensiver sind die Temperaturen. Besonders dort, wo hohe Häuser und wenig Grün auf viele Menschen treffen, gibt es kaum Abkühlung.
Und besonders auch dort, wo die Menschen ohnehin geschwächt sind - in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern - droht Gefahr, dass die Hitze ihnen zu stark zusetzt. Von "großer Belastung für Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten" berichtet Tim Guderjahn, kaufmännischer Geschäftsführer der München Klinik, beispielsweise in den alten Gebäuden des Klinikums Schwabing. Dort helfe man sich mit Hitzeschutzfolie an Fenstern aus, aber die alten Wände seien einfach schlechter isoliert als die Neubauten, weshalb man auf den Umzug in den Neubau sehnlichst warte.
Starke Hitzewellen kosten manchen Menschen sogar das Leben: 2018 waren laut Gesundheitsreferat bundesweit 8700 Sterbefälle auf Hitzeperioden zurückzuführen, 2019 waren es 6900, 2020 zwar "nur" etwa 3700 - aber die Hitzewellen werden in der Zukunft immer häufiger erwartet.
Der Gesundheitsausschuss des Stadtrats hat deshalb nun beschlossen, ältere Menschen sowie Patientinnen und Patienten in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern besser vor der Hitze zu schützen. Soweit es möglich ist, denn der beste Schutz wäre es wohl, die Temperaturen abzusenken, und das ist leider nicht möglich. Also gilt es vor allem besser und häufiger zu informieren, in Beratungsgesprächen, auf Flyern, auf Internetplattformen. Ein Hitzemaßnahmenplan für Pflegeeinrichtungen stehe bereits seit 2020, heißt es, er wurde zusammen mit dem Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der LMU erstellt. Nun gibt es einen Hitzeleitfaden allgemein für ältere Menschen, aber auch für ihre pflegenden Angehörigen.
Ältere Menschen werden nun gezielt angesprochen
Was kann man tun, um sich vor der Hitze besser zu schützen? Zunächst viel trinken. Und die Räume müssen kühl gehalten werden, so gut es geht. Das Maßnahmenbündel der Stadt heißt nun "München bleibt cool" und sieht vor allem das Verteilen von Hitzeleitfäden und Aktionsplänen für Pflegeeinrichtungen und Kliniken vor. Sogenannte vulnerable Gruppen sollen bei Beratungsterminen in Alten- und Servicezentren der Stadt gezielt zum Thema Hitze angesprochen werden. In diesen Servicezentren wären in Zukunft etwa extra kühle Räume denkbar, wohin sich die Älteren flüchten könnten. Mithilfe einer Klimafunktionskarte hat man außerdem bereits vor Jahren thermisch besonders belastete Pflegeheime und Krankenhäuser analysiert und kontaktiert.
Die Anregung der Linken-Fraktion, auch die Wohnungs- und Obdachlosen in der Stadt zu schützen, nahm die Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) dankend an. Auch für sie seien kühlende Räume denkbar, sagte sie.
Seit 2016 besitzt die Stadt bereits ein Klimaanpassungskonzept, an dem auch das Gesundheitsreferat mitarbeitet. Die Hitzeschutzmaßnahmen sollen darin Eingang finden. Außerdem wird auf Wunsch der SPD das Konzept gegen Hitze auf die einzelnen Stadtbezirke heruntergebrochen. Weil man Jahr für Jahr neue Erfahrungen gewinnt, wie man es in der aufgeheizten Stadt am besten aushält, sollen die Maßnahmen regelmäßig überprüft werden.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war die Zahl der Hitzetoten auf München bezogen. Das städtische Gesundheitsreferat hatte die Zahl in der Beschlussvorlage für den Gesundheitsausschuss ohne Bezugsgröße angegeben. Inzwischen hat die Behörde aber klargestellt, dass es sich um eine bundesweite Statistik handelt.