Olympiapark München:Das erwartet die Besucher bei der"Harry Potter"-Ausstellung

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Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint 2001 im ersten Potter-Film. (Foto: Mary Evans Picture Library/Ronald Grant/Imago)

Kammer des Entdeckens: Im Münchner Olympiapark können die Fans des Zauberlehrlings auf einem Riesensessel posieren oder Quidditch-Bälle werfen. Hinter jeder Ecke lauert eine Überraschung.

Von Michael Zirnstein

Geheimnisverrat galt unter Harry-Potter-Fans lange als Todsünde. Man erinnere sich an den 21. Juli 2007, als die ersten Exemplare des siebten Bandes ("Die Heiligtümer des Todes") in Hochsicherheits-Lkw ausgeliefert wurden. Die nicht wenigen Fans, die den Wälzer innerhalb eines Tages durchgelesen hatten, drängte es freilich, mit ihrem Wissen hausieren zu gehen - dass also der todgeweihte Zauberlehrling den naselosen Tunichtgut Lord Voldemort in der finalen Schlacht ... Wer das nicht hören wollte, dem half auch kein "Petrificus Totalus" (Versteinerungszauber) und nicht die Drohung, es werde künftig Schnecken spucken, wer das Ende ausplaudert.

Seit Harry Potter später im achten Teil, dem Theaterstück "The Cursed Child", den Zauberstab an seine Kinder weitergereicht hat, sind die sensationellen Enthüllungen rund um das Magier-Internat Hogwarts selten geworden. Deswegen ist dies eine Ankündigung, welche die Anhängerschaft von J. K. Rowlings Zauberwelt entzücken dürfte. Simsalabim, oder besser: "Aparecium" (dieser Zauber enthüllt nach dreimaligem Antippen mit dem Stab Verborgenes): Erstmals kommt "Harry Potter - die Ausstellung" nach Deutschland. Die angeblich größte tourende Entertainment-Schau der Welt verwandelt von 10. Mai 2024 einen Sommer lang die Kleine Olympiahalle in München zu einer Kammer des Entdeckens.

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"Es ist weniger eine klassische Ausstellung als vielmehr eine ganzheitliche Erfahrung", sagt Tom Zaller. Der Amerikaner hat das magische Event mit seiner Firma "Imagine Exhibitions" entwickelt und 2022 in Philadelphia gestartet. Man kann sagen, dass bei ihm einiges an spezifischer Erfahrung dafür zusammenkommt: Nicht nur stellt er seit Jahrzehnten ähnliche, immer ausgetüfteltere Kuriositätenkabinette zusammen, wie zum Beispiel 1999 die große "Titanic"-Schau in der Alten Messehalle in München. Er hat auch davor schon Shows des Illusionisten-Königs David Copperfield in Deutschland inszeniert. Zallers Ziel war es also wieder mal, mit Magie einen Mehrzwecksaal in eine fantastische Welt zu verwandeln.

Willkommen in Hogwarts: In der Ausstellung wandeln die Gäste, wie hier in Paris, durch viele aus den Filmen und Büchern bekannte Szenerien. (Foto: Etienne Jeanneret; Courtesy Harry Potter Exhibition)

"Wir haben schon Artefakte, aber wir stellen sie nicht einfach in Vitrinen aus, wir bringen sie zum Leben", verspricht Zaller. Mit "Artefakte" meint er freilich keine echten Zauberutensilien und Fabelwesen (als ob es die gäbe), sondern viele Original-Ausrüstungsgegenstände. Wer die Schau wie 600 000 andere Besucher in Paris gesehen hat, entdeckte zum Beispiel Dutzende Kostüme, die die Schauspieler Daniel Ratcliff, Emma Watson, Tom Felton oder Michael Gambon als Harry, Hermine, Draco Malfoy oder Professor Dumbledor durch die acht Filme hinweg getragen haben. Die Schuluniformen ebenso wie jene Freizeitkleidung, die die Kostümbildner zuerst in Londoner Geschäften kauften und dann von Muggel-Markenabzeichen befreiten und mit Flicken und Flecken zu Ron Weasleys Arme-Leute-Klamotten down-cycelten. Auch Kostüme von den "Cursed Child"-Aufführungen am Broadway sind dabei. Es gilt: Was hinter Glas ist, ist so kostbar wie echt.

Aller Anfang ist lang her: Der noch junge Daniel Radcliffe 2001 mit einer ersten Eule im Film "Harry Potter und der Stein der Weisen". (Foto: Everett Collection/Imago)

Und original ist hier viel mehr als vergangenes Jahr bei der weitgehend mit Replikaten bestückten Ausstellung "Disney 100". Allein ein ganzer Raum ist voller "Wands", also Zauberstäben, wie Harrys schnörkellosem Exemplar aus indischem Rosenholz. Einige bestehen praktischerweise aus Urethan-Gummi - damit sie nicht splittern, was für die Filmstunts nötig war, wie der Besucher liest oder im Audioguide hört. Man erfährt hier mehr über die komplexe "Wizarding World" (eingetragenes Warenzeichen) als Hogwarts-Schüler von Gilderoy Lockhart über die "Verteidigung gegen die dunklen Künste".

Kostüme aus den Filmen kann man in der Ausstellung im Detail hinter Vitrinenglas studieren. (Foto: Courtesy Of Harry Potter The Exhibtion)

Das allein wäre fad, für die stetig nachwachsenden jüngsten Potter-Fans sowieso, aber auch für die eh allwissende erste Fan-Generation des ersten Buches von 1997. "Wir wollen, dass Sie vieles auch anfassen und ausprobieren, dass Sie selbst zum Zauberschüler werden", erklärt Tom Zaller, "also haben wir alles in Erlebnisszenarien eingebettet". Eingebettet trifft es prima, wenn man sich zum Beispiel in Harrys Bett in der detailreich ausgestatteten Mini-Kammer unter der Treppe bei seiner Muggel-Familie legt: die karierte Matratze, die Thermoskanne, die Perry-Rhodan-Heftchen unterm Stromzähler, man spürt die Beklemmung des Pflegekindes und kann nebenbei ein paar lustige Fotos schießen. Selfie-Spots hat Zallers Team an allen Ecken eingerichtet: beim (fast) lebensgroßen Ungarischen Hornschwanz-Drachen, scheinbar geschrumpft auf dem Riesensessel in Hagrids Hütte, auf einem Besen reitend oder sich zu zweit mit Blitzen duellierend in der Endschlacht.

Wie beim Büchsenwerfen geht es am Quidditch-Stand zu. (Foto: Etienne Jeanneret; Courtesy Harry Potter Exhibition)

Hinter jeder Ecke lauert eine Überraschung, die Fette Lady im Gemälde an der Wand spricht zu den Besuchern, der verbotene Wald riecht nach Pinien, die Baby-Alraune, die man im Kräuterkurs aus ihrem Topf reißt, beginnt zu schreien und zu zappeln, alles scheint auf jeden Besucher zu reagieren - der Name, mit dem man sich am Terminal der "King's Cross Station" angemeldet hat, erscheint wenig später auf einer raumhoch projizierten "Karte des Rumtreibers".

Bitte lächeln: Instagram-Punkte gibt es zuhauf in der Ausstellung, wie bei diesem Drachen. (Foto: Etienne Jeanneret; Courtesy Harry Potter Exhibition)
Oder unter der Treppe in Harrys Kammer. (Foto: Etienne Jeanneret; Courtesy Harry Potter Exhibition)

Man darf nicht die Rätseltiefe eines Escape-Room-Spiels erwarten. Aber es gibt schon einige kleine Zaubernüsse zu knacken und ledrige Quaffle-Bälle durch Quidditch-Ringe zu schmeißen. Dafür wird man an Bildschirmen mit Filmausschnitten belohnt und mit Punkten für sein Hogwarts-Haus, für das man sich am Anfang entschieden hat. Dies sollte man beachten: Am Ende jedes Tages, ob in Paris, New York, Wien oder Macao (und bestimmt auch in München) gewinnt immer die größte Gefolgschaft, nämlich die von Harrys Haus Gryffindor, gefolgt von den Lümmeln aus Slytherin und den Klugen aus Ravenclaw, unter ferner liefen: die Streber aus Hufflepuff. Damit verrät man hier sicher kein Geheimnis.

Harry Potter - Die Ausstellung, ab 10. Mai 2024, München, Kleine Olympiahalle, munich.harrypotterexhibition.com

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