Prozess:"Raketenschneller" Räuber

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  • Antonio S. steht vor Gericht, weil er bei einem Diebstahl erwischt wurde. Auf seiner hektischen Flucht soll er die Bewohner verletzt haben.
  • Er führt das vor allem auf seinen Crystal-Meth-Konsum vor der Tat zurück. An dem Haus in der Rablstraße sei er nur durch einen Spaziergang vorbeigekommen.
  • Antonio S. bestritt die Tat größtenteils und versicherte den Richtern, er sei kein gewalttätiger Mensch.

Von Andreas Salch

Die Schnelligkeit, mit der Antonio S. sich aus dem Staub machte, beeindruckte sogar das Opfer. "Der war raketenschnell", als er an mir vorbeirannte, berichtete eine Rentnerin am Mittwoch vor dem Landgericht München I. Der Sohn der 75-Jährigen, ein Industriedesigner, hatte Antonio S. am Vormittag des 30. Mai vorigen Jahres bei einem Diebstahl im Keller eines Hauses an der Haidhauser Rablstraße erwischt. S. hatte aus einem unverschlossenen Kellerabteil mehrere Kameras im Wert von 2300 Euro gestohlen. Sie gehören dem 36-jährigen Industriedesigner. Er hatte an der Haustür ein Geräusch gehört und war daraufhin in den Keller gegangen. Als er in der Waschküche das Licht einschaltete, stand Antonio S. in einer Ecke.

Der Industriedesigner sprach S. an, er solle ihm die Kameras zurückgeben, die dieser in einem Turnbeutel verstaut hatte. Doch der Dieb ergriff die Flucht. Dabei soll er seinem Opfer ein Kamerastativ aus Metall gegen die linke Hüfte gestoßen haben. Der Industriedesigner nahm trotz einer blutenden Schürfwunde, die er durch den Stoß erlitten haben soll, die Verfolgung auf. Als S. an der Mutter des 36-Jährigen vorbeirannte, soll er diese gegen einen Türrahmen im Flur des Kellers gestoßen haben. Sowohl die 75-Jährige als auch ihr Sohn zogen sich schmerzhafte Blessuren zu. Es hätte ihnen wohl noch Schlimmeres passieren können.

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Antonio S. versicherte den Richtern, er sei kein gewalttätiger Mensch. Den Stoß mit dem Kamerastativ bestritt er zum Auftakt der Verhandlung. Ebenso habe er die Mutter des Industriedesigners bei seiner Flucht nicht zur Seite gestoßen. Er würde einer alten Frau nichts antun, beteuerte Antonio S. und sagte, auch er habe seine Prinzipien. Und den Turnbeutel mit den Kameras habe er freiwillig losgelassen, als der Sohn der 75-Jährigen ihn verfolgte und danach gegriffen habe. "Ich habe mich schuldig gefühlt, ich wollte nur raus, ich wollte nur weg", so S.

Am Tag der Tat stand der 30-Jährige angeblich unter dem Einfluss von Drogen. Schon am Morgen habe er Crystal Meth geraucht, behauptete er. Am Vormittag sei er dann aufs Wohnungsamt an der Franziskaner Straße. Da er die Wartenummer 186 gezogen habe, sei er auf eine Toilette der Behörde und habe ein weiteres Mal Crystal Meth geraucht. Danach sei er "sehr high" gewesen und spazieren gegangen.

In der nahegelegenen Rablstraße habe er gedacht, er stehe vor einem Flohmarkt. Bei den Dingen, die vor einem der Häuser herumstanden, handelte es sich aber nicht um Flohmarktware, sondern um Gegenstände, die dem Industriedesigner gehören. Er zog an jenem 30. Mai 2018 in eine Wohnung eines Anwesens an der Rablstraße ein. Als der 36-Jährige ihn auf frischer Tat im Keller ertappte, habe er entgegnet: "Entschuldigung, ich will nur weg", sagte Antonio S. "Ich bin gesprungen, wie ein ängstliches Kaninchen." Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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