Maxvorstadt:Vor der Glyptothek soll eine zweite Treppen-Front entstehen

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Die Studenten wollen aus der Situation etwas Positives machen. (Foto: Stephan Rumpf)

Während der eineinhalbjährigen Sanierung versperrt ein Bauzaun den Zugang zu den Stufen. Studenten wollen Ersatz für den beliebten Sitzplatz schaffen - und haben noch weitere Ideen.

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Das älteste Museum Münchens ist auch einer der beliebtesten Plätze in der Innenstadt zum behaglichen Herumfläzen. Nicht nur drinnen, im Museumscafé oder vor dem Barberinischen Faun verweilt man gerne, sondern vor allem draußen, auf den Stufen vor dem ionischen Säulenportikus. König Ludwig I. hätte es wohl gefallen, dass seine Glyptothek am Königsplatz fast 189 Jahre nach der Eröffnung ein derart anziehender Ort für die Bürger ist.

Doch noch gut anderthalb Jahre müssen die Münchner und München-Besucher auf ihren liebgewonnenen Sonnenplatz vor dem griechischen Tempel verzichten: Das Museum wird restauriert und ist derzeit mit einem umlaufenden Bauzaun umgeben. Zwei Architekturstudenten der Technischen Universität München (TUM) wollen der Öffentlichkeit jetzt den viel besuchten Treppenabsatz während der Bauzeit zurückgeben, ein wenig versetzt, aber ähnlich einladend. "Glyptotheke" nennen sie ihr Projekt. "Wir wollen die vorhandene Situation nutzen und etwas ganz Neues schaffen", sagte Maria Schlüter jetzt in der Sitzung der Maxvorstädter Lokalpolitiker.

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Die Idee: Der Holzzaun an der Südseite - an der Frontseite der Glyptothek - soll analog zu den Original-Treppen mit einer durchgehenden, zweistufigen Freitreppe ergänzt werden. In der Mitte stellen sich Schlüter und ihr Kommilitone Nick Förster einen Pavillon vor, mit Säulen und einem Giebelfeld - eine Art Mini-Portikus in Anlehnung an die Eingangssituation des Tempel-Baus. Dort soll die "Glyptotheke" platziert werden, ein Raum für allerlei Nutzung: eine Bar etwa oder kulturelle Veranstaltungen. Auch der Bauzaun selbst könne als Fläche für Ausstellungen dienen. "Wir fragen uns, ob diese Situation nicht eher ein Potenzial als ein Problem darstellt", schreiben die Studenten in einem Projektdossier und konstatieren: "Wir wollen München während der Sanierungsarbeiten die Stufen zurückgeben." Die Kosten veranschlagte Förster auf 20 000 Euro.

Die Maxvorstädter Politiker zeigten sich sogleich derart angetan von dem Konzept, dass sie zur Eile mahnten. "Wir sollten schauen, dass das möglichst schnell umgesetzt wird. Der Sommer steht vor der Tür", sagte Felix Lang (SPD). Ebenso warb Günther Westner (CSU) dafür, "dass schnell was passiert". Sonst, so betonte er, könnte es vorbei sein mit dem Projekt. Sein Parteikollege, der Gremiumsvorsitzender Christian Krimpmann, appellierte hingegen, sich zunächst mit dem Bauherren, dem Staatlichen Bauamt München I, und vor allem dem Hausherren Florian Knauß, Direktor der Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek, ins Benehmen zu setzen.

Der fühlt sich nun tatsächlich übergangen. "Es ist befremdlich, dies zunächst in die politischen Gremien zu tragen, ohne uns vorher zu fragen", sagt Knauß. Jedoch kann er sich durchaus für die Idee erwärmen, "es hat einen gewissen Charme", sagt er, stellt aber klar, dass er und sein Kollegium bereits eigene Überlegungen anstellen, den Bretterzaun ästhetisch ansprechender zu gestalten. Knauß zufolge laufen dazu Gespräche mit der Ägyptischen Sammlung und dem Lenbachhaus. Womöglich sollen Fotos von ausgestellten Werken der Museen, auch der Glyptothek, auf Planen gedruckt am Zaun aufgehängt werden. Skeptisch zeigt sich Knauß, was den anvisierten Barbetrieb anbelangt. "Das könnte problematisch sein. Wir haben schon besorgte Mails von Anwohnern erhalten", berichtet der Museumschef.

Feierabend mit Aperol Spritz: So stellen sich die Studenten ihr Projekt vor - am Bauzaun eine Freitreppe, in der Mitte ein Pavillon. Skizze: Maria Schlüter, Nick Förster (Foto: Maria Schlüter, Nick Förster)

Das Staatliche Bauamt äußert sich unterdessen wohlwollend zu der studentischen Initiative. Als "grundsätzlich einen guten Vorschlag" bezeichnet es der zuständige Bereichsleiter Bernhard Kohl. Mit zwei Einschränkungen: Die Konstruktion müsse freistehend vor dem Bauzaun errichtet werden, die Sitzstufen dürften insgesamt nicht höher als einen halben Meter sein, damit sie das Übersteigen des Zauns nicht ermöglichen. Zudem verlangt er, Zufahrt und Tür im Bauzaun freizuhalten - der "Glyptotheke"-Pavillon darf also nicht, wie vorgesehen, in der Mitte positioniert werden. Kohl hebt ferner hervor: Die Initiatoren müssen alle nötigen Genehmigungen beibringen, Auf- und Rückbau selbst übernehmen und bezahlen, überhaupt das Projekt in Eigenfinanzierung durchziehen.

So ist offen, ob es bald eine Interims-Entspannungstreppe am Königsplatz geben wird. Das Original soll Ende 2020 wieder zugänglich sein, bestenfalls schon am 13. Oktober. An diesem Tag jährt sich die Eröffnung der Glyptothek zum 190. Mal.

© SZ vom 15.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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