Kolumne "Das ist schön":Gut geschnurrt, Löwe

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Blanke Ironie: die Abbildung zum Großprojekt. (Foto: Fat Cat)

Die Betreiber "Fat Cat" suchen nach Mitstreitern für die Gasteig-Zwischennutzung. Je wilder die Ideen, desto besser.

Von Michael Zirnstein

Noch vor ein paar Wochen hätte die E-Mail-Adresse info@fatcat-muc.de nur jene angesprochen, die nach einer Selbsthilfegruppe für Besitzer übergewichtiger Bonsailöwen suchen (Tierarzt: "Sie wissen schon, sieben Kilo sind für eine Britisch Kurzhaar zu viel?") Wer hilft jetzt der Miez beim Abnehmen? "Fat Cat" eher nicht. Denn so nennt sich das Betreiber-Quartett, das den bis zum Sanierungsbeginn leer stehenden Gasteig mit Leben füllen möchte. Die Idee für den schnurrigen Namen hatte der Königstiger der Münchner Nacht- und Yogawelt, Michi Kern: Weil das riesige Gebäude eben wie eine fette Katze über der Stadt liege. Putzig!

Das Bild könnte allerdings zu Missverständnissen führen. Wie vielleicht beim Münchner Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner, der sich die Zwischennutzer offenbar wie einen gefräßigen Straßenkater vorstellt, der am Ende die mageren Kollegenmäuse verspeist. "Nicht dass am Ende die, die am lautesten schreien, sich die Taschen vollstopfen!" - so stellte er sich schützend vor einige sich zu kurz gekommen fühlende lokale Veranstalter (deren Sorgen er bei der Vergabe der Messe-Großkonzerte an einen Grazer Unternehmer noch abtat).

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Die Gefahr der Bereicherung scheint bei der Gasteig-Zwischennutzung gering. Zumal die vier Betreiber dafür die gemeinnützige GmbH "Fat Cat" gegründet haben, die laut Statut gar keinen Gewinn einsacken darf. Lustigerweise haben sie neben ihren "Call For Ideas" eine japanisch-getuschte Glückskatze abgebildet, die tönt: "Ich bestimme alles!" Blanke Ironie nachdem sie monatelang auf das "Go" aus der Verwaltung warten mussten. "Fat Cat" dürfen nun zwar auswählen, wer etwa die Philharmonie für kommerzielle Veranstaltungen mieten darf (ob Grazer Unternehmer oder sogar sie selbst mit ihren eigenen Konzertagenturen wie Münchenmusik oder Eulenspiegel). Aber da wird schon genau draufgeschaut werden. Und hauptsächlich richtet sich ihr gerade gestarteter "Call for Ideas" an raum- und geldknappe sub- und soziokulturelle Projekte, Off-Theater, Bands, Chöre, Künstler, Techno-Kollektive, soziale Organisationen und so weiter, sich nun rasch zu melden.

Je wilder die Ideen, desto besser. Und bitte auch an Katzenfreunde denken! Hundebesitzer werden ja ohnehin gut bedient, im neuen Programm der Volkshochschule beispielsweise finden sich Kurse wie "Superkraft Hundenase", "Über Sinn und Nutzen von Vorlesehunden" und "Schluss mit Hundefutter aus der Dose". Wenn bald die "Fat Cat" einen Fitnessraum für Fellnasen anböte; oder wenn gar jene einen mit Teppich ausgelegten Saal bekämen, sie zu Corona-Zeiten auf der Theresienwiese einen "Katzenstreichelzoo" einrichten wollten, wäre das schön. Schnurr!

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