In dicken Tropfen regnet der göttliche Beistand auf schlichte weiße Stehtische. Viele Jahre hat Zeremonienmeister Markus Randelzhofer auf diesen feierlichen Moment hin gearbeitet, auch spirituell will er lieber auf Nummer sicher gehen. Er hat sowohl den Pfarrer der evangelischen Gemeinde Olching, Harald Sauer, als auch den der katholischen, Josef Steindlmüller, um Segnung gebeten. Bevor er abschließend den Weihwasserpinsel schwingt, spricht Steindlmüller ein Gebet: "Herr, segne die Güter und Waren, die in diesem Rewe verkauft werden."
Vier Jahre hat der Umbau des Rewe-Centers in Olching-Geiselbullach gedauert. Ein Mammutprojekt, schon der Dimension der Baustelle wegen. Der Markt selbst fasst 9000 Quadratmeter, der dazugehörige Getränkemarkt auf der anderen Seite der Herrmann-Böcker-Straße noch einmal 2000. Zusammen macht das 11 000 Quadratmeter Verkaufsfläche - die größte aller Filialen in ganz Deutschland.
Am Mittwochabend hat Markus Randelzhofer, Verkaufsleiter der Rewe Süd, zum "Pre-Opening" geladen, um den erfolgreichen Abschluss des Projekts zu feiern. Dabei trifft es "Voreröffnung" überhaupt nicht. Vor dem Beginn der Feier um 20 Uhr huschen noch die letzten Einkaufenden aus dem Geschäft. Selbst während der Bauzeit war der Markt durchgehend weiter geöffnet. "Es gab sieben Bauabschnitte", erklärt Randlzhofer, "es war also immer nur ein Teil des Marktes für Kunden gesperrt."
Der Bau verlief weitestgehend nach Plan
Volker Hornsteiner, Regionsleiter der Rewe Süd, ist stolz auf die Leistung des Bauteams. Die Umstände seien nicht immer günstig gewesen, zum Beispiel durch die Pandemie. "Dass wir unter diesen Umständen die Bauzeit und das Budget eingehalten haben, grenzt an ein Wunder." In Anbetracht der Lieferengpässe und Energiepreise infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine stelle sich das Timing rückblickend aber als Glücksfall heraus.
Immerhin 25 Millionen Euro hat der Umbau auch ohne kriegsbedingten Aufschlag gekostet. Etwas davon haben die Kleinunternehmer beigesteuert, die für ihre Läden einen Teil der Gebäudefläche mieten, zum Beispiel ein Dönerrestaurant. Vor allem in Technik wurde investiert. "Der Markt gehört mit Sicherheit zu den modernsten in Deutschland", sagt Verkaufsleiter Randelzhofer. Das betrifft zum einen die Gebäudetechnik, sie sei jetzt klimafreundlicher und nachhaltiger. Aber auch das Einkaufserlebnis soll durch technische Möglichkeiten verbessert werden. An Selbstbedienungskassen können Kundinnen und Kunden ihren Einkauf nicht nur selbst abrechnen. Mit "Scan & Go" können sie die Artikel schon am Regal scannen, entweder über eine App oder durch markteigene Scan-Geräte, die am Eingang ausliegen. An der Kasse müssen sie dann nur noch einen Code scannen.
Elektrofahrzeuge können auf dem Parkplatz geladen werden
Besonders stolz ist Randelzhofer auf die neuen E-Tankstellen. Acht Ladestationen bietet der hauseigene Parkplatz für Elektroautos und eine für E-Bikes. "Wichtige Röhren für die E-Tankstelle kamen erst zwei Tage vor Baubeginn", lacht Randelzhofer rückblickend. "Wir sind froh, dass die Abstimmung mit der Stadt so gut lief." Olchings Erster Bürgermeister Andreas Magg (SPD) ist zur Eröffnung am Mittwochabend geladen und macht sich ein eigenes Bild vom Markt. "Äußerst gelungen", lautet sein Urteil. Er sei in der Nähe aufgewachsen und dort schon in dem EKZ-Markt einkaufen gegangen, der ursprünglich im Gebäude ansässig war. Eine Modernisierung sei überfällig gewesen. "Trotzdem bin ich auch froh, dass die kleinen Hütchen, die vor dem Eingang den Weg weisen, erhalten bleiben."
Auch andere Mitglieder des Stadtrats haben weitestgehend einen positiven Eindruck vom Umbau. Michael Kircher (Grüne) begrüßt, dass der Markt nun barrierefrei ist. Die Selbstbedienungskassen seien für Menschen in Rollstühlen beispielsweise viel besser zugänglich. Ingrid Jaschke (Grüne), selbst E-Bikerin, lobt den Beitrag zur Infrastruktur für Elektromobilität. "Aber dass auf dem Dach noch keine Fotovoltaikanlage befestigt ist, verstehe ich deshalb umso weniger."
Entsprechend ausgelassen fällt die Eröffnungsfeier am Mittwochabend aus, es fließt nicht nur Weihwasser. Noch vor 20 Uhr fliegt ein erster Sektkorken über die Ein-Euro-Regale.