In den kommenden fünf Jahren soll der Bahnhof von Geltendorf komplett umgebaut werden. Der Kiosk und ein Teil des Nebengebäudes werden abgerissen und durch einen dreistöckigen Neubau ersetzt. Nicolas Stoetter, der Eigentümer der Immobilie und Bauherr, will darin eine moderne Wartehalle mit Café unterbringen. Inzwischen hat der Abriss der Nebengebäude begonnen.
Der Bahnhof von Geltendorf ist ein Knotenpunkt für Fahrten nach München und Augsburg, für Reisen an den Ammersee, ins Allgäu und in die Schweiz. Die Bahn AG hat vor einigen Jahren die Fußgängerunterführung ausbauen, Aufzüge installieren und zwei der drei Bahnsteige erneuern lassen, wobei das neue Dach an Gleis 1 gleich wieder undicht war. Ein Schmuckstück ist die Station nicht, das alte Hauptgebäude macht einen heruntergekommenen Eindruck, der Zugang zur Wartehalle ist mit Brettern abgesperrt. Das Bahnhofsgebäude auf der Nordseite der Gleise hat die Bahn AG längst verkauft.
Nach zwei Besitzerwechseln ist seit Ende 2017 Nicolas Stoetter aus Andechs der Besitzer, der als Firmengründer im Startup-Bereich und im Immobiliensektor tätig ist. Er möchte das Anwesen in den nächsten fünf Jahren komplett umbauen. Das ist nicht ganz einfach, denn ein Teil der Fläche unterliegt immer noch dem Planungsrecht der Bahn, die außerdem einen Teil der Gebäude für technische Anlagen sowie einige Räume im Erdgeschoss des Haupthauses als Unterkunft für ihr Personal gepachtet hat.
Ein Teil des Nebengebäudes muss stehen bleiben, weil dort technische Anlagen der Bahn installiert sind. Stoetters Plan sieht vor, den östlichen Teil des Nebengebäudes sowie den Kiosk abzureißen sowie die etwa 100 Fahrradstellplätze zu verlegen. Auf einer Grundfläche von etwa 300 Quadratmeter soll dort ein neues dreistöckiges Hauptgebäude errichtet werden. Im Erdgeschoss entstünde die neue Empfangshalle, ein Café und Zeitschriftenhandel sowie Toiletten. Im ersten Obergeschosse wäre Platz für eine Arztpraxis und das Stockwerk darüber könnte als Boardinghouse genutzt werden.
Zwischen dem neuen und dem alten Hauptgebäude würde ein Durchgang für Reisende entstehen, die zu den Gleisen wollen. Im alten Haupthaus der Station möchte Stoetter einen Coworking-Space für Selbständige und Freischaffende einrichten. Er geht davon aus, dass sich in dieser günstigen Verkehrslage genügend Menschen finden, die daran interessiert sind, zeitweise ein Büro zur Verfügung zu haben, zwischen Homeoffice und Arbeitsplatz auswärts.
Ein Fünftel der Fläche hat das Eisenbahnbundesamt Ende März auf Antrag von Stoetter wieder der kommunalen Planungshoheit unterstellt, der Rest untersteht noch der Bahn AG. Der nächste Schritt ist die Verlegung der etwa 100 Fahrradstellplätze. Dem Gemeinderat hat er die Pläne bereits im Sommer vorgestellt, aber noch keine Zusage bekommen.
"Wir sehen das Projekt grundsätzlich wohlwollend", sagt der neue Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP). Allerdings könne der Gemeinderat sich erst mit den Details befassen, wenn die Planungshoheit bei der Kommune liegt. "Wir warten auf eine entsprechende Information der Bahn."
Ein wichtiger Aspekt sind die Stellplätze für Autos, etwa 20 bis 25 Plätze sind notwendig, sagt der Bürgermeister. Denn das Boardinghouse werde mit Sicherheit Gäste anlocken, die mit dem Auto kommen.
Stoetter hat dafür bereits ein Grundstück in der Nähe erworben, für einen Teil habe die Kommune das Vorkaufsrecht ausgeübt, erzählt er. Der Bürgermeister wollte das so nicht bestätigen, weil Grundstücksfragen erst nichtöffentlich behandelt werden. Allerdings scheint es eine Konkurrenz um die Fläche zu geben. "Wir haben auch einen dringenden Bedarf an öffentlichen Parkplätzen im Bereich des Bahnhofes", sagte Sedlmayr.l