Spendensammlungen im Landkreis Freising:"Wir helfen, wo wir können"

Lesezeit: 4 min

Die gemeinnützige Familienkrebshilfe "Sonnenherz" von Christian Neumeir organisiert finanzielle Unterstützung für schwer kranke Menschen. Nach der Hochwasserkatastrophe in Deutschland soll ein weiteres Projekt zur Hilfe bei den Aufräumarbeiten hinzu kommen.

Interview von Pia Schiffer und Marie Schlicht, Freising

Anteilnahme und Unterstützung für Menschen, die Schicksalsschläge erlitten haben - das ist Beruf und Berufung zugleich für Christian Neumeir, der im August 2017 die gemeinnützige Familienkrebshilfe "Sonnenherz" gegründet hat. Inzwischen wurde die Organisation um Hilfsprojekte wie "Helfende Hände" erweitert, um noch mehr Menschen die nötige Unterstützung zu ermöglichen.

SZ: Aktuell engagieren Sie sich neben der Familienkrebshilfe auch für die Gebiete, die von der Hochwasserkatastrophe betroffen sind. Wie bringt sich Ihr Hilfsprojekt "Helfende Hände" konkret ein?

Christian Neumeir: Durch die Bilder der Flutkatastrophe hatte ich sofort das Bedürfnis, selbst anzupacken und vor Ort Hilfe zu leisten. Dementsprechend sind wir gerade dabei, das Projekt "Helfende Hände" ins Leben zu rufen. Auch bei zukünftigen Katastrophen, insbesondere in Deutschland oder auch im benachbarten Ausland, soll es darum gehen, die notwendigen Aufräumarbeiten zu unterstützen.

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Christian Neumeir hat mehrere Spendenorganisationen gegründet

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es sich hierbei meist um Hochwasserkatastrophen handelt. Das Ganze ist aber zum Beispiel auch gerade bei den Waldbränden in Griechenland ein Thema. Da könnte ich mir auch vorstellen, dass dort im Nachgang unsere Hilfe gefordert ist. Dass die Hilfe zeitlich versetzt stattfinden soll, wenn dann ganz wörtlich genommen "helfende Hände" benötigt werden, ist eine ganz bewusste Entscheidung, da wir unsere freiwilligen Helfer nicht in den hochakuten Phasen in Gefahr bringen wollen.

Gab es einen entscheidenden Moment, der Sie dazu bewegt hat, die "Familienkrebshilfe Sonnenherz" ins Leben zu rufen?

Ja, den gibt es auf jeden Fall. Ich wohne in einem kleinen Ort im Landkreis Freising und vor einigen Jahren ist ein kleines Mädchen an Leukämie erkrankt. Als der Papa unbezahlten Urlaub genommen hat, führte das auch zu großen finanziellen Schwierigkeiten in der Familie. Daraus ist dann die Idee entstanden, dass man in solchen Fällen finanzielle Hilfe organisieren sollte. Diese Idee ist immer weiter konkretisiert worden, so dass ich letztendlich diese gemeinnützige Organisation gegründet habe. Übrigens: Das Mädchen ist inzwischen vollständig von der Leukämie geheilt und führt wieder ein ganz normales Leben.

Bei Ihrer Tätigkeit haben Sie sehr viel mit Trauer und Leid zu tun. Wie gehen Sie mit dieser großen Herausforderung um?

Man braucht auf jeden Fall eine Strategie, sonst wird man davon überrollt. Zum einen braucht es eine gewisse professionelle Distanz, zum anderen gibt mir der Gedanke daran, dass man helfen kann, sehr viel Kraft. Ich kann aktiv etwas bewirken, ich kann die Situation von den Patienten und deren Familien positiv verändern. Das überwiegt den Gedanken an das Leid und an die Krankheit. Der schönste Moment ist immer wieder, wenn man einen Patienten anruft und man die frohe Botschaft einer Spendensumme überbringen kann. Die Reaktion der Patienten ist dabei immer das Beste. Auch wenn neue Spenden eingehen und man sieht, dass die Menschen Anteil an dem Schicksal nehmen und helfen wollen, gibt einem das die nötige Kraft. Das steht bei mir im Vordergrund.

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Die Arbeit in Ihrem Hilfsprojekt nimmt sicherlich sehr viel Zeit in Anspruch. Haben Sie das Gefühl, dass Sie dennoch genug Zeit für sich und Ihre Familie einräumen können?

Das ist eine gute Frage. Es ist zwar ein absoluter Fulltime-Job, aber es ist ein Beruf, in dem viel Begeisterung steckt. Daraus kann man für sich selbst ganz viel ziehen. Hinzu kommt, dass ich mich selber nicht so wichtig nehme, ich brauche nicht so viel Zeit für mich. Aber natürlich ist der Beruf schon sehr umfassend.

Welche Möglichkeiten haben einzelne Bürgerinnen und Bürger, um Ihr Projekt zu unterstützen?

Das muss man ganz klar sagen: Das ist die Spende im Einzelfall für eine bestimmte Patientin oder einen Patienten. Es hört sich ein bisschen abgedroschen an, aber es ist wirklich so, dass man mit Geld am meisten helfen kann. Die Betroffenen wissen selber am besten, ob sie gerade ein neues Medikament brauchen oder die Fahrtkosten damit bezahlen müssen.

Sicherlich gewinnen Sie durch Ihre Arbeit viele neue Eindrücke und Perspektiven. Welches bisherige Ereignis war für Sie besonders prägend?

Alles ist prägend. Wenn man die Schicksale ungefiltert von den Betroffenen erzählt bekommt, dann nimmt einen das sehr mit. Ab und zu gibt es aber wirklich extreme Schicksale. Im Moment haben wir einen Fall mit einem sechzehnjährigen Mädchen, das an Leukämie erkrankt ist. Glücklicherweise haben wir sie finanziell unterstützen können, so dass sie sich mit ihrer Familie ein Auto anschaffen konnte. Das Auto war dringend notwendig, da sie für ihre Nachsorge zwei bis drei Mal pro Woche in die Klinik muss. Da waren wir natürlich sehr stolz drauf. Die Familie wohnt jedoch im Ort Bad Münstereifel und das ist genau im Katastrophengebiet. Jetzt hat das Auto einen Totalschaden. Das ist furchtbar. Wir versuchen jetzt, der Familie noch mal zu helfen, aber das ist natürlich schwierig, weil momentan ganz viele Menschen in dem Gebiet Hilfe benötigen. Solche Schicksale berühren einen schon besonders.

Was erhoffen Sie sich für die Zukunft Ihres Projektes?

Die Menschen sollen uns kennen. Meine Wunschvorstellung ist, dass Menschen, die durch eine Erkrankung oder einen Schicksalsschlag in finanzielle Not kommen, "Sonnenherz" im Kopf haben und unser Hilfsangebot kennen. Wir haben im Moment 26 Projekte über ganz Deutschland verteilt, aber wir wollen noch mehr Menschen helfen. Von daher ist es meine Vision, dass wir bekannter sind, dass die Menschen automatisch wissen, dass sie sich an uns wenden können und über uns Hilfe bekommen. Wichtig ist es mir persönlich, den Menschen mitzugeben, dass es unglaublich wertvoll ist, wenn man einem anderen helfen kann. Man kann etwas bewirken - das ist eines der schönsten Gefühle.

Mehr Informationen zu den Projekten und Spendenaufrufen: www.fkh-sonnenherz.de.

© SZ vom 23.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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