Freising:Gestaltungsbeirat lobt Neubaugebiet "Neustifter Feld"

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Auch die geplante Bebauung des Neustifter Felds in Freising erhitzt weiterhin die Gemüter der Anwohner. (Foto: Johannes Simon)

Die nach Anwohnerprotesten abgespeckte Version mit Wohnungen für etwa 350 Menschen wird als sehr qualitätsvoll und verträglich gesehen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Das umstrittene neue Wohnquartier auf dem Neustifter Feld ist am Montag seiner Verwirklichung einen Schritt näher gekommen. Der Gestaltungsbeirat des Stadtrats hat einen überarbeiteten Entwurf für das gut 1,6 Hektar große frühere Erdbeerfeld begutachtet - und vor allem mit viel Lob bedacht. Die Experten sprachen von einem "sehr qualitätsvollen, ausdifferenzierten Beitrag", nannten die Aufgabe "durchaus verträglich gelöst" und bescheinigten den Planern "eine gute Ausgewogenheit zu den Freiräumen". Die in der Vergangenheit von Anwohnern massiv kritisierte Dimension des Vorhabens nannten sie im Gegenteil "unkritisch".

Zuvor hatte Johannes Petzl vom Büro "Planetz" noch einmal kurz die Vorzüge des neuen Baugebietes mitten im Freisinger Stadtteil Neustift hervorgehoben. Die Möglichkeit, hier über das Baulandmodell der Stadt Freising auch kostengünstigen Wohnraum zu schaffen, die heterogene Struktur im Umfeld und die gute Anbindung an das Freisinger Wegenetz nannte er dabei ebenso wie den Umstand, dass es sich bei dem Neustifter Feld um eine einfache Wiese - ohne Bäume und kaum von Lebewesen besiedelt - handele, man also keine wertvolle Grünfläche zerstöre.

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Vier- statt fünfstöckig, aber womöglich ein siebengeschossiges Gebäude

Stattdessen sollten hier unter anderem bis zu 80 neue Bäume gepflanzt werden, die Dächer könnten begrünt und mit Solarflächen ausgestattet werden, warb Petzl für die Klimaverträglichkeit des Projekts, gegen das im Vorfeld bekanntlich eine Anwohnerinitiative mobil gemacht hatte. Zu dicht erschien zahlreichen Neustiftern die hier geplante Bebauung, zu hoch die vorgesehenen Gebäude, nicht ausreichend die Verkehrserschließung.

Tatsächlich präsentierte Petzl dem Gestaltungsbeirat nun eine - gegenüber den ersten Entwürfen - reduzierte Planung. So sollen statt der ursprünglich geplanten vier fünfgeschossigen Häuser im Zentrum des Areals nun nur noch vier Stockwerke gebaut werden. Allerdings liebäugeln die Planer immer noch damit, mindestens eines dieser Gebäude vielleicht sogar bis zu sieben Stockwerke in die Höhe wachsen zu lassen. Dafür soll die Bebauung an den Rändern des künftigen Viertels wieder niedriger ausfallen, an der Heinbogenstraße soll der Geschosswohnungsbau durch "Townhouses" ersetzt werden - übersetzt: Reihenhäuser.

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Oberbürgermeister Eschenbacher nannte die überarbeitete Planung einen "guten Kompromiss"

Etwa 350 neue Einwohner könnten hier nun Platz finden, die Anwohner hatten zu Beginn der Planung bis zu 800 neue Nachbarn befürchtet. Ergänzt wird das neue Viertel noch um einen Kindergarten, einen Spielplatz und eine Mobilitätsstation mit Leihrädern und Ladestationen. Die Autos sollen möglich unterirdisch verschwinden, um oben nicht wertvolle Flächen zu beanspruchen. "Das ist ein guter Ort für ein ambitioniertes Mobilitätskonzept als Einstieg in die Verkehrswende", sagte Petzl.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher nannte die überarbeitete Planung einen "guten Kompromiss", äußerte aber die Befürchtung, dass das einzelne siebenstöckige Punkthaus "möglicherweise doch wieder eine emotionale Komponente habe", sprich: dass sich der Protest daran erneut entzünden könnte. "Mit allem anderen kann man den Bürgern gut entgegentreten", so sein Fazit.

Hohe Wohnqualität trotz Geschosswohnungsbau erwartet

Widerspruch kam von Beirat Rudolf Hierl. Das Punkthaus sei eine schlüssige Antwort auf die Topografie des Geländes, beschwichtigte er - mit der nahen Neustifter Kirche als Gegenpol. In dem neuen Quartier sei eine hohe Wohnqualität trotz des Geschosswohnungsbaus zu erwarten, die Anwohnerbeteiligung sei bisher gut gelaufen, lobte er weiter: "Der Entwurf sieht recht einfach aus, aber da hat jemand sehr lang hingebrütet."

© SZ vom 16.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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