Umstrittenes Vorhaben in Freising:Anlieger äußern erneut ihren Unmut

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Auch die geplante Bebauung des Neustifter Felds in Freising erhitzt weiterhin die Gemüter der Anwohner. (Foto: Johannes Simon)

Die Bürgerinitiative gegen die geplante Bebauung des Neustifter Felds kritisiert in einem offenen Brief die "einseitige" Darstellung der Stadt im Planungsausschuss. Im Rathaus weist man die Vorwürfe zurück

Von Thilo Schröder, Freising

Nachdem die geplante Bebauung des Neustifter Felds empörte Anwohner im Sommer dazu veranlasst hatte, eine Bürgerinitiative gegen die Pläne zu gründen, war die Bebauung Ende Juli Thema im Planungsausschuss. Gut 100 Anlieger waren dabei anwesend. Zufrieden mit dem, was sie dort hörten, waren sie offensichtlich nicht. Denn die Initiatoren haben jetzt erneut einen offenen Brief an OB Tobias Eschenbacher, die Verwaltung und den Stadtrat verfasst und darin ihren Unmut über das Vorgehen deutlich gemacht.

In dem Dokument kritisieren sie die Darstellung der Stadt im Planungsausschuss als "einseitig". Unzutreffend und irreführend sei die Aussage, wonach das Planungsgebiet mit anderen, entfernter gelegenen Arealen, die in Geschosswohnungsbau erschlossen sind, eine städtebauliche Einheit bilden würde. Verkehrstechnische Maßnahmen im weiteren Umfeld des Areals, gerade in den bereits stark belasteten Straßenzügen, seien offenbar aufgrund des engen Umgriffs des vorgesehenen Bebauungsplans gerade nicht vorgesehen.

Die Stadt verweist auf Nachfrage darauf, dass in der Sitzung sehr wohl zentrale Bedenken offen angesprochen und im Austausch von Verwaltung und Politik diskutiert worden seien. "Im Mittelpunkt jener Sitzung standen aber nicht planerische Details, sondern das weitere Verfahren für eine geordnete Bauleitplanung, die selbstverständlich auch eine umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung beinhaltet", sagt Pressesprecherin Christl Steinhart. "Der Vorwurf der Einseitigkeit trifft also weder Inhalt noch Thema oder Ziel der Sitzung und kann deshalb nicht nachvollzogen werden." Die Stadt begrüße "ausdrücklich" Interesse und Engagement von Bürgerseite.

Die Bürgerinitiative fordert eine "maßvolle, nachhaltige, den Charakter des Stadtteils Neustift erhaltende Bebauung" des auch als Erdbeerfeld bekannten Areals. Konkret solle mit einer Geschossflächenzahl (GFZ) von maximal 0,65 bebaut werden; die GFZ berechnet sich aus der Summe aller Geschossflächen geteilt durch die Grundstücksfläche des Areals. Außerdem sollten Gebäude maximal drei Geschosse hoch sein, der angrenzenden Bebauung entsprechend. Zudem solle der Stellplatzschlüssel der Stadt angewendet und die Zahl der Stellplätze nicht reduziert werden. Zufahrten zu oberirdischen Stellplätzen, Anlieferzonen sowie Zu- und Abfahrten zu Tiefgaragen sollten gleichmäßig auf alle angrenzenden Straßen verteilt werden. Für Neustift solle die Stadt ein "großräumiges Verkehrskonzept" erstellen.

Auf einige Bedenken hatte die Stadt vor der Sitzung im Juli bereits reagiert und zumindest auf die ursprünglich geplanten fünfstöckigen Gebäude verzichtet. Die Bürgerinitiative kritisiert nun indes: "Die Reduzierung um lediglich ein fünftes Geschoss bei vier der geplanten 15 Gebäude kann nicht ausreichen!" Auf die Zusage der Stadt, sämtliche Einwendungen zu beantworten, seien überdies bislang noch "keinerlei Antworten" erfolgt.

Zu dem Vorwurf heißt es bei der Stadt, man werde die Anfragen noch beantworten, habe die Planungen auf deren Grundlagen in den vergangenen Monaten "nochmals überarbeitet". Der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans Nr. 162 "Neustifter Feld" sei inzwischen auf dem Stadtportal einsehbar. Vom 3. November bis 3. Dezember könne sich die Öffentlichkeit im Baureferat der Stadt Freising, Amtsgerichtsgasse 1, Schaukasten im Erdgeschoss, über Ziele, Zwecke und Auswirkungen der Planung informieren und diese erörtern. Möglichst zeitgleich werde man zu den bislang gemachten Äußerungen in Form von Fachinformation sowie Machbarkeitseinschätzungen Rückmeldung geben. "Im weiteren Verfahren wird der Öffentlichkeit selbstverständlich nochmals Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben."

Die Initiatoren wiederum bitten die Stadt, die Bevölkerung in der Bürgerversammlung am 11. November über den Stand der Planungen und die Haltung der Neustifter dazu zu informieren. Des Weiteren solle es eine Stadtteilversammlung mit "wirklicher Beteiligung" der Anwohner geben. Das Neustifter Feld werde ein Thema bei der Bürgerversammlung sein, bestätigt die Stadt. Diese werde auch über den Youtube-Kanal der Stadt übertragen. Wegen der Corona-Pandemie werde aber nur diese eine Versammlung im Herbst stattfinden; da bei einzelnen Themen in die Tiefe zu gehen, könne schwierig sein.

© SZ vom 28.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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