Normalerweise gibt es harte Diskussionen im Freisinger Kreistag, wenn Gemeinden Gebiete aus Landschaftsschutzgebieten herausnehmen wollen, um sie bebauen zu lassen. Diesmal im Planungsausschuss aber war es anders. Denn das Grundstück, auf dem die Gemeinde Neufahrn einen zehn Hektar großen Freiflächen-Solarpark zulassen und ein entsprechendes Sondergebiet ausweisen möchte, ist weder ein ökologisches noch ein landschaftliches Kleinod. Vielmehr ist das Dreieck aus intensiv genutzten Äckern eingezwängt zwischen der Neufahrner Gegenkurve, auf der die Züge aus Regensburg zum Flughafen fahren, der Bahnlinie Freising-München und der Autobahn A 92.
Dem Baurecht muss trotzdem Genüge getan werden, und so war im Ausschuss über die Herausnahme des mit Eingrünung 14 Hektar großen Areals zu entscheiden. "Wenn eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage irgendwo Sinn macht, dann da", betonte Neufahrns Bürgermeister und Kreisrat Franz Heilmeier (Grüne) in der Sitzung. Die fragliche Fläche liegt ganz im Südosten des Landschaftsschutzgebiets "Freisinger Moos und Echinger Gfild" und ist, so schreibt Neufahrn im Antrag auf Herausnahme, bezüglich Lärm und Landschaftsbild so erheblich vorbelastet, "dass hier nicht mehr von einer Einhaltung der Schutzzwecke des Landschaftsschutzgebiets gesprochen werden" könne.
Kritik am Solarpark kam vom Landesjagdverband
Auch Jörg Steiner, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Freisinger Landratsamt, hatte kein Problem mit dem Solarpark auf dem Acker. Bei der öffentlichen Auslegung seien wenig Stellungnahmen eingegangen und davon nur eine negative, vom Landesjagdverband. Der vermisste klare Aussagen zur Einfriedung und befürchtete, das Areal stehe dann nicht mehr als Lebensraum für frei lebende Tiere zur Verfügung und die Jagd werde eingeschränkt. Die Landkreisverwaltung wies darauf hin, dass die Jagd in dem von Infrastruktur eingeschlossenen Gebiet "ohnehin problematisch" sein dürfte.
Aus versicherungsrechtlichen Gründen wird es zwar einen Maschendrahtzaun um den Solarpark geben, der aber soll für Kleinstlebewesen und Niederwild durchgängig sein. Außerdem sind zwischen den Modulen vier Meter Abstand, wo eine artenreiche Wiese wachsen soll. Die Elemente für die Fotovoltaikanlage sind knapp vier Meter hoch und auf im Boden verankerten Gestellen angebracht. So wird eine großflächige Bodenversiegelung vermieden. Bauen wird die Anlage die Firma "Onesolar" aus Eching im Kreis Landshut, beim Betrieb arbeitet man mit der Bürger Energie Genossenschaft "Freisinger Land" zusammen. Grünen-Kreisrat Michael Stanglmaier, der im Aufsichtsrat der Genossenschaft sitzt, betonte, vor dem Hintergrund, dass die Anlage reversibel sei und die Fläche nicht beeinträchtigt werde, sei die Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet vertretbar.
Er erkundigte sich aber, ob dort später auch eine andere Nutzung möglich wäre. Rein rechtlich ja, antwortete der Amtsjurist, fragte aber: "Was soll da für eine Nutzung hin?", im Außenbereich zwischen Schienen und Straßen. Der Ausschuss bewertete das Risiko, hier irgendwann andere Nutzung zu haben, als gering und stimmte der Herausnahme zu. Neufahrn wird seine Ökostrom-Bilanz, mit der es bisher auf den hinteren Rängen im kommunalen Landkreis-Vergleich liegt, alsbald also aufpolieren können. Die Anlage soll Strom für etwa 4000 Haushalte liefern.