Immobilienmarkt in Neufahrn:"Die Zeit läuft uns davon"

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Teures Pflaster: Damit die Preise für Immobilien nicht ins Unermessliche steigen, fordern die Freien Wähler mehr sozialen Wohnungsbau in Neufahrn (hier das Rathaus). (Foto: Marco Einfeldt)

Die Freien Wähler beleuchten den örtlichen Immobilienmarkt und fordern mehr sozialen Wohnungsbau. Doch auch auf Lebensqualität, innerstädtisches Grün und eine gesteuerte Entwicklung muss dabei geachtet werden.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Ein Grundstück? Makler Christoph Hepting muss weit zurückdenken: "Das letzte Grundstück haben wir vor acht Jahren verkauft." Kommt eine Fläche auf den Markt, sehen in der Regel schon Bauträger parat. Freistehende Häuser kosten dann in Neufahrn 1,4 Millionen Euro und ein Reihenhaus auch schon 800 000 Euro. Eine halbe Million muss man für eine Drei-Zimmer-Wohnung hinlegen. Denn der Quadratmeter, der vor 20 Jahren noch für 5000 Euro zu haben war, kostet inzwischen 6500 Euro. Als Mieter ist man mit 11,50 Euro pro Quadratmeter dabei - im Schnitt. Für ein gut 30 Jahre altes 30-Quadratmeter-Appartement muss man dagegen schon mit 450 Euro im Monat rechnen.

Es sind Zahlen, die Heptings fast 50 Zuhörer immer wieder die Köpfe schütteln lassen. Und ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht. Immobilienanlagen werden schon wegen der günstigen Zinsen weiter nachgefragt und so bleibt die Gemeinde Neufahrn im Speckgürtel Münchens ein gefragter Wohnort. Wie man damit umgehen soll, das war Thema der Veranstaltung "#Immobilienmarkt - bessere Wege für Neufahrn", welche die örtlichen Freien Wähler vergangene Woche organisiert hatten.

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Mehr kommunaler Wohnungsbau gegen die Preissteigerungen

Damit Wohnen bezahlbar bleibt, wäre, so ist Makler und Immobilienwirt Christoph Hepting überzeugt, vor allem mehr kommunaler Wohnungsbau nötig: "In dem Bereich muss man mehr tun." Er denkt dabei nicht nur an öffentlich geförderte Wohnungen, welche die früheren Sozialwohnungen abgelöst haben, sondern auch an "Formen von preisgedämmtem Wohnungsbau". Dabei trete die Gemeinde selbst oder über eine Wohnungsbaugesellschaft als Bauherr auf, erklärte Hepting. Dafür gebe es auch viel staatliche Förderung, betonte er. Einheimischenmodelle würde die Architektin Petra Heilgemair, die sich wie Hepting bei den Freien Wählern engagiert, als festen Bestandteil in alle Bebauungspläne integrieren.

Sie hat sich aber auch das Erscheinungsbild Neufahrns vorgenommen und mahnte nun ein übergeordnetes Konzept für die Ortsplanung an. Während noch am innerstädtischen Entwicklungskonzept (Isek) gearbeitet werde, würden "nebenbei schon Fakten geschaffen", kritisierte sie: "Die aktuelle Bautätigkeit überholt das Isek an manchen Stellen." Zum Bespiel würden Flächen, auf denen ehemals Einfamilienhäuser standen, maximal bebaut. Grünflächen blieben dabei kaum noch übrig, so die Architektin, die von "bedrohlichen Szenarien" sprach.

Die Entwicklung eines Ortes sollte an den Interessen der "hier Lebenden" orientiert sein, aber auch an den Bedürfnissen von Menschen, deren Zuzug man durchaus wolle, weil "wir sie hier brauchen", stellte FW-Landratskandidat Helmut Petz fest. Er ist seit Jahren als Richter für Baurecht tätig. Eine Zuhörerin forderte, auch die für den starken Zuzug mitverantwortlichen Firmen zum Wohnungsbau zu verpflichten. Ein Konzept für die weitere Entwicklung sei jedenfalls überfällig, "die Zeit läuft uns davon", findet FW-Bürgermeisterkandidat Norbert Manhart.

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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