Landkreis Freising:Polizei findet geschmuggelte Hundewelpen in Kleinbus

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Die Zwergspitze waren in schlechter körperlicher Verfassung und wurden viel zu früh von der Mutter getrennt. Jetzt müssen sie drei Monate in Quarantäne.

Von Kerstin Vogel, Neufahrn

Mit dem Verkauf von drei kleinen Hundewelpen ein bisschen schnelles Geld zu machen - das hatten offenbar zwei Männer aus Bulgarien vor, die den Schleierfahndern der Verkehrspolizei Freising am Dienstagnachmittag an der Rastanlage Fürholzen-Ost auf der A 9 ins Netz gegangen sind. Weil die ungeimpften Tiere aber nicht hätten eingeführt werden dürfen, ist aus dem Geschäft nun nichts geworden.

Die Fahnder hatten den Kleinbus der 34- und 35-jährigen Bulgaren zunächst einer allgemeinen Kontrolle unterzogen und damit den richtigen Riecher gehabt, wie es im Polizeibericht heißt. In dem Bus fanden die Beamten die drei Hundewelpen, für die der Fahrer zwar Heimtierausweise aushändigte, bei denen es sich offenbar jedoch um ziemlich billige Fälschungen handelte. Echte, zu den Welpen passende Dokumente mit Nachweis der vorgeschriebenen Tollwutimpfung konnten die Männer nicht vorzeigen. Die zwei Hauptbeschuldigtenmüssen sich nun wegen Urkundenfälschung sowie weiterer Ordnungswidrigkeiten verantworten. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wurden die beiden Bulgaren, die in Deutschland keinen Wohnsitz haben, wieder entlassen.

Die Hundewelpen stammten wahrscheinlich aus zwei verschiedenen Würfen der Rasse Pomeranianischer Zwergspitz. Sie wurden nach der Beschlagnahmung an ein Tierheim übergeben. Laut Beurteilung der hinzugezogenen Tierärztin wurden sie viel zu früh von der Mutter getrennt und waren in schlechter körperlicher Verfassung. Da die in Deutschland notwendigen Impfungen fehlen, müssen sie nun in einer Quarantänestation versorgt und von Tierärzten betreut werden. Im Freisinger Tierheim können solche Welpen bei einer fehlenden Tollwutimpfung nicht untergebracht werden, weil die provisorische Quarantänestation dort noch nicht über die Zulassung für die Tollwutkontrolle verfügt, wie Tierheimleiter Josef Popp sagte. Diese hoffe man mit der neuen Station zu bekommen, die man jetzt bauen wolle.

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Das dachte der 49-Jährige nach dem Zusammenstoß. Der Mann war nicht betrunken, wie die Polizei betonte - er hatte offenbar noch nie ein Wildschwein gesehen.

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Mindestens drei Monate müssen die Minispitze jetzt in Quarantäne bleiben, danach würden sie wohl vermittelt, schätzt Popp. Bis dahin müssen die zuständigen Landratsämter für die Unterbringung aufkommen. Je nach Tierheim sind das zwischen 20 bis 30 Euro pro Tag und Tier - plus Kosten für die Impfungen und die tierärztliche Betreuung.

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Hundewelpen enorm gestiegen. Seither floriert auch der Schwarzmarkthandel aus dem Ausland, für "Nachschub" aus Osteuropa ist Bayern eine Art Drehscheibe geworden. Denn in Polen, Bulgarien oder Tschechien werden Hundewelpen nach wie vor ganz offen auf den Wochenmärkten gehandelt, wie Popp weiß. Dabei sind die von dort importierten Welpen oft sehr krank, jünger als erlaubt, zu früh vom Muttertier getrennt - und sie dürften eben auch noch gar nicht eingeführt werden. Das ist erst im Alter von 16 Wochen erlaubt, weil die Jungtiere vorher den verpflichtenden Schutz gegen Tollwut nicht haben können.

Dass skrupellose Händler mit dem Leid der oft schwer kranken Welpen immer noch Geschäfte machen können, liegt auch daran, dass sie offenbar immer noch Käuferinnen und Käufer finden. Dabei könnten die es inzwischen besser wissen, lassen sich die von Polizei, Tierschützern und Veterinärämtern regelmäßig veröffentlichten Hinweise dazu doch leicht nachlesen.

So sollten sich Welpenkäufer unbedingt auch das Muttertier zeigen lassen und dabei auch deren Umgang mit den Welpen beobachten. Die Jungtiere selbst sollten nicht zu dünn oder aufgebläht sein, ein gepflegtes Fell haben und sich nicht apathisch verhalten. Niedrige Verkaufspreise würden oft auf einen unseriösen Züchter hindeuten, diese würden zudem oft mehrere Rassen anbieten: "Bei mehr als zwei Rassen und mehr als vier Würfen im Jahr, sollten Sie hellhörig werden", heißt es in den Tipps zum Welpenkauf weiter. Käufer sollten unbedingt auf einen Kaufvertrag, der auch die Haftung des Verkäufers beinhaltet bestehen und sich keinesfalls auf Verkäufe auf Parkplätzen, Märkten, dreckigen Hinterhöfen oder zum Beispiel aus einem Kofferraum heraus einlassen, denn: "Seriöse Züchter möchten wissen, in welche familiären und häuslichen Verhältnisse der Welpe kommt".

Dass die Überwachung illegaler Einfuhren von Hundewelpen immer noch viel zu lasch gehandhabt wird, versteht Popp ebenso wenig, wie Urlauber, die von einem der osteuropäischen Märkte einen Welpen oder Junghund mit nach Deutschland bringen. Denn das Fehlen einer Tollwutimpfung birgt für ihn eine ganz reale Gefahr. Die Inkubationszeit sei bei dieser auch für den Menschen tödlichen Krankheit so lang, dass es bei deren Ausbruch zurück in der Heimat schon zu spät sein könne. "Und es kann sogar reichen, wenn einen der Hund abgeschleckt hat."

© SZ vom 03.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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