Landkreis Freising:Feuerwehren vermissen Geselligkeit

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Beim "Baulichtgespräch" mit Staatsminister Florian Herrmann kritisieren Vertreter die Corona-Vorgaben der Regierung.

Von Peter Becker, Freising

Die Coronabeschränkungen drücken auf das Gemüt der Feuerwehrleute im Landkreis Freising. Gesellschaftliches Leben sei aufgrund der Hygienevorschriften und der Abstandsregel kaum möglich. Auch die Ausbildung der Nachwuchskräfte leide darunter, klagten unter anderem Kreisbrandrat Manfred Danner und Freisings Feuerwehrkommandant Oliver Sturde beim "Blaulichtgespräch" mit Staatskanzleileiter Florian Herrmann (CSU).

"Die Treffen in der Feuerwehr machen viel aus", sagte Sturde. Momentan sei es so, dass die Feuerwehrleute nach einem Einsatz die Gerätschaften reinigten. Früher wären sie dann eine Weile zusammengesessen. "Doch jetzt ist ein Aufenthalt nicht mehr gewünscht", sagte Sturde. "Das Gemeinschaftsgefühl fällt weg", klagte er. Das schlage sich auf die Motivation nieder. Er hoffe, dass es bald Erleichterungen gebe. Denn vielleicht stelle mancher Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehren sonst irgendwann einmal fest, dass sich die einst gemeinsamen Abende mit den Kollegen durch andere Aktivitäten ersetzen ließen.

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Bei praktischen Übungen kann der Mindestabstand kaum eingehalten werden

Bei den Feuerwehren dürfen derzeit nicht mehr als 50 Personen in geschlossenen Räumen zusammenkommen, anders wie bei herkömmlichen Vereinen, bei denen bis zu hundert Menschen erlaubt sind. Das stellt größere Wehren bei Jahreshauptversammlungen vor Probleme. Darüber hinaus seien nur Pflichtübungen gestattet. Herrmann war sich dieser Einschränkung nicht bewusst. Er sei davon ausgegangen, dass die Vereine der Freiwilligen Feuerwehren denselben Regeln unterworfen seien wie herkömmliche.

Wenn Schulunterricht möglich sei, müsse dies auch für die Feuerwehrausbildung gelten, lautete ein Argument. In der theoretischen Unterweisung sei dies problemlos möglich, heiß es. Da müsse man nur die Abstände beachten. Anders dagegen bei den praktischen Übungen. Weil da die Leute ziemlich nahe beieinander stünden, könne der Mindestabstand kaum eingehalten werden. Danner klagte darüber, dass er den Eindruck habe, dass Berufsfeuerwehren bei der Ausbildung an staatlichen Feuerwehrschulen gegenüber Freiwilligen Feuerwehren bevorzugt würden.

Der Kreisbrandrat fragte bei Hermann nach, ob es nicht eine Regelung für Kostenentschädigungen unterhalb des Katastrophenfalls gebe könnte. Dann könne man anderen Landkreisen mit Personal und Gerät zu Hilfe eilen. Im Katastrophenfall übernimmt der Freistaat 80 Prozent der Kosten des Einsatzes. Herrmann überlegte, ob es nicht eine Zwischenstufe zwischen Normal- und Katastrophenfall wie beim Rettungsdienst geben könnte. Diese liege etwa vor, wenn es bei einem Verkehrsunfall eine größere Anzahl von Verletzten gebe. Danner regte an, Landkreise könnten sich zusammentun, um ein gemeinsames Katastrophenschutzzentrum einzurichten. Für einen allein sei dies nicht zu stemmen.

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Die Hilfsfrist für Feuerwehren sollte erst ab Beginn der Fahrt zum Einsatzort berechnet werden

Probleme sieht mancher Kommandant bei der Hilfsfrist für die Feuerwehren. Diese beträgt derzeit zehn Minuten vom Eingang des Notrufes bei der Einsatzzentrale gerechnet. Effektiv blieben aber nur fünf Minuten. Es vergingen zwei Minuten, bis die Daten zum Einsatzort erfasst seien. Dann erfolge die Alarmierung, weitere drei Minuten vergingen, bis die Fahrzeuge starten könnten. Der Wunsch lautet, die Hilfsfrist von zehn Minuten von dem Zeitpunkt an zu berechnen, zu dem die Fahrt zum Einsatzort beginnt. Ansonsten könne es rechtliche Probleme geben, wenn die Hilfsfrist nicht eingehalten werden könne, hieß es.

Florian Herrmann sagt, dass die Zahl der mit Corona Infizierten im Landkreis Freising zugenommen habe, aber die Situation gerate nicht außer Kontrolle. Bis der Normalfall eingetreten sei, müsse man sich von größeren Menschenmengen fern halten. "Da hilft nichts." Deshalb sei es vernünftig gewesen, das Freisinger Volksfest abzusagen. Menschen neigten unter Einfluss von Alkohol zum Leichtsinn, hieß es. Herrmann selbst beobachte, dass die Leute Lokale mieden. Mit Unverständnis reagiert er auf Videos auf Youtube, in denen behauptet werde, das alles nicht so schlimm sei. Er frage sich, was eine Verschwörung von Seiten des Staates für einen Sinn ergeben solle.

© SZ vom 04.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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