Freisinger "Blaulichtgespräch"Gute Sicherheitslage, enge Personaldecke

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Eine Seniorin ist in Unterschleißheim auf den "Falsche-Polizisten"-Trick reingefallen.
Eine Seniorin ist in Unterschleißheim auf den "Falsche-Polizisten"-Trick reingefallen. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Moosburger Polizei-Chef Christian Bidinger zieht beim Termin mit Staatsminister Florian Herrmann eine gemischte Bilanz

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Bei der Polizei in Bayern gibt es derzeit so viele Planstellen wie noch nie, aber es gibt auch so viel zu tun wie noch nie. So fasste Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) am Mittwoch bei seinem zweiten Blaulichtgespräch in diesem Sommer die Lage kurz zusammen. Der Moosburger Polizeichef Christian Bidinger, Thomas Weber, Leiter der Kripo Erding, und ein Vertreter der Verkehrspolizeiinspektion waren erschienen, um dem Staatsminister von ihrer Arbeit zu berichten.

Was die Sicherheitslage im Landkreis Freising betrifft, so ist man einigermaßen entspannt. Christian Bidinger, der hier allerdings nur für Polizeiinspektion Moosburg sprechen konnte, sagte, die Kriminalitätsstatistik für 2018 habe einen Rückgang bei der Anzahl der Straftaten ausgewiesen. Für dieses Jahr müsse man erst noch den Herbst abwarten, in dem erfahrungsgemäß die Zahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Freising steige.

Zur Personallage bei der Polizei sagte Bidinger, dass in der Tat viel getan worden sei, "aber es ist noch nicht alles bei uns angekommen". Es gebe ausreichend Bewerber für Stellen bei der Polizei, doch diese müssten natürlich erst einmal ausgebildet werden, fügte Florian Herrmann hinzu. Auch den gesellschaftlichen Wandel spüre die Polizei, sagte Bidinger weiter. Beamte, die junge Väter seien, gingen mittlerweile ganz selbstverständlich zwei Monate in Elternzeit. "Der fehlt dann und das merkt man dann auch gleich."

Dabei werde der Aufgabenbereich für die Polizei immer umfangreicher und vielfältiger. "Den ganzen Internetkram beispielsweise, den gab's ja vor 15 Jahren noch gar nicht", formulierte es Christian Bidinger, der in diesem Zusammenhang vor allzu großem Vertrauen der Bürger bei Schnäppchenangeboten im Internet warnte.

Da überwiesen manche leichtgläubig große Summen auf ein anderes Konto, beispielsweise für ein Auto, das in Großbritannien zu einem sehr günstigen Preis angeboten werde. Aber das Auto wird nie geliefert und das Geld ist weg. Da sollte man schon "mit etwas mehr Vernunft durchs Leben gehen", sagte Bidinger. "Wertvolle Autos gibt es einfach nicht umsonst."

Kripochef Thomas Weber warnte gleichzeitig vor der Masche der Trickbetrüger, die sich als Enkel oder falsche Polizisten ausgeben, um dann Geld zu fordern. Erst vor ein paar Wochen habe er mit einem Fall zu tun gehabt, bei dem ein Senior an die 200 000 Euro und ein paar kleine Goldbarren einem Fremden einfach so über den Gartenzaun gereicht habe. In München hatte vor einer Woche ein 83-jähriger Rentner 50 000 Euro in einer Plastiktüte vom Balkon seiner Wohnung geworfen, weil er von falschen Polizisten zu dieser Aktion gedrängt worden war. "Die Polizei lässt sich nichts bezahlen", sagte Weber mit Nachdruck. Die Täter seien in solchen Fälle immer schwer zu ermitteln.

Auch rechte Hetze im Internet sei ein Thema. Doch hier sei die Polizei darauf angewiesen, dass dies auch angezeigt werde. "Wir können das personell nicht leisten, dort alles immer zu verfolgen", sagte Kripochef Weber. Aber wenn ein Fall angezeigt werde, dann werde auch ermittelt, versicherte er. Wobei es oft nicht einfach sei, den Täter zu finden, wenn er nicht mit seinem Klarnamen in den Sozialen Netzwerken angemeldet ist. "Aber früher oder später kriegen wir ihn", sagte Weber.

Beim Thema Verkehr sprach Moosburgs Polizeichef Christian Bidinger die Höhe der Bußgelder in Deutschland an, beispielsweise für Falschparker oder Geschwindigkeitsüberschreitungen. Die sind seiner Meinung nach viel zu niedrig. Bidinger nannte zum Vergleich die Schweiz oder die skandinavischen Länder. Da würden Autofahrer bei Geschwindigkeitsüberschreitungen mit Bußgeldern belegt, "die richtig weh tun können". Und das zeige in diesen Ländern auch Wirkung.

© SZ vom 30.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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