Alarm bei der Staatsbrauerei Weihenstephan in Freising:Kleine Ursache, großer Einsatz

Alarm bei der Staatsbrauerei Weihenstephan in Freising: Großeinsatz der Feuerwehr Freising und der Weihenstephaner Feuerwehr Anfang Juli auf dem Gelände der Staatsbrauerei Weihenstephan.

Großeinsatz der Feuerwehr Freising und der Weihenstephaner Feuerwehr Anfang Juli auf dem Gelände der Staatsbrauerei Weihenstephan.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei Chemikalienunfällen geht die Feuerwehr generell erst einmal vom Gefährlichsten des Gefährlichen aus.

Von Nadja Tausche, Freising

Ein vorbeirauschender Einsatzwagen nach dem anderen, minutenlanges Sirenengeheule im Freisinger Westen: Auf dem Gelände der Staatsbrauerei Weihenstephan hat am Mittwochnachmittag ein Großeinsatz der Feuerwehr stattgefunden. Vor Ort waren 32 Einsatzkräfte und fünf Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr, dazu eine Einsatzgruppe der Werkfeuerwehr Weihenstephan. So dramatisch, wie es geklungen haben mag, war das Ganze schließlich aber nicht: Auslöser für den Einsatz war ein geplatzter Schlauch, aus dem Natronlauge ausgelaufen ist. Eine "Gefahr für Menschen und Umwelt" habe dabei zu keinem Zeitpunkt bestanden, sagt Rainer Kohn von der Werkfeuerwehr Weihenstephan, der beim Einsatz dabei war.

Die Lauge sei per Lastwagen zur Brauerei geliefert worden, berichtet Philippe Copien, Leiter der Abteilung Abfüllung und Verpackung bei der Brauerei. Es habe sich dabei um 50-prozentige Natronlauge gehandelt: "An die bloße Haut sollte man die Flüssigkeit nicht bekommen", so Copien. Zum Austritt sei es gekommen, als beim Umpumpen aus dem Lastwagen ein Schlauch geplatzt sei. Die ausgetretene Flüssigkeit ist dann mit speziellem Chemikalienbinder gebunden und aufgenommen worden, wie die Werkfeuerwehr in einer Mitteilung beschreibt. Später sei das Ganze fachgerecht entsorgt worden. "Die Einsatzkräfte verwendeten spezielle Chemikalienschutzanzüge als Eigenschutz", heißt es, zusätzlich sei ein Dekontaminationsplatz errichtet worden.

Alarm bei der Staatsbrauerei Weihenstephan in Freising: Die Natronlauge wurde mit speziellem Chemikalienbinder gebunden und aufgenommen. Auch ein Dekontaminationsplatz wurde errichtet.

Die Natronlauge wurde mit speziellem Chemikalienbinder gebunden und aufgenommen. Auch ein Dekontaminationsplatz wurde errichtet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Mittlerweile seien die Aufräumarbeiten beendet, berichtet Susanne Neumann von der Pressestelle des Wissenschaftszentrums Weihenstephan: "Weitere Folgen sind nicht mehr zu erwarten." Wie viel Lauge ausgetreten sei, könne man nicht exakt sagen, weil die Flüssigkeit verdünnt worden sei. Erschwert worden ist der Einsatz, der gegen 16.30 Uhr stattfand, laut Mitteilung durch das Wetter: Nämlich durch erst hohe Temperaturen und später durch den einsetzenden Starkregen.

Mit Folgen des Lecks ist nicht zu rechnen

Alarmiert worden ist neben der Freiwilligen Feuerwehr Freising und der Werkfeuerwehr auch der ABC-Zug des Landkreises Freising, der sich auf Einsätze mit atomarem, biologischem oder chemischen Gefahrenpotenzial spezialisiert hat. Ob das Großaufgebot an Einsatzkräften nun übertrieben gewesen sei, könne er nicht sagen, sagt Anton Frankl, Kommandant der Freisinger Feuerwehr. Bei einem sogenannten Gefahrguteinsatz gebe es festgelegte Abläufe: "Man geht in dem Moment erst einmal vom Gefährlichsten des Gefährlichen aus", so Frankl. Um was es dann genau gehe, sehe man erst vor Ort. Dass ein solcher Einsatz zugleich als Übung für die Einsatzkräfte genutzt werde, sei nicht der Standard: "Wir lernen zwar aus jedem Einsatz", so der Kommandant, aber wenn man alarmiert werde, sehe man das als Einsatz, nicht als Übung.

Was den Ablauf betrifft, wird in einem Fall wie diesem die Integrierte Leitstelle in Erding informiert, wie Kohn von der Werkfeuerwehr berichtet. Dort schätze man die Situation ein und alarmiere die entsprechenden Stellen. Für den Bereich des Campus der TU ist eigentlich die Werkfeuerwehr zuständig, je nach Gefahrenlage werden aber auch zusätzliche Stellen alarmiert. Ob das Großaufgebot an der Brauerei übertrieben war, kann auch Kohn nicht beurteilen - "aber im Nachhinein sind immer alle gescheiter", sagt er.

Dass es bei einer Anlieferung von Material an die Brauerei zu einem Feuerwehreinsatz komme, passiert Kohn zufolge selten, "aber es kommt schon mal vor". Einen finanziellen Schaden hat die Brauerei durch den kaputten Schlauch derweil nicht erlitten: Den Inhalt des Lasters habe man schließlich noch abtanken können, erzählt Copien.

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Produktion Brauerei Weihenstephan, 2006

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