Studieren und forschen in Freising:Für alle Welt attraktiv

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Auch die Campus-Bibliothek steht auf dem Besichtigungsprogramm. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Angebot auf dem Weihenstephaner Campus erfreut sich bei Forschenden und Studierenden aus dem Ausland großer Beliebtheit. Ob das am Standort in der Nähe von München liegt oder an den Maßnahmen zur Internationalisierung, ist ungewiss.

Von Thilo Schröder, Freising

Hochschulen in Deutschland haben zuletzt viel in Internationalisierungsstrategien investiert. Sind diese erfolgreich? Wie ernsthaft werden sie verfolgt? Wie viele Menschen aus dem Ausland besetzen heute Professuren, sind als wissenschaftlich Beschäftigte angestellt oder studieren? An der TUM School of Life Sciences (vormals Wissenschaftszentrum Weihenstephan) hat sich ihr Anteil in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) studieren in manchen Fächern fast nur ausländische Studierende, unter dem wissenschaftlichen Personal ist ihre Anzahl um ein Drittel gestiegen.

Zehn von 64 Professuren an der TU München in Weihenstephan sind demnach mit Menschen aus dem Ausland besetzt, davon acht aus Europa und je einer aus Asien und Australien/Ozeanien. Das entspricht einem Anteil von 16 Prozent (2011: fünf Professuren oder acht Prozent). Bei den weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind etwa 200 von 700 aus dem Ausland (aus Europa: 105, Asien: 60, Süd- und Mittelamerika: 20, Afrika: 15, Nordamerika: fünf, Australien/Ozeanien: zwei) - ein Anteil von 29 Prozent (2011: 100 von 675 oder 15 Prozent). Von 4350 Studierenden sind 1050 ausländisch (24 Prozent), 2011 waren es noch 400 von 3650 (elf Prozent). Nach Herkunftsregion: Asien: 420, Europa: 385, Amerika: 160, Afrika: 80, Australien/Ozeanien: fünf.

Auch an der HSWT ist man international besetzt

An der HSWT sind 27 wissenschaftliche Stellen (Professuren, Lehrkräfte, wissenschaftlich Beschäftigte) mit Personal aus dem Ausland besetzt; 2015 waren es noch 20. Neun von ihnen kommen aus West-, Nord- oder Südeuropa, sieben aus Osteuropa und Südkaukasus, vier aus Asien/dem Pazifikraum, je zwei aus Nordamerika und Subsahara-Afrika sowie je einer aus Lateinamerika, Nahost und Südosteuropa. 407 ausländische Studierende gibt es, nach eigenen Angaben der höchste Stand seit Beginn der Statistik 2014. Im Wintersemester 2014/15 kamen demnach 352 Studierende aus dem Ausland.

Die HSWT verweist auf Programme wie den International Master of Landscape Architecture, der fast ausschließlich von ausländischen Studierenden belegt werde. Es gibt ihn seit 20 Jahren. Ebenso alt ist der Internationale Masterstudiengang Agrarmanagement, den bis heute Studierende aus 38 Ländern studiert haben, zunehmend aus Afrika. Beim neu eingeführten Master Climate Change Management kommen 36 Prozent der Studierenden aus dem Ausland, davon drei Viertel von außerhalb Europas. Im Studiengang International Management of Forest Industry kommt die Hälfte der Studierenden aus dem Ausland, davon 40 Prozent von außerhalb Europas.

Die Universitäten in Freising bemühen sich um Menschen aus dem Ausland

Im deutschlandweiten Vergleich steht der Hochschulstandort Weihenstephan damit ganz ordentlich da. Allerdings sind Berlin und München generell bei Forschenden und Studierenden aus dem Ausland sehr beliebt. Das zeigen diverse Studien aus den vergangenen Jahren. Inwieweit die Maßnahmen zur Internationalisierung von TUM und HSWT dazu beitragen, lässt sich also nur schwer abgrenzen. Fest steht: Beide bedienen sich diverser Maßnahmen, um für das Ausland attraktiv zu sein.

Campus in Weihenstephan
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An der TU in Weihenstephan widmet sich ein eigenes Team dem Thema. Vor acht Jahren hat die Universität zudem ein "international wettbewerbsfähiges Karriereangebot für junge Professorinnen und Professoren eingeführt": das "TUM Faculty Tenure Track". Zur "Research Opportunities Week" werden jährlich rund 50 Nachwuchsforschende nach München, Garching und Freising eingeladen, auf sie warten zweijährige Stipendien.

Es gibt immer mehr englischsprachige Studiengänge

Attraktiv ist auch das wachsende Angebot an englischsprachigen Studiengängen, in Weihenstephan zuletzt der Masterstudiengang Agricultural Biosciences. Zudem hat die TUM über 160 Partneruniversitäten; in Weihenstephan wurden jüngst Abkommen mit den niederländischen Unis in Wageningen und Amsterdam sowie der Virginia Tech in den USA abgeschlossen.

An der HSWT hat man schon 1992 ein Akademisches Auslandsamt gegründet, 2019 die Strategie "HSWT goes International" erarbeitet. Damit sollen Studierende "für den internationalen Arbeitsmarkt qualifiziert werden, die HSWT will verstärkt internationale Studierende und Lehrende gewinnen und sich verstärkt in internationalen Kooperations- und Forschungsvorhaben engagieren", so die Pressestelle.

Konkret will man internationale Kompetenzen stärken, die Willkommenskultur der Hochschule fördern, vermehrt an Netzwerktreffen teilnehmen und internationale Strukturen ausbauen. Zudem gibt es Doppelabschlüsse - etwa deutsch-französische in den Studiengängen Landschaftsarchitektur, Landschaftsbau und -Management sowie Gartenbau - und ein Gastdozentenprogramm.

Ein wachsender Anteil an Studierenden aus Afrika lässt sich auf das "Network Africa" zurückführen. Verschiedene Projekte sollen "den partnerschaftlichen Austausch von Ideen, Wissen, Konzepten und Personen zwischen afrikanischen Hochschulen und der HSWT im Bereich der angewandten, akademischen Ausbildung in den Lebenswissenschaften" ausbauen.

© SZ vom 01.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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